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Werke von Jacques Bonnet

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Wissenswertes

Rechtmäßiger Name
Bonnet, Jacques
Geburtstag
1949-07-23
Geschlecht
male
Nationalität
Frankreich
Wohnorte
Paris, Frankreich
Berufe
Autor
Editor
Kunsthistoriker

Mitglieder

Rezensionen

Ein irdisches Paradies, eine immerwährende Zuflucht vor Alter, Krankheit und Tod.

Noch bin ich noch nicht ganz so weit wie Jacques Bonnet (JB), aber auf einem guten Weg dorthin. Bücher sind für mich Tapeten, die ich immer neu sortieren und in kreativen Changierungen drapieren kann. Ungelesene oder gar ärgerliche Exemplare auszusortieren, käme für mich nicht in Frage. Es könnte immer sein, dass ich beim Auf- und Zuschlagen jenen Satz finden, mit dem ich mich einen ganzen Tag unterhalten kann. Schlechte Bücher haben zudem die Angewohnheit, dass sie meine Skepsis und generell das Denken stärker herausfordern als jene, denen ich vorbehaltlos zustimme. Über anderen stehen, sie diskriminieren: wo käme ich hin, wenn ich leugnete, dieser makaberen Fallsucht nicht auch ab und an zu frönen!

Um Bücher wirklich nutzen zu können, muss man sich einen gutes Ordnungssystem zulegen, das aber mit den eigenen Interessen permanent wechselt. Deswegen steht man oft vor einem Heuhaufen, gerade neu umgeschichtet, und sucht jene Perle, die man unbedingt benötigt.
JB erzählt gleich zu Beginn vom Komponisten Charles Valentin Alkan bzw. dem absoluten Albtraum eines Bibliophilen: man fand ihn 31. März 1888 tot auf, erschlagen von seinen Bücherregalen! Deshalb hat JB nur einen einzigen Platz in seiner Wohnung bücherfrei gelassen: es ist jener hinter seinem Bett!

Für JB ist eine Bibliothek das, was einem irdischen Paradies am nächsten kommt. Er sieht dies insbesondere vor dem Hintergrund patriarchalischer Strukturen, die in Frankreich nicht anders ausgeprägt waren als in Deutschland und umschreibt seine Leidenschaft zum Lesen so: Die ungeheure Langeweile der Kindheitstagen ließ sich nur durch Sport oder Lektüre bekämpfen. Letzteres hatte etwas von dem Strom, der von Eden ausging, um sich dann in die vier Paradiesflüsse zu teilen, die sich in die vier Himmelsrichtungen aufmachten. Sie musste mich nur aufnehmen in ihren Fluss, und schon war ich in fernen Ländern mit den merkwürdigsten Sitten und Gepflogenheiten. Ganz genau so erging es mir mit vergangenen Jahrhunderten: es genügte, ein Buch aufzuschlagen, und schon flanierte ich durch das Paris des 17. Jahrhunderts und lief Gefahr, den Inhalt eines in die engen Gassen geleerten Nachttopfes auf den Kopf zu bekommen.

Nach einiger Zeit merkte JB, dass neben diesem Ausbruch aus dem Alltag Bücher auch in der Lage waren, rätselhafte Wirklichkeiten zu dechiffrieren. Bücher waren für ihn ursächlich für die Unruhen im Jahr 1968: Die Kinder waren intelligenter oder zumindest gebildeter geworden als ihre Eltern und begannen nun, bislang ungeklärte Fragen zu stellen, die keineswegs absurd waren, aber erst beantwortet wurden, als die ersten Pflastersteine flogen.

So flogen JB aus Büchern Flucht und Erkenntnis gleichermaßen zu. Und er sieht sich in einer moralischen Schuld, die er immer noch nicht abgetragen hat. Außerdem schicken Sie ihm die Möglichkeit, dem familiären Trott zu entrinnen. Sein Ehrgeiz, viele Bücher besitzen und lesen zu wollen, war unendlich. Wer mehr immer im Internet nach ihm sucht, erhält sofort beeindruckende Bilder von Räumen, in denen er Bücher zum Lesen vorhält. Besonders beeindruckt bin ich vom Tischtennis-Outhouse!

Ich bin regelmäßig Gast einer der schönsten Bibliotheken der Welt, der Stadtbibliothek Stuttgart. Immer wieder bewundere ich die dabei eingeführte Ordnung, die insbesondere auch Suchsysteme auf dem Boden vorhält. Dies ist durchaus ungewöhnlich und nicht überall präsent, man muss sich erstmal daran gewöhnen, an den Füßen Zahlensysteme zu finden. Und doch, bei vieltausendigen Sammlungen ist die Ordnung eine echte kreative Herausforderung. Ich bewundere das dabei in dieser Bibliothek Geleistete!

In der Tat rede ich mit allen Freunden, die ebenso viele Bücher wie ich vorhalten über die Aufteilung der Regalmeter (im Buch Kapitel 3: Ordnen und Sortieren). Unendlich viele Einteilungskriterien dafür gibt es und die Ausführungen von JB sind mehr als lesenswert! Natürlich gibt es keine objektive Einteilung und eine Fülle von subjektiven Kriterien führen zu einem permanenten Rollieren der Regale-Inhalte. Es ist vor allem völlig richtig, dass eine Vielzahl von Büchern in keinster Weise klassifizierter sind. Ich kann hier nur verraten, dass meine ärgerlichen Bücher dort eingereiht sind, wo im Lebensmittelhandel die billigen Konserven stehen. Beim Bücken tut es weh und beim Aufrichten bzw. Verspotten fühlt man sich leichter.

Wenn Sie an der Grenze zur Büchersucht angelangt sind, lässt sie dieses Buch weiter hinüberkippen. Wenn Sie es schon sind, bietet es wunderbare und notwendige Einsichten! Großartig!
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Clu98 | 29 weitere Rezensionen | Feb 24, 2023 |

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