Suzanne Barclay (1945–1999)

Die Geschichte ist spannend, die Figuren schön gezeichnet. Der sympathische Clan MacLellen wächst einem so richtig ans Herz. Schon die Geschichte seines Ursprungs ist reizvoll: Ritter trifft Hexe. So hat der Clan immer christliche Tradition mit uralten Bräuchen verknüpft, sind immer wieder seherisch begabte Mädchen geboren worden... Vielleicht mit ein Grund, warum der Clan für sich blieb und ein friedliches, unscheinbares Leben führte.

Leider konnte mich Kierans Besessenheit mit seiner Rache nicht überzeugen. Selbst aus seinen eigenen Worten geht hervor, was für tolle Leute sein Onkel und seine Tante waren. Nur weil sein Onkel schuldbewusst dreingeschaut hat, soll er gleich ein Brudermörder sein? Sogar wenn man ihm dieses Drama noch abkauft, hat doch seine Angst vor erneutem Verrat beinahe etwas kindisches. Was auch immer Unerwartetes geschieht, er brüllt ‘Verrat’ bevor auch nur jemand ein erklärendes Wort einwerfen kann. Wenn er aber wirklich so vom Leben gehärtet sein soll, dann wirkt er auf mich zu wenig abgebrüht. Alles und jedes geht ihm gleich unter die Haut. Das mag zwar sympathisch sein, steht aber im Widerspruch zu dem Bild, dass die Autorin die ganze Zeit zu beschwören sucht. So habe ich es Kieran nie abgekauft, dass er seinen Onkel wirklich umbringen würde.

Laurel ist besser gelungen. Sie ist unschuldig und stark zugleich, begreift, dass Kieran ihre absolute Loyalität braucht, obwohl er es nicht wagt, ihr zu vertrauen. Sie schluckt auch gelegentlich eine Beschwerde herunter, weil sie weiss, dass sie bei ihm mit Sanftmut weiterkommt. Leider ist das Thema ihrer seherischen Begabung etwas überstrapaziert. Während Nesta, die Tante, Bilder willentlich heraufbeschwören kann, hat Laurel Träume, aber auch Ahnungen oder plötzliche innere Bilder. Mir war das immer etwas zu verwaschen und ungenau. Ausserdem scheint die Gabe sogar gegenseitig zu wirken, so dass auch Kieren für kurze Momente Laurels Gesicht sieht, während sie ihn heraufbeschwört. Ich mag zwar durchaus die Idee von Übersinnlichem in Romances, aber es muss dann auch überzeugend rüber kommen, und nicht bloss als breit auslegbare Rettungsmöglichkeit in heiklen Situationen.

Die Liebesszenen sind geglückt. Es wirkt natürlich schon ein wenig lustig, dass Kieran noch Jungfrau ist. Sein ständiges Erröten und Rhys’ Versuche, ihm Tips zu geben (Rhys ist zwei Jahre jünger), passen so gar nicht zum Bild des ruchlosen und leidenschaftlichen Kriegers. Es gibt übrigens eine ähnliche Szene bei Diana Gabaldon, doch damit kann Suzanne Barclay leider nicht mithalten.

Die Beziehung zwischen Laurel und Kieran entwickelt sich etwas sprunghaft, und die beiden verzeihen sich erstaunlich viel. Doch das kann auch mit Laurel’s seherischem Talent zusammenhängen. Komisch fand ich, dass Laurel so bewundernd lauscht, und von Kieran’s Intelligenz überzeugt ist, nur weil er vorschlägt, doch die Wolle der Schafe zu verkaufen!

Ich habe eine Schwäche für Männerfreundschaften, und Rhys ist ein netter junger Mann. Er ist es auch, der Kieran immer wieder vom eingeschlagenen, zerstörerischen Weg abzubringen sucht. Er lässt sich nicht alles von diesem gefallen, bleibt ihm aber trotzdem immer treu.

Duncan und Carina, die erstaunlich gut erhalten sind (sie sind in den 60ern, und das im Mittelalter), geben ein amüsantes Manipulatoren-Paar ab.… (mehr)

Ein wunderschönes Buch mit einem wahren Traumpaar in der Hauptrolle. Lion ist nicht nur ein mutiger und gewandter Krieger, er hat auch Humor und kann sanft und einfühlsam sein, zeigt Gefühle und fürchtet sich auch mal. Liebenswert sind auch seine vergeblichen Bemühungen, nicht auf Paddy, den er ja für Padruigs Sohn hält, eifersüchtig zu sein. Rowena ist völlig überzeugend in ihrer Zerrissenheit: sie trägt eine riesige Verantwortung als Mutter auf ihren Schultern, und doch ist da in ihr noch immer das junge Mädchen, das sich nach Liebe und Spass sehnt.

Die Geschichte mag in meiner Zusammenfassung etwas kompliziert klingen, sie ist es aber nicht. Die Autorin behält immer den Überblick und obwohl sie die Handlung mit viel Tempo vorantreibt, erscheint alles als folgerichtig und nachvollziehbar.

Die Akteure bleiben ihren Rollen treu, Alexanders Wahnsinn und Lions Versuche, ihn zu kontrollieren, aber auch die Intrigen und Beweggründe aller anderen Beteiligten, wirken glaubwürdig.

Die Spannung ist sehr hoch und bleibt bis zum Schluss bestehen. Rowenas und Lions innere Kämpfe sind ebenso gut dargestellt wie die äusseren Auseinandersetzungen. Die beiden sind so menschlich gezeichnet, dass ihr Leiden, aber auch ihr Glück, unter die Haut geht.

Trotz weniger ausgeprägter Sexszenen ist die Erotik zwischen den beiden Helden immer präsent, was für das nötige Prickeln sorgt. Dem Liebesspiel fehlt jede Gewalt, ohne dass es den beiden an Feuer mangelt.

Paddy, so selten er an der Handlung teilnimmt, ist nicht bloss niedliches Beigemüse, sondern ein eigenständiger Charakter.

Oft sind die Lösungen der Konflikte in Romances etwas weit hergeholt, oder die Gründe für die Trennung eines Paares wirken unglaubwürdig. Dies ist hier ganz bestimmt nicht der Fall. Rowena hatte guten Grund, an Lions Treue zu zweifeln, und Lions Krisenmanagement ist überlegt und klug - kein hirnloses Losstürmen, um beeindruckende Heldentaten zu vollbringen, sondern auch die Bereitschaft, zurückzuhalten, sich scheinbar zu unterwerfen.

Bei der abschliessenden Rettungsszene im See wird zwar etwas viel geredet - die Leserin muss schliesslich noch allerhand Geheimnisse erfahren - doch ansonsten sind auch betont actionreiche Szenen perfekt gelungen. Immer wieder gibt es kleine Höhepunkte, in denen man so richtig um die Helden zittern darf - und sich auch mal eine Träne der Rührung abwischt.… (mehr)

Suzanne Barclay hat ein Muster, aber eins das mir immer wieder gefällt... Ein herzensguter Mann, vom Leben gezeichnet, von einer Frau verraten, findet die Liebe seines Lebens (der er aber noch nicht vertraut), die wiederum ihrerseits mit einem Geheminis klar kommen muss...

Etwas unbefriedigend fand ich, dass ich in diesem Buch nicht mehr über Gowains Zeit im Verlies erfahren habe, und auch die Geschichte um seine verstörte Tochter Erin bleibt sehr vage. Vielleicht wird dies in einem anderen Band der Sommerville-Serie erörtert?… (mehr)