W. Somerset Maugham (1874–1965)

Dieser autobiografisch gefärbte Roman liest sich spannend und mitreißend. Der Protagonist Philip ist - wie der Autor selbst - früh verwaist und bei einem kinderlosen Landpfarrer aufgewachsen. Lange Zeit war er ein sehr einsames Kind und auch ein sehr einamer Jugendlicher. Erst als er die ungeliebte Schule verlässt um nach Heidelberg zu gehen, wendet sich das Blatt. Er findet Freunde und Interessen, studiert schließlich in Paris Kunst. Irgendwann erkennt er aber, dass er nicht genügend Talent mitbringt und wendet sich am Ende dem Beruf seines Vaters zu. Er wird Arzt.
Die titelgebende Hörigkeit empfindet Philip gegenüber dem Mädchen Mildred, der er völlig verfällt. Immer wieder rettet er sie und hilft ihr, obwohl sie ihn nur ausnutzt und verachtet.
Der Autor hat ein wunderbares Talent Personen zu beschreiben, ob das nun Hauptfiguren sind wie Philip oder Mildred oder Nebenfiguren. Jeder Lehrer im Internat stand mir deutlich vor Augen. So wird man sehr nah in Philips Geschichte hineingezogen und am Ende hätte ich gern noch gewusst, wie es weitergeht mit ihm.
Was mir immer gut gefällt an älteren Büchern, wenn über die damals aktuelle Kunst (Goethe, Ibsen, Wagner, Manet, Degas) geurteilt wird. Hundert Jahre später weiß man ja, wen die Geschichte wie bewertet.
Ausserdem hat das Buch oft auch ein kleines Augenzwinkern, was mir bei all der Tragik auch gut gefiel.… (mehr)

Viele Bücher beugen sich zum Leser herab, als ob diese nichts vom Leben verstünden. Andere erzählen umständlich von Rätseln und Anklagen, sie entlassen einen mit dem unguten Gefühl, nichts, aber auch gar nichts verstanden zu haben.

Ganz anders W. Somerset Maugham (WSM): er taucht hinab in das zutiefst Menschliche, in Seelen und leuchtet diese nach allen Regeln der einfach natürlichen, verständlichen Satzkunst aus. Wir nehmen teil an den Sorgen und Nöten des (autobiografisch angelegten) Protagonisten, an Gesprächen mit Freunden, der ersten Liebe, Reisen, Feiern - wir diskutieren über Gott und die Welt und natürlich um den Sinn des Lebens. Nichts ist erkünstelt, alles bleibt verständlich und diskutiert den Lauf eines Lebens in seinen unwahrscheinlichen, erfreulichen, aber auch niederschmetternden Wandlungen.

"Als ich zwanzig war", sagte Maugham, "sagten die Kritiker, ich sei brutal; als ich dreißig war, ich sei vorlaut; als ich vierzig war, ich sei zynisch; als ich fünfzig war, ich sei hinreichend zulänglich, und jetzt, in meinen Sechzigern, sagen sie, ich sei oberflächlich.“ Nichts an diesem Buch ist oberflächlich, jede Seite spannend, prall gefüllt mit allen Gedanken, die jeder von uns ebenso lebt und erhofft. WSM hat im echten Leben zeitlebens gestottert, sein Protagonist hinkt - stellvertretend für unser aller Leiden, die wir im Leben erkennbar oder in der Seele mit uns herumschleppen.

Es ist zeitlose, großartige Kunst, in Sätzen, die erkennen lassen, wie gut WSM beobachten kann und alles in Beschreibungen gießt, Bewertungen sind ihm fremd. Über das Leben zu philosophieren zwischen Neigung und Pflicht, zwischen Kunst und Alltag, zwischen Liebe und Hass. Nichts daran ist anders heute, nur dass wir ein paar Optionen sowie Informationen mehr haben und die Möglichkeit, schneller von A nach B zu kommen.… (mehr)

Viele Bücher beugen sich zum Leser herab, als ob diese nichts vom Leben verstünden. Andere erzählen umständlich von Rätseln und Anklagen, sie entlassen einen mit dem unguten Gefühl, nichts, aber auch gar nichts verstanden zu haben.

Ganz anders W. Somerset Maugham (WSM): er taucht hinab in das zutiefst Menschliche, in Seelen und leuchtet diese nach allen Regeln der einfach natürlichen, verständlichen Satzkunst aus. Wir nehmen teil an den Sorgen und Nöten des (autobiografisch angelegten) Protagonisten, an Gesprächen mit Freunden, der ersten Liebe, Reisen, Feiern - wir diskutieren über Gott und die Welt und natürlich um den Sinn des Lebens. Nichts ist erkünstelt, alles bleibt verständlich und diskutiert den Lauf eines Lebens in seinen unwahrscheinlichen, erfreulichen, aber auch niederschmetternden Wandlungen.

"Als ich zwanzig war", sagte Maugham, "sagten die Kritiker, ich sei brutal; als ich dreißig war, ich sei vorlaut; als ich vierzig war, ich sei zynisch; als ich fünfzig war, ich sei hinreichend zulänglich, und jetzt, in meinen Sechzigern, sagen sie, ich sei oberflächlich.“ Nichts an diesem Buch ist oberflächlich, jede Seite spannend, prall gefüllt mit allen Gedanken, die jeder von uns ebenso lebt und erhofft. WSM hat im echten Leben zeitlebens gestottert, sein Protagonist hinkt - stellvertretend für unser aller Leiden, die wir im Leben erkennbar oder in der Seele mit uns herumschleppen.

Es ist zeitlose, großartige Kunst, in Sätzen, die erkennen lassen, wie gut WSM beobachten kann und alles in Beschreibungen gießt, Bewertungen sind ihm fremd. Über das Leben zu philosophieren zwischen Neigung und Pflicht, zwischen Kunst und Alltag, zwischen Liebe und Hass. Nichts daran ist anders heute, nur dass wir ein paar Optionen sowie Informationen mehr haben und die Möglichkeit, schneller von A nach B zu kommen.

Ein atem-beraubendes Buch, grad eines das die Axt ist für das gefrorene Meer in uns. (nach Kafka)… (mehr)

Die Eckpfeiler von W. Somerset-Maugham sind diese drei, in dieser Reihenfolge:

Klarheit.
Einfachheit.
Wohlklang.

Wenige Autoren sind mir begegnet, die mit so klaren, einfachen Worten derart Tiefgebendes, Philosophisches ausdrücken können wie er. Somerset Maugham beschreibt in diesem Buch seinen Weg zu diesem unvergleichlichen Stil, die Schriftsteller, die ihn beeindruckt haben, seine Lektoren, die Lernschritte - ein ehrliches, direktes Buch, wohl wissend, dass man selbst von sich nicht alles wissen kann.

Besonders dieser Satz ist im Grunde richtungsweisend für alles, was man lesen möchte: Schriftsteller, die dem Leser große Anstrengungen abverlangen, sind mir nie besonders sympathisch gewesen. (S. 34)

Leider muss man dies auf viel zu viele der aktuellen Autoren anwenden, die fehlende Tiefe durch Komplexität und Verwirrung ersetzen.

Rund um die Vor- und Nachteile des Schriftstellerdaseins - dieses Buch beeindruckt auf einer zutiefst menschlichen, ehrlichen Ebene, die jedem, der diesem Beruf nahe steht, zu Herzen gehen wird.… (mehr)