Das Sardinien der fünfziger Jahre ist eine antike Welt am Rande des Abgrunds. Maria ist sechs Jahre alt und gerade erst "Seelenkind" der alten Bonaria Urrai geworden, nach dem campidanischen Brauch, der es großen Familien erlaubt, die Sterilität anderer durch eine Bewährungsadoption auszugleichen; der stillschweigende Pakt sieht vor, dass die Tochter den Status eines Erben erhält, dafür aber im Gegenzug verspricht, sich im Alter um die Adoptivmutter zu kümmern. Das kleine Mädchen ist zunächst davon überzeugt, dass Bonaria Urrai eine Näherin ist, und tatsächlich sind die Tage durch das Vergehen der Zeit im Heimgeschäft einer dörflichen Menschheit gekennzeichnet, die aus kleinem Elend und Beziehungen besteht, die aus Gesten und Blicken, viel mehr als aus Worten, aufgebaut sind. Vom Dorf als normal akzeptiert, konsolidiert sich die solidarische Adoption zwischen der alten Frau und dem kleinen Mädchen trotz des Zerbröckelns alter Gewissheiten. Durch den privilegierten Blick des heranwachsenden Kindes werden die Widersprüche zwischen Alt und Neu immer offensichtlicher: in der Erfahrung der Pflichtschule und in der Konfrontation zwischen dem christlichen Glauben und den Hinterlassenschaften einer viel älteren Religiosität. Es wird die unvorhergesehene Enthüllung der geheimen Kollektivsünde der accabadura sein - das gewaltsame und bedauernswerte Ende, dem Bonaria beschuldigt wird, die Sterbenden den Sterbenden zu unterwerfen -, die die Harmonie zwischen den beiden Frauen zerbricht und sie beide zwingt, sich mit der uralten Ethik einer sterbenden Gesellschaft und den neuen Werten, die sie drängen, auseinanderzusetzen.