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Marco Balzano

Autor von I'm Staying Here

18 Werke 333 Mitglieder 24 Rezensionen

Werke von Marco Balzano

I'm Staying Here (2018) 175 Exemplare
L'ultimo arrivato (2014) 40 Exemplare
Damals, am Meer (2010) 34 Exemplare
Wenn ich wiederkomme (2021) 32 Exemplare
Café Royal (2023) 7 Exemplare
Pronti a tutte le partenze (2013) 6 Exemplare
Milano (2015) 5 Exemplare
Als ik terugkom roman (2022) 3 Exemplare
Eu Fico Aqui (2023) 1 Exemplar
Balzano Marco 1 Exemplar
Eg verð hér 1 Exemplar
Als ik terugkom 1 Exemplar

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Wissenswertes

Geburtstag
1978
Geschlecht
male
Nationalität
Italien
Geburtsort
Mailand, Italien
Wohnorte
Mailand, Lombardei, Italien
Berufe
Dozent

Mitglieder

Rezensionen

Dieser Roman, der im Italienischen noch treffender "Il figlio del figlio" (Der Sohn des Sohnes) heißt, hat mich sehr berührt.

Der 28 Jahre alte Nino fährt mit seinem Großvater Leonardo und seinem Vater Riccardo von Mailand nach Barletta, eine süditalienische Stadt am Meer in Apulien, um dort die Wohnung des Nonno zu verkaufen. Diese steht seit dem Umsiedelung der Familie vor Jahrzehnten faktisch leer und ist mittlerweile verwahrlost, weil sich die vier Kinder von Leonardo darum nicht kümmern wollten (und konnten) und sich wohl auch darüber gestritten und entfremdet haben.

Die drei Charaktere und die ganze traurige Geschichte sind überzeugend und eindringlich erzählt. Balzano fängt in einer wie ich finde sehr sensiblen Weise eine Tragik ein, die in Italien als familienbiografischer Normalfall gesehen werden könnte: Der Großvater, Landwirt, ist noch Analphabet, lebenslang, muss statt seinen Traum von eigenen Betrieb verwirklichen zu können, mit seiner Familie nach Norditalien auswandern (diese Binnenmigration innerhalb Italiens hat im 20. Jahrhundert viele Menschen betroffen). Mit dem Bildungsaufstieg seiner noch mitgewanderten Kinder geht der Verlust von Identität und Herkunft einher. Für den Enkel ist die Wohnung in Barletta nur noch eine schwache Erinnerung an Strandferien und viel zu heiße, traumatisch langweilige Nachmittage in der Wohnung, an der der Großvater und die Großmutter zu lange als Rückkehrillusion festgehalten hatten. Die Wiederkehr nach Barletta zeigt ihm, dass es sein altes Leben der unhinterfragten Identitäten von Heimat, Männerrolle und politischen Standpunkt nicht mehr gibt, weil diese der Realität schlicht nicht mehr standhalten; an ihre Stelle ist aber nichts gleichermaßen Stabiles getreten, sondern vielmehr eine Orientierungs- und Heimatlosigkeit seines Sohnes und seines Enkel, die analog zum Bildungsaufstieg und Wohlstand der Familie gewachsen sind.

Frauen werden in diesem Buch sozusagen "ceteris paribus" dargestellt, als Konstanten, die Geschlechter-Beziehung wird nicht weiter thematisiert. Das ist aus meiner Sicht ein genialer Kniff Balzanos, um den Fokus auf die seelische, geistige und auch spirituelle Verunsicherung der drei Männer richten zu können.

Eindringlich und wunderschön erzählt.
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½
 
Gekennzeichnet
Florian_Brennstoff | 1 weitere Rezension | Jun 21, 2023 |
„Du verstehst deine Mutter nicht, weil sie dir erlaubt hat, eine andere Frau zu werden.“ (Zitat Seite 276)

Inhalt
Manuel wächst in Rădeni auf, einem rumänischen Dorf nahe der Grenze zu Moldawien. Er ist zwölf Jahre alt, als er eines Morgens erwacht und seine Mutter ist weg. Heimlich hat Daniela die Familie verlassen und ist jetzt auf dem Weg nach Italien, wo sie in Mailand eine Stelle als private Pflegerin angenommen hat. Zurück bleiben Manuel, seine acht Jahre ältere Schwester Angelica und sein arbeitsloser Vater. Angelica muss sich, gemeinsam mit den Großeltern, um die Familie kümmern. Daniela will mit dem Geld, das sie verdient, ihren beiden Kindern eine gute Ausbildung und damit eine bessere Zukunft finanzieren. Besonders Manuel leidet unter dieser Situation, die immer kürzer werdenden Besuche der Mutter, die doch wieder wegfährt. Dann stirbt Opa Mihai, sein einziger Halt. Es gibt Tage, da läuft es für Manuel besser, dieser eine Tag war vom Aufwachen an keiner dieser guten Tage.

