Machado de Assis (1839–1908)

Nach dem Roman "Dom Casmurro" (ID-B 45/13) hat der Manesse Verlag nun in einer Neu- und Erstübersetzung einen kleinen, geschmackvollen Erzählband des bedeutenden brasilianischen Autors (1839-1908) herausgegeben. In eine Menage á troi sucht der Liebhaber in großer Verzweiflung eine Wahrsagerin auf, die er beseelt verlässt, um kurz darauf von seinem besten Freund, dem er die Frau ausgespannt hat, erschossen zu werden. In einer Variante der Schöpfungsgeschichte ist der Teufel der Erschaffer einer bösen Welt und auf der Arche Noah geraten die Brüder Sem und Japheth in einen unerbittlichen Verteilungskampf. In einer faszinierenden Vielfalt von Stil und Form beschreibt Assis die Abgründe menschlichen Handelns. Sadismus, Ehrgeiz, Habgier und Machtwille sind seine Themen. Ein Nachwort von Manfred Pfister sowie Anmerkungen zu den literarisch-religiösen Bezügen in den Erzählungen, runden den Band ab, der ergänzend für große Bestände empfohlen wird.… (mehr)

In Machado de Assis' berühmtesten Roman berichtet der Ich-Erzähler Brás Cubas aus dem Jenseits in 160 kurzen Kapiteln über sein Leben im Rio de Janeiro des 19. Jahrunderts. Es sind die Memoiren eines wohlhabenden Müßiggängers, der sein Leben lang Arbeit und Verantwortung scheute und so sein irdisches Dasein ohne große Widerstände und Höhepunkte verlebte.

Machado de Assis gilt aufgrund dieses Werks als Initiator des brasilianischen Realismus und prägende Gestalt der brasilianischen Literatur. Diese Huldigungen der Kritik kann ich nur teilweise nachvollziehen, denn zu viele Kapitel verwirren den Leser mit unstimmigen philosophischen Betrachtungen. Hinzu kommt, dass manche der zahlreich verwendeten Allegorien ebenso wie Verweise auf Literatur und Mytholgie reichlich plump wirken.

Einzelne Kapitel überzeugen hingegen mit pointiertem Witz, Weisheit und Beobachtungsgabe. Lesenswert ist der Roman letztlich auch aufgrund seiner Schilderungen Rio de Janeiros im 19. Jahrhundert.… (mehr)