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Bachtyar Ali

Autor von Der letzte Granatapfel

6+ Werke 92 Mitglieder 7 Rezensionen

Über den Autor

Beinhaltet den Namen: Bakhtiyar Ali

Bildnachweis: Bachtyar Ali

Werke von Bachtyar Ali

Zugehörige Werke

Elemental: Earth Stories (Calico, 3) (2021) — Mitwirkender — 15 Exemplare

Getagged

Wissenswertes

Geburtstag
1960 ?
Geschlecht
male
Nationalität
Kurdistan
Land (für Karte)
Irak
Geburtsort
Sulaimaniya, Irak
Berufe
Schriftsteller

Mitglieder

Rezensionen

„In jener Nacht, als ich nun wider Erwarten zurückkehrte, wusste ich nicht, wo mein Saryasi sich befand. Ich wusste noch nicht, dass wir zwei uns in einer anderen Art von Wüste verlieren würden. In einer Wüste, die weder meine war noch seine.“ (Zitat Seite 15)

Inhalt
„Was immer bleiben wird: Ein Mann kommt aus der Wüste und verirrt sich auf einem Schiff voll mit Flüchtlingen auf dem Meer.“ (Zitat Seite 342) Dieser Mann heißt Muzafari Subdham und war ein bekanntes Mitglied der Peschmerga, als er in Gefangenschaft geriet. Einundzwanzig Jahre lang lebte er in einem einsamen Gefängnis mitten in der Wüste und mit den Jahren wurden alle seine Erinnerungen zu Sand, nur eine blieb, die Erinnerung an seinen Sohn Saryasi Subdhan, der damals erst einige Tage alt war. Als Muzafari freigelassen wird, macht er sich auf die Suche nach seinem verschollenen Sohn. Von Geheimnis zu Geheimnis, von Geschichte zu Geschichte führt ihn seine Reise durch ein Land, das sich in diesen langen Jahren völlig verändert hat und ihm fremd geworden ist.

Thema und Genre
Im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen zwei Granatapfelbäume, die alle Figuren der Geschichte miteinander verbinden, und drei Granatäpfel aus Glas. Ein Thema ist die Suche in vielen Facetten, die Suche nach Liebe, Freiheit, Freundschaft, nach den eigenen Zielen und Träumen, und die Suche eines Vaters nach seinem Sohn. Es geht um das Schicksal der Menschen in einem von Bruderkriegen, Aufständen und Gewalt beherrschten Land. Es sind vor allem die Kinder und die jungen Menschen, denen Kriege die Träume und die Zukunft nehmen. „Ich war aus der Vergangenheit gekommen und nun verbunden mit allen, die keine Zukunft hatten.“ (Zitat Seite 177)

Charaktere
Muzafari Subdham könnte nach seiner Gefangenschaft ein freies, zurückgezogenes Leben führen, doch die Frage, was in jener Nacht vor einundzwanzig Jahren wirklich geschehen ist, treibt ihn an, er muss seinen Sohn finden. Immer wieder trifft er auf seiner Suche Menschen, die ihm Schritt für Schritt weiterhelfen, die ihm jenen Teil der Ereignisse schildern, den sie kennen. Der Autor entwickelt seine Figuren einfühlsam, mit viel Empathie begründet er ihre Stärken und Schwächen, die Motive für ihr Verhalten.

Erzählform und Sprache
Muzafari Subdham erzählt diese Geschichte während der Tage und Nächte, die er mit Flüchtlingen in einem Boot auf dem Mittelmeer verbringt. Es sind viele verschiedene Geschichten und Einzelschicksale, die zu unterschiedlichen Zeiten und an unterschiedlichen Orten stattfinden, die schließlich doch alle eine miteinander verschlungene Einheit bilden. „Ist nicht jede Geschichte ein kleiner Bach, der in einen See fließt und am Ende als Fluss mit Tausenden anderer Geschichten in den Ozean mündet.“ (Zitat Seite 277) Die Erzählsprache des Autors ist tief beeindruckend, ausdrucksstark und bildintensiv.

Fazit
Es ist eine Geschichte voll Poesie, Symbolen, Mythenmotiven und der Magie orientalischer Märchen. Doch so wie der magische Granatapfelbaum gleichzeitig auf dem Boden des Reiches der Realität und des Reiches der Träume steht, so erzählt auch hier dieselbe Geschichte von der grausamen Realität der Kriege und der Schicksale der davon betroffenen Menschen. Das macht diesen eindringlichen Roman zeitlos aktuell in einer Zeit, wo die Politik und die Medien begonnen haben, Kriege gegeneinander abzuwägen, und die Nähe zu Europa die Wichtigkeit bestimmt. Eine Geschichte gegen das Vergessen, gegen das Wegschauen, die Geschichte einer Suche, ergreifend schön und unendlich traurig zugleich.
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Gekennzeichnet
Circlestonesbooks | 3 weitere Rezensionen | Jun 22, 2023 |
„Ich wollte zu einer Realität vordringen, in der Gott und die Schmetterlinge sich versöhnlich und friedfertig begegnen. In der sie sich verstehen und achten.“ (Zitat Seite 266)

Inhalt
Klein-Khandan wächst in einer Zeit der kriegerischen Auseinandersetzungen und der religiösen Fanatiker auf, die streng über die genaue Befolgung der Sitten und Vorschriften wachen. Immer mehr Frauen und Männer verlassen die Heimat und vor allem junge Menschen gehen fort, auf der Suche nach einem Leben in Freiheit und Liebe. Klein-Khandans Kindheit ist abrupt zu Ende, als auch ihre Schwester Perwana verschwindet. Klein-Khandan wird in eine strenge Religionsschule, das Haus der Reue, gebracht, um hinter hohen Mauern und verschlossenen Toren für das Vergehen ihrer Schwester Buße zu tun. Noch ist sie zu jung, um alle Zusammenhänge zu verstehen, aber einige Jahre später will sie die Geschichte ihrer Schwester Perwana erzählen, damit diese nicht vergessen wird. Zuerst jedoch muss sie die Wahrheit finden, um die Ereignisse niederschreiben zu können.