Thema und Genre
Dieser Roman handelt von den Migrantinnen, die ihre Familien verlassen, um im Ausland als billige Arbeitskräfte tätig zu sein, meistens als Haushaltshilfen und im privaten Pflegebereich. Es geht um diese Mütter, doch vor allem geht es um das Leben der zurückgelassenen Kinder und Jugendlichen, in ihren Heimatländern „Eurowaisen“ genannt.

Charaktere
Daniela will ihren Kindern eine bessere Zukunft bieten und ist enttäuscht, dass vor allem Manuel ihr Opfer nicht zu schätzen weiß, er fühlt sich von ihr im Stich gelassen, verraten. Manuel würde viel lieber die Landwirtschaftsschule besuchen, als das Gymnasium, das seine Mutter mit ihrer Arbeit in Italien finanziert. Angelica studiert, muss durch den Weggang der Mutter aber die Verantwortung für den Haushalt und den jüngeren Bruder übernehmen, was sie zornig macht und überfordert.

Handlung und Schreibstil
Die Geschichte wird in drei Abschnitten von jeweils einer der Hauptpersonen als Ich-Erzähler, teilweise rückblickend, geschildert. „Außerdem gibt es keine gemeinsamen Erinnerungen, jeder hat seine eigene und macht aus ihr, was er will.“ (Zitat Seite 230) Im ersten Teil beschreibt Manuel diese Jahre, beginnend mit dem Morgen, an dem seine Mutter ohne ein Wort abgereist ist. „Im Leben geht es nur darum, einander nah zu sein, wie bei den Kaninchen im Stall, wenn’s draußen friert.“ (Zitat Seite 30) Das denkt der junge Manuel, wünscht sich die Mutter zurück und ist ihr absolut nicht dankbar. Im zweiten Teil erzählt Daniela, die Mutter, von ihrer Arbeit als Pflegerin und Kindermädchen, von den Menschen, die sie in Mailand betreut hat, von ihrem Alltag und den Lebensumständen während dieser Zeit. Sie ist überzeugt, das Richtige getan zu haben, als sie, zu Hause arbeitslos geworden, ins Ausland arbeiten ging. Dieser zweite Teil verbindet die vergangenen Jahre mit der Gegenwart. Im dritten Teil erzählt die Tochter Angelica die Geschichte in der Gegenwart weiter, es ist zugleich auch ihre Geschichte. In diesem letzten Abschnitt geht es auch um die Frage, ob diese Familie noch einmal zusammenfinden kann. Die Sprache ist leise, klar und einfühlsam.

Fazit
Die Geschichte einer Familie, die plötzlich Tausende von Kilometern voneinander entfernt ist, weil die Mutter das abgelegene rumänische Dorf verlässt, überzeugt, keine andere Wahl zu haben. Dieser Roman beleuchtet vor allem die andere Seite, was macht diese Situation mit der Familie, mit den heranwachsenden Kindern, die in der Heimat zurückbleiben. Die Intention des Autors ist es, auf die Situation aufmerksam zu machen. Diese Geschichte verurteilt nicht, aber sie wirft viele Fragen auf, die zum Nachdenken anregen.
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Gekennzeichnet
Circlestonesbooks | Nov 10, 2021 |
Es ist keine 24 Stunden her, als ich tief seufzend neben meiner Frau ins Bett sank und mein Schicksal beklagte, schon wieder ein… komisches… Buch zu lesen. “Über Südtirol”, sagte ich und meine Frau antwortete, “Oh, nein, Südtirol - Faschismus und Nationalsozialismus, lies doch etwas Leichteres…”

Sie hatte - wie (fast) immer Recht - und Unrecht zugleich. Ja, die Geschichte ist nicht leicht verdaulich: Trina, eine zu Beginn des Romans junge deutschsprachige Lehrerin, lebt im inzwischen buchstäblich untergegangenen Alt-Graun, einem kleinen bäuerlich-geprägten Dorf mit ihrem Ehemann Erich.

Trina durchlebt die Italianisierung (also die versuchte Ausmerzung alles deutschsprachigen und des altösterreichischen Charakters) durch den Faschismus, auf- und überlebt Aufstieg und Fall des deutschen Nationalsozialismus und bleibt in ihrem Dorf, obschon die persönlichen Verluste ihrer Familie ans Unerträgliche grenzen.

Schlußendlich weichen Trina und Erich doch der Gewalt; diesmal derjenigen der Unternehmen, denn die damalige Firma Montecatini überflutet Alt-Graun im Rahmen eines wenig sinnvollen Staudamm-Projektes. (Übrigens hat die heutige Edison S.p.A., Rechtsnachfolgerin von Montecatini, sich dem Autor völlig verweigert…)

Von alldem erzählt Balzano mit großer Empathie, mit Behutsamkeit und Vorsicht. Er verurteilt nicht, sondern beschäftigt sich mit einem Stück Geschichte, über das ich fiel las, auf einer enorm persönlichen Ebene. Wüßte man es nicht besser - Balzano wurde 1978 geboren - so möchte man meinen, er sei dabei gewesen. Als habe er Trinas Verlust der Tochter, des Sohnes, der Heimat und letztlich noch ihres Mannes als mitfühlender Augenzeuge erlebt und ganz schlicht diese Geschichte empfindsam niedergeschrieben.

