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Jurek Becker (1937–1997)

Autor von Jakob der Lügner

33+ Werke 1,289 Mitglieder 17 Rezensionen Lieblingsautor von 5 Lesern

Über den Autor

Werke von Jurek Becker

Jakob der Lügner (1996) 682 Exemplare
Bronsteins Kinder (1986) 186 Exemplare
Amanda herzlos (1992) 69 Exemplare
Der Boxer (1976) 67 Exemplare
Irreführung der Behörden (1973) 50 Exemplare
Aller Welt Freund (1982) 17 Exemplare
The Wall: And Other Stories (2014) 10 Exemplare

Zugehörige Werke

Granta 30: New Europe (1990) — Mitwirkender — 145 Exemplare
Granta 6: A Literature for Politics (1990) — Mitwirkender — 41 Exemplare
Jakob der Lügner (2015) — Autor — 7 Exemplare

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Rezensionen

1943 oder 44: ein namenloses jüdisches Getto. Alles ist verboten: Bäume, Pflanzen, Tiere und natürlich ein Radio. Auf das steht die Todesstrafe. Und doch flüstert Jakob, er hätte im Radio gehört, die Russen seien im Vormarsch, schon bei einer Stadt B... Wie nicht die Hoffnung, seine Menschlichkeit, in einer ausweglosen Situation verlieren? Jurek Becker kam als zweijähriger mit seinen Eltern ins Ghetto von Łódź , dann in die KZ Ravensbrück und Sachsenhausen. Dies sein erster Roman, eine tragische Komödie hat jemand, vielleicht Becker selbst, ihn so genannt. Ein großer Erfolg, mit Recht, er verdient es, auch seiner Sprache wegen, die gefällt mir sehr.

How to encourage hope in a hopeless situation? This book deservers all the praise it got (and being placed on the German school curriculum). Becker writes from his ghetto and KZ experience as a small child. (XI-15)
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Gekennzeichnet
MeisterPfriem | 14 weitere Rezensionen | Dec 6, 2015 |
*Ein Ghetto, Ende des zweiten Weltkriegs: Eines Tages hört der Jude Jakob durch Zufall eine Radionachricht, die verkündet, dass die Russen schon kurz vor Bazanika sind. Im Vertrauen erzählt er es einem guten Freund, doch der will es nicht glauben und so greift Jakob kurzerhand zu einer Notlüge und behauptet, er besäße selbst ein Radio. Von nun an wollen die Bewohner des Ghettos jeden Tag neue Nachrichten hören, denn die geben ihnen Hoffnung, das alles bald vor bei ist. Wohl oder übel lügt Jakob weiter, erfindet immer mehr Schlachten, die die Deutschen verloren haben. Doch nicht alle Ghetto-Bewohner snd Jakob wohlgesinnt, so ein Radio ist etwas gefährliches, es ist unter Strafe verboten und wer eins besitzt, dem droht der Tod.*

Ich habe sehr lange gebraucht, um mit diesem Buch warm zu werden, ungefähr die ganze erste Hälfte, und das liegt vor allem an dem gewöhnungsbedürftigen Schreibstil.

Es wird in verschiedenen Zeitebenen erzählt. Größtenteils berichtet der Ich-Erzähler über die Geschehnisse im Ghetto während Jakob behauptet, er besäße ein Radio. Es wird nicht nur über Jakob, sondern auch über Nebenfiguren, z.B, Mischa und Rosa berichtet. Dieser Teil wird im Präsens erzählt. Dann gibt es die Zeit nach dem Krieg, in der der Ich-Erzähler recherchiert und Zeugen befragt hat, die wird in der Vergangenheit erzählt und schließlich gibt es noch die Zeit lange vor dem Radio, auf die Dauer ist es also ein bisschen verwirrend mit diesen vielen Zeiten.

Eine weitere seltsame Angewohnheit des Erzählers ist es, nicht nur zu erzählen, was denn nun tatsächlich passiert ist, sondern auch, was passier sein könnte, oder was er glaubt, was passiert ist. Es ist deshalb nicht immer leicht Realität und Erfindung auseinander zu halten.

Der dritte Punkt, der mich am Stil gestört hat, ist, dass nicht nur in der dritten Person singular, sondenr teilweise auch mit "du" und "man" geschrieben wurde, und ich habe mich manchmal gefragt: "Warum denn "du", was hat den das mit mir zu tun?"

Aber jetzt zum Inhalt: Viele sagen ja, das Buch sei so berührend, weil es die schlimme Situtation in dem Ghetto so gut darstellt, aber das finde ich ehrlich gesagt nicht. Viel zu oft wurde das Leben ganz normal geschrieben, man konnte glatt vergessen, wo das Buch spielt, bis irgendwann wieder ein Soldat auftauchte. Zwischendurch hatte ich auch das Gefühl, dass der Geschichte irgendwie die Handlung fehtl. Die Charaktere waren mir etwas zu blass, nicht gut genug beschrieben. Bis aus Kowalski und Lina konnte ich mir keinen so richtig vorstellen.