Thema und Genre
In diesem kurdisch-irakischen Roman geht es um religiösen Fanatismus, Politik und die Suche von jungen Menschen nach einem freien Leben nach ihren eigenen Wünschen.

Charaktere
Klein-Khandan will die Geschichte aufschreiben, weil ein Buch etwas für die Ewigkeit schafft, während ihre Freundin Fatana eine begeisterte Geschichtenerzählerin ist. „Wenn du ein Ereignis spontan erzählst, kannst du es nach deinem Geschmack gestalten, ohne Spuren zu hinterlassen.“ (Zitat Seite 265) Die Mädchen lernen einander im Haus der Reue kennen, unterstützen einander und beide geben niemals auf.

Erzählform und Sprache
Die Ich-Erzählerinnen der Geschichte sind Klein-Khandan, die jüngere Schwester von Perwana, und Midiya, die Schwester von Fatana, die viele Eindrücke und Erlebnisse in ihren Heften festhält. So entsteht aus anfangs unterschiedlichen Erzählsträngen mit unterschiedlichen Figuren, Episoden, Ereignissen, langsam eine dicht gewebte Geschichte, deren Teile sich schließlich zu einem Ganzen vereinen. Kann man menschliche Grausamkeit und tiefes Unrecht in einer poetischen und manchmal magischen Sprache erzählen? Bachtyar Ali kann das, in einer eindrücklichen Mischung zwischen der bildintensiven Farbigkeit von orientalischen Märchen und den beklemmend realistischen Schilderungen der allgegenwärtigen Unterdrückung und Verfolgung von Menschen, besonders von Mädchen und Frauen, die einfach nur ein freies Leben führen wollen. Schmetterlinge als Symbol für Liebe, Freiheit, Hoffnung, aber auch gefährdete Zartheit, wirbeln durch die gesamte Geschichte.

Fazit
Diese Geschichte von Perwana, drei Freunden, Klein-Khandan und ihre Freundinnen wird in einer poetischen Sprache geschrieben, die reich an Bildern und Symbolik ist, und gleichzeitig von brisanter, realistischer Dringlichkeit. Den Übersetzenden ist es gelungen, den Zauber dieser Erzähl- und Ausdrucksform auch in die deutsche Sprache zu übertragen.
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Gekennzeichnet
Circlestonesbooks | Jun 17, 2023 |
Nach 21 Jahren wird der kurdische Peschmerga-Kämpfer Muzafari Subhdam aus der Einzelhaft in der irakischen Wüste entlassen. Der Welt entfremdet begibt er sich auf der Suche nach seinem Sohn Saryasi, der kurz vor seiner Geburt das Licht der Welt erblickte. Doch Muzafari Subhdam findet mehr, als er zu finden gehofft hat: Er kommt einem Geheimnis auf die Spur, dass ihn mit gleich drei Personen verbindet, die den Namen seines Sohnes tragen.

Kernthema von Alis Roman ist das Elend des kurdischen Volkes während des Regimes Saddam Husseins. Die Schicksale des Ich-Erzählers Muzafari und der drei Saryasis spiegeln das Schicksal der Kurden im irakisch-iranischen Grenzgebiet wieder. Ihr Leben ist geprägt von Kriegen und Gewalt, sie sind entwurzelt und haben scheinbar keinen Platz in der irakischen Gesellschaft.

Ali hat mit "Der letzte Granatapfel" einen bildgewaltigen Erzählreigen mit überraschenden Volten geschaffen. Der Roman ist der orientalischen Erzählkunst verpflichtet und bewegt sich an der Grenze von realistischer Darstellung der Verhältnisse und märchenhafter Schilderung einer verworrenen Generationengeschichte. Der Roman ist nicht unbedingt leicht zu lesen und verlangt dem Leser einiges an Durchhaltevermögen und Phantasie ab. Der geneigte Leser wird aber mit einem Werk voller Poesie und Magie belohnt. Zudem ist Alis Werk eines der wenigen zeitgenössischen Werke kurdischer Literatur, die auf deutsch erhältlich sind.
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Gekennzeichnet
schmechi | 3 weitere Rezensionen | Dec 10, 2020 |
Muzafari Subhdam ist auf einem manövrierunfähigen Schiff auf dem Weg nach Europa. In den Tagen der Ungewissheit erzählt er seine Lebensgeschichte: Von den langen Jahren im Wüstengefängnis, von der Suche nach seinem Sohn, der sich letztendlich als drei verschiedene Menschen entpuppt, von den weißen Schwestern, die einem Jungen namens Glasherz eben dieses gebrochen haben, vor allem aber von der Welt letztem Granatapfelbaum, unter dem sich die Wahrheit, die Freundschaft und die Weisheit offenbart.
Bachtyar Ali thematisiert das Grauen der Kriege in Kurdistan. Dabei kombiniert er orientalische Märchenerzähltradition mit realistischen Beschreibungen der Kriegsfolgen. Ohne Zweifel ist das ein wichtiges Buch, das tiefe Einblicke in eine Welt und in ein Land vermittelt, die bzw. das nur vermeintlich weit weg ist von Europa. Wirklich weit weg von Europa ist die Art und Weise des Erzählens, an das man sich als Europäer erst gewöhnen muss.
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Gekennzeichnet
koanmi | 3 weitere Rezensionen | Jul 17, 2016 |

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