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Ulrich Alexander Boschwitz (1915–1942)

Autor von The Passenger

9 Werke 498 Mitglieder 22 Rezensionen

Über den Autor

Beinhaltet den Namen: John Grane

Bildnachweis: Ulrich Alexander Boschwitz in the early 1930s

Werke von Ulrich Alexander Boschwitz

The Passenger (1939) 477 Exemplare
Menschen neben dem Leben (2019) 14 Exemplare
Cestující (2019) (2019) 1 Exemplar
Podróżny (2019) 1 Exemplar
Putnik : roman (2023) 1 Exemplar
Mensen naast het leven roman (2024) 1 Exemplar
The Fugitive (1940) 1 Exemplar

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Rezensionen

Ein ergreifendes Zeitdokument, das der junge Schriftsteller Ulrich Alexander Boschwitz unmittelbar nach der Reichspogromnacht verfasste. Er schildert den Kaufmann Otto Silbermann, der einen ungeschminkten Blick auf das Deutschland jener Tage wirft und auf seiner Flucht im Zug zunehmend verzweifelt.
Der Autor selbst musste ebenfalls fliehen und starb siebenundzwanzigjährig. Sein Manuskript wurde erst vor wenigen Jahren überarbeitet und publiziert. Eine lohnenswerte Lektüre!
½
 
Gekennzeichnet
Wassilissa | 19 weitere Rezensionen | Aug 30, 2022 |
Vor einiger Zeit wurde der Roman „Der Reisende“ von Ulrich Alexander Boschwitz wiederentdeckt, den der Autor im Jahr 1938 veröffentlichte. Da mich die Geschichte gepackt hatte, war es klar, dass ich auch dieses Buch lesen wollte. Es wurde 1937 in Schweden veröffentlicht.
Im Berlin des Jahres 1920 ist das Leben nicht ganz einfach. Anhand von verschiedenen Personen erzählt der Autor, wie schwierig das Leben ist. Das sind die Armen, die auf der Straße leben, Kriegsheimkehrer, die unter dem Erlebten leiden, und viele andere, denen es dreckig geht. Doch es gibt auch das Berlin, wo man ausgelassen feiert und alles andere vergessen will. Der beschwerliche Alltag kommt schnell genug zurück. Manche wissen sich geschickt durchzuschlagen, anderen können kaum überleben. Die zunehmende Automatisierung der Arbeit macht für diese Menschen die Zukunftsaussichten nur noch trister. Diese Not sorgt für Spannungen in der Gesellschaft, denn wenn man nichts hat, neidet man jedes bisschen den anderen, die ein wenig mehr haben.
Das Buch bietet keine spannenden oder überraschenden Wendungen, es schildert einfach das Leben der Menschen in jener Zeit. Die Personen sind authentisch beschrieben und viele Schicksale sind einfach tragisch.
Ich habe dieses interessante und sehr authentische Zeitdokument gerne gelesen
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Gekennzeichnet
buecherwurm1310 | 1 weitere Rezension | Nov 12, 2019 |
Meine Meinung
Dies ist ein Buch, auf das ich sehr gespannt war, da ich “Der Reisende” richtiggehend verschlungen habe. Das vorliegende Buch ist Boschwitz’ erster Roman. Somit lesen wir hier ein Buch eines jüngeren Autoren, mit einem noch anderen Blick auf die Welt.

Es waren die 30er Jahre in Deutschland, die Jahre nach der Weltwirtschaftskrise, nach dem Ersten Großen Krieg und vor dem Zweiten. Die Industrie erkannte den Wert und die Zeitersparnis durch den Einsatz von Maschinen. Die Arbeitslosigkeit wuchs ins Unermessliche. Und die Krise wurde verstärkt, da all die arbeitslosen Menschen kein Geld für Ausgaben hatten, die durch Maschinen billiger und schneller produziert wurden.

Der zu dieser Zeit noch sehr junge Autor lebte genau mittedrin im Berlin der Dreißiger Jahre und sah den Frust der arbeitenden bzw. nicht arbeitenden Bevölkerung, bis zu seiner Emigration 1935 nach Schweden. Dies spürt man in jeder Zeile des Buches. Es ist keine erfundene Geschichte, keine Erfundenen Schicksale, die sich Boschwitz vorstellen und ausdenken musste. Er hatte genug Menschen mit eigenen Augen begleiten und “studieren” können, die als Vorlage für sein Buch dienen konnten.

Die Sprache als auch Boschwitz’ Schreibstil liebe ich sehr. Leicht und locker fügen sich die Leben und Ereignisse der Protagonisten ineinander. Jede Figur für sich hätte ein eigenes Buch verdient, so kunstvoll und lebendig werden sie beschrieben.

Einen ganzen Tag lang begleitet man den obdachlosen Bettler Fundholz, den zurückgebliebenen Tönnchen, den Kleinkriminellen Grissmann, Elsi und ihren blinden Ehemann Sonnenberg sowie die Wittwe Fliebusch. Und hier zeigt sich auch die größte Schwäche des Romans: Es sind einfach zu viele Protagonisten. Hinzu kommen noch einige Nebenfiguren, von denen man aber auch sehr viel aus ihrem Leben erfährt. Dies führt, auf wenigen 300 Seiten zu einer zu dichten Informationsflut und einem zu schnellen Orts- als auch Personenwechsel, der mir keine so große Lesefreude bereitet hat.

Auch wenn der Autor diesen fliegenden Wechsel recht geschmeidig hinbekommt, störte ich mich sehr daran. Ich wollte weniger im Gesamten und mehr im Einzelnen. So kam für mich das Ende zu schnell und zu drastisch. Obwohl Boschwitz gekonnt auf den Höhepunkt hinarbeitet, fehlt mir wohl der Blick des Zeitgeistes, um diese intensiven Gefühle, die sich in gefühlten Minuten aufstauen und explodieren, nachvollziehen zu können.

