Thomas Brussig

Die deutsche Geschichte muss umgeschrieben werden: Klaus Uhltzscht war es, der die Berliner Mauer zum Einsturz gebracht hat! Dabei ist Klaus eigentlich ein Versager par exellence. Als Sohn eines Stasi-Spitzels und einer Hygieneinspektorin wächst er zwischen Jogginghosen und Dr. Schnabels Aufklärungsbuch auf, bleibt im Sportunterricht auf ewig ein Flachschwimmer. Auch sein großer Traum, als Topagent bei der Stasi zu arbeiten, erfüllt sich leider nicht. Dafür aber wird er, der inzwischen eine Perversionskartei erfunden hat, zum persönlichen Blutspender Erich Honeckers. Jetzt, da auch noch die Mauer durch - man höre und staune - seinen Penis fiel, packt Klaus aus und erzählt von seinem ruhmreichen Leben. Keiner hat bislang frecher und unverkrampfter den kleinbürgerlichen Mief des Ostens gelüftet als Brussig. Ein Lesevergnügen allererster Ordnung! (fischerverlage)… (mehr)

Wirklich traurig, aber man merkt es gar nicht, weil es so lustig ist, schreibt ein Rezensent in irgend einem Leseportal über „Die Verwandelten“ von Thomas Brussig. Und in der Tat trifft es ganz hervorragend, wie ich dieses Buch gelesen habe. Zwei Teenager verwandeln sich unmöglicherweise in Waschbären. Das bringt viel durcheinander im Leben der beiden, nicht zuletzt weil es philosophische Fragen, aber vor allem alles auf den Kopf stellt, was wir vom Alltag in Mecklenburg und Berlin so erwarten würden. Die Geschichte spielt und liest sich so weg, ganz nebenbei erfahre ich viel über die verwirrten, Unterhaltung suchenden (Ost)Deutschen und andere Landsleute. Und das beste, es gibt eine schlüssige Erklärung, wie so eine Verwandlung von statten gehen und wie sich das (bei Bedarf) selbst realisieren lässt. Die Frage ist und bleibt, ob