Nichts ist wirklich leicht an diesem Buch - außer vielleicht der ruhigen Sprache, die unzweideutig erkennen läßt, wem die Sympathie des Autors gehört. Diese Sprache erzählt unaufgeregt und eindringlich von Trina, die wiederum als Ich-Erzählerin ihrer verlorenen Tochter Marica ihr Leben erzählt.

Doch genau das ist wohl der große Verdienst dieses nicht allzu langen Buches - 275 Seiten weist die Print-Ausgabe auf: Die tragische Geschichte eines “ertrinkenden” Tals in Südtirol zwischen Faschismus und Nationalsozialismus auf einer zutiefst persönlichen Ebene “anfaßbar” und “erlebbar” zu machen.
Selbst wer so gar nichts mit Politik, Krieg und Geschichte “am Hut” haben mag, dafür aber ein offenes Herz, der wird sich diesem Buch letztlich nicht entziehen können.

Da fallen ein paar “Längen”, die nicht von der Hand zu weisen und verantwortlich für meinen eingangs geschilderten Seufzer sind, letzten Endes nicht ins Gewicht.
Es bleibt ein eindringliches Bild auf dem Cover: Der denkmalgeschützte Kirchtum von Alt-Graun, der sich über die Fluten erhebt. Darunter liegt eine Geschichte, die Balzano gekonnt und lesenswert auferstehen läßt.


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Gekennzeichnet
philantrop | 16 weitere Rezensionen | Oct 3, 2020 |
„Unsere Häuser, die Kirche, die Straßen, alles lag innerhalb dieser Striche, von denen wir nicht sicher wussten, was sie bedeuteten. Jenseits gab es nur noch die Berge und die windschiefen Lärchen.“ (Zitat Seite 105)

Inhalt
Trina lebt in Graun, einem malerischen Südtiroler Bauerndorf. 1923 macht sie ihr Abitur und will Lehrerin werden. Doch dann kommt Mussolini und mit ihm ein Verbot der deutschen Sprache. Sie erhält keine Anstellung als Lehrerin, doch sie unterrichtet heimlich weiter. Die Nationalsozialisten mit ihrer Aufforderung, nach Deutschland auszuwandern, trennen das Dorf in die Optanten und die Dableiber. Erich, Trinas Ehemann, entscheidet sich zu bleiben, und sie bleibt mit ihm. Doch auch nach dem Krieg kommt ihre Heimat im oberen Vintschgau nicht zur Ruhe. Ein Stausee wird gebaut und sein Wasserpegel soll plötzlich viel höher werden, als ursprünglich geplant.

Thema
In diesem Roman geht es um die wechselvolle Geschichte der deutschsprachigen Bevölkerung Südtirols, um Heimatverlust, Erinnerung gegen das Vergessen, um Familie, persönlichen Mut, politische Willkür und die Flutung des Reschensees.

Charaktere
Trinas Vater ist Schreiner, doch sie will Lehrerin werden. Als junge Frau widersetzt sie sich als Katakombenlehrerin mutig den Faschisten. Nach ihrer Heirat trifft Erich die Entscheidungen, die sie mitträgt. Seine Hauptfiguren umgibt der Autor mit unterschiedlichen Dorfbewohnern, so erfasst er sehr authentisch die verschiedenen Sichtweisen und Entscheidungen, von denen viele in ein einfaches „wir bleiben, hier ist unser Leben“ münden.

Handlung und Schreibstil
Der Autor erzählt die Geschichte von Alt-Graun und Reschen chronologisch in Form von Trinas Aufzeichnungen für ihre Tochter. Dieser Erzählform passt der Autor auch die Sprache an und da die schreibende Trina keine sehr gefühlsbetonte Frau ist, bleibt auch die Sprache unaufgeregt, karg, beinahe sachlich berichtend. Nach einer kurzen Einleitung beginnt sie mit ihrer Jugend und den Vorbereitungen für das Abitur 1923 und endet in einer Zeit, in der Sommerurlauber den Turm im See fotografieren. Ergänzt wird die Geschichte mit Rückblicken in Form von persönlichen Erinnerungen. Denn darum geht es in diesem Buch, nicht nur um die Schilderung der ohnedies bekannten Fakten, sondern vor allem um die persönlichen Schicksale, die damit verbunden sind.

Fazit
Diese mit den historischen Tatsachen verknüpfte Geschichte einer fiktiven Familie erzählt von Widerstand, Verbundenheit mit der eigenen Heimat, von Hoffnung und schließlich vom Verlust. Die ruhige, manchmal beinahe karge Sprache lässt das Geschehen umso eindrücklicher wirken, ein Buch, das nachdenklich macht und beim Lesen ein völlig neues Bild vom Kirchturm im Reschensee ergibt.
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Gekennzeichnet
Circlestonesbooks | 16 weitere Rezensionen | Jul 24, 2020 |

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