Am Ende bleibt die Traurigkeit kein weiteres Buch des Autors mehr lesen zu können, da es kein weiteres mehr geben kann. Sehr gerne hätte ich die Entwicklung des Autors, die persönliche als auch schriftstellerische, weiter verfolgt. So jedoch bleibt nur meine Vermutung, dass uns viele gute Klassiker entgangen sind.

Ulrich Alexander Boschwitz floh 1935 mit seiner Mutter nach Schweden und es ist sehr tragisch, dass dieser damals noch sehr junge Autor 1942 mit dem Schiff unterging und starb, auf dem er sich auf der Rückreise vom Internierungslager von Australien nach England befand, das von einem deutschen U-Boot torpediert wurde. (Quelle: Wikipedia)


Fazit
Ein besonderes Debüt eines sehr jungen Autors, der mit “Menschen neben dem Leben” wundervoll den damaligen Zeitgeist aufs Papier gebracht hat und uns den Blick auf das Leben und die Verzweiflung des kleinen Mannes der 30er Jahre vor Augen bringt. Empfehlenswert, auch wenn ich ein bisschen mehr erwartet hatte.
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monerlS | 1 weitere Rezension | Oct 11, 2019 |
Eine Woche im Leben des Otto Silbermann. Zu Beginn ist er erfolgreicher Geschäftsmann, hat Familie und ein geregeltes Leben. Am Ende ist ihm nichts geblieben davon. Aber wen wundert‘s, es ist 1938 in Deutschland und Silbermann ist Jude. Nachdem ihn sein Geschäftspartner betrogen hat und seine Wohnung verwüstet wurde, versucht Silbermann mit dem Geld, das ihm noch geblieben ist, zu seinem Sohn nach Paris zu fliehen. Doch da dieser kein Visum beschaffen kann, reist Silbermann quer durch Deutschland. Von Berlin nach Aachen. Von Aachen nach Dortmund. Wieder nach Berlin. Nach München. Immer vor der Angst als Jude erkannt und verhaftet zu werden. Nach Tagen fast ohne Schlaf, gezeichnet voller Panik und Sorge, kommt es schließlich wie es kommen musste: das Ende ist nah und gar nicht mehr schlimm, sondern fast eine Erlösung.

Ulrich Alexander Boschwitz hat in seinem Roman „Der Reisende“ viel autobiografisches Material untergebracht. Auch er floh vor der immer schlimmer werdenden nationalsozialistischen Verfolgung quer durch Europa, hat Internierung und Camps miterlebt und hielt dennoch an seinem Wunsch, seinen Erlebnissen literarischen Ausdruck zu verleihen, fest.

Der Roman nimmt einem unmittelbar gefangen. Die Ereignisse, die der unheilvollen Woche im November 1938 zugrunde liegt, sind historisch gut belegt und bekannt – aber was man mehr als Abfolge von Ereignissen im Geschichtsunterricht erlernt, bekommt durch die Erlebnisse von Boschwitz‘ Protagonisten eine ganz andere Note. Es sind vor allem die grotesken Alltagserlebnisse und die unsäglichen Ausflüchte der Menschen, die einem beim Lesen fast verzweifeln lassen ob der unglaublichen Absurdität. Zunächst die Beschwichtigungen, Silbermann ist Jude, ja, aber er sieht ja nicht so aus und er solle doch dankbar sein, dass man sich nicht gleich ganz gegen ihn wende. Man habe ihn immer gemocht, aber er müsse doch verstehen, die Zeiten und man könne ja nicht anders. Immer haben die Juden profitiert, jetzt müssten doch endlich mal die anderen dran sein. Die ganze Palette an Ausflüchten, lächerlichen Gründen und vorgeschobenen Argumenten bietet Boschwitz auf, um seinen Protagonisten langsam verzweifeln zu lassen. Die immer schnellere Abfolge von Zügen, mit denen er flüchtet, spiegeln seine steigende Verzweiflung wieder, da wundert sein Gedankengang am Bahnsteig nicht:

„Eigentlich brauche ich nur nach vorne zu springen, mich einfach fallen zu lassen, vor den Zug, dachte er. Alles ist dann vorbei und gänzlich unwichtig.“

Viele der Figuren verkörpern das typische Verhalten der damaligen Zeit. Silbermanns Schwager, der sich von ihm nicht ruinieren lassen will, obwohl Silbermann ihm stets geholfen hatte, und der eine Beherbergung auch nur für wenige Tage kategorisch ablehnt. Sein Ex-Geschäftspartner, der die Propaganda der Partei glaubt und die Ermordung des Botschaftssekretärs als legitimen Grund für die Vernichtung der Juden ansieht. Der Kommissar, bei dem er einen Diebstahl anzeigen will und der ihn schon vorab der Lüge bezichtigt, rein auf Basis seines Glaubens.

Boschwitz muss es so gegangen sein wie Silbermann, als dieser gegen Ende des Romans feststellt:

„Ich habe jetzt oft das Gefühl...die Welt ist verrückt...das heißt, ich weiß nichts mehr mit ihr anzufangen...“

Mehr kann man zu den realen Geschehnissen nicht sagen. Und viel besser lassen sie sich auch kaum einfangen als es Boschwitz mit seinem Roman getan hat. Ein Zeitzeugnis, das vermutlich, obwohl rein literarisch, mehr Realität beinhaltet, als man sich vorstellen konnte.
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Gekennzeichnet
miss.mesmerized | 19 weitere Rezensionen | Mar 10, 2018 |

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