Erst gegen Ende hin wurde "Jakob der Lügner" wirklich gut, die Lage der Juden wurde endlich so dramatisch beschrieben, wie sie eigentlich schon die ganze Zeit gewesen sein muss, die Personen "tauten auf" und wurden irgendwie lebendiger - das kann auch daran liegen, dass ich mich langsam an den Schreibstil gewöhnt hatte.

Das Ende hat mir dann sehr berührt, es war traurig, aber realistisch und genau richtig, für ein Buch wie dieses.

*Fazit: "Jakob der Lügner" schreckt zunächst durch den ungewohnten Schreibstil ab und kann am Anfang weder durch große Spannung noch durch besonders viel Handlung oder interessante Charaktere überzeugen, doch wen das Thema und die Grundidee des Buches interessiert, der sollte bis zum Ende lesen, denn in der zweiten Hälfte wird das Buch wesentlich besser, die Charaktere "tauen auf", die Handlung wird interessanter und vor allem die letzten Seiten sind sehr berührend. Trotzdem gebe ich nur 3 Sterne, das Buch ist eher was für Fans dieses Themas oder dieses Autors.*
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Gekennzeichnet
Mywork | 14 weitere Rezensionen | Jun 1, 2014 |
Jurek Beckers Erstlingsroman, in den persönliche Erfahrungen einflossen, gehört zu den gelungenen Versuchen, das Grauen der Judenvernichtung während des Zweiten Weltkriegs literarisch zu verarbeiten. Becker selbst wuchs im Warschauer Ghetto sowie in den Konzentrationslagern von Ravensbrück und Sachsenhausen auf. Von 1960 bis 1977 lebte Becker, der erst nach 1945 Deutsch lernte, in Ostberlin, wo auch der Roman entstand.
Inhalt: Der Ich-Erzähler, Überlebender eines polnischen Ghettos, schildert die Geschichte des Ghettobewohners Jakob Heym, der durch Zufall im deutschen Polizeirevier aus dem Radio Satzfetzen einer Meldung vernimmt, die fortan das Leben im Ghetto verändern sollte: »In einer erbitterten Abwehrschlacht gelang es unseren heldenhaft kämpfenden Truppen, den bolschewistischen Angriff 20 km vor Bezanika zum Stehen zu bringen.« Jakob kennt diesen Ort nur vom Hörensagen, doch weiß er, dass Bezanika nicht sehr weit vom Ghetto entfernt liegt. Gleichzeitig wird ihm bewusst, dass diese Nachricht den Ghettobewohnern einen konkreten Anlass zum Durchhalten und Weiterleben geben würde, denn mit dem sowjetischen Vormarsch näherte sich auch die Befreiung.
Um die Glaubwürdigkeit seiner Informationen zu erhöhen, behauptet Jakob, selbst über ein Radio zu verfügen, dessen Besitz streng verboten ist. Durch die Notlüge gerät er unversehens in die Zwangslage, ständig neue Nachrichten erfinden zu müssen; sein Lügengewebe führt zu tragikomischen Situationen und das technische Medium wird zum Symbol von Verheißung und Gefahr. Einerseits schöpfen die Ghettobewohner wieder Hoffnung; sie schmieden Pläne, die Selbstmordrate ist rückläufig. Andererseits befürchten einige seiner Leidensgenossen, dass die Entdeckung des Radios durch die deutschen Besatzer letztlich alle gefährden könne.
Jakob tritt seinen Kritikern entgegen, indem er die Wahrheit enthüllt, doch sein Eingeständnis wird nicht erkannt. Als die Lügen seine Kräfte zu übersteigen beginnen, vertraut er sich seinem Freund Kowalski an, der mit dem Geständnis scheinbar gleichgültig umgeht, in der Nacht aber Selbstmord begeht. Jakob begreift, dass er seine Leidensgenossen weiterhin mit Informationen über die bevorstehende Befreiung versorgen muss, doch schon am darauf folgenden Tag werden die Ghettobewohner ins Konzentrationslager abtransportiert. Der Roman bietet dem Leser zwei Schlüsse an: Das »blasswangige und verdrießliche, das wirkliche und einfallslose Ende« schildert den Abtransport aller Ghettobewohner. Doch gegen diesen Schluss erfindet sich der Erzähler ein hoffnungsvolles Ende aus eigener Fantasie: Zwar stirbt Jakob, der Lügner, bei seinem Fluchtversuch, aber das Ghetto wird von den russischen Truppen befreit.
Wirkung: Die außergewöhnliche Leistung des Romans liegt in seiner unpathetischen Darstellungsweise. Becker erzählt mit distanzierter Ironie vom Alltag der Ghettobewohner und verdeutlicht umso mehr Schrecken und Irrwitz der Situation im von Deutschen besetzten Polen. Der Roman wurde 1974 in der DDR verfilmt (Regie: Frank Beyer; Titelrolle: Vlastimil Brodsky); 1999 folgte eine weitere Verfilmung mit Robin Williams in der Hauptrolle (USA, Regie: Peter Kassovitz).
Quelle: Amazon.de
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Gekennzeichnet
hbwiesbaden | 14 weitere Rezensionen | Jan 5, 2011 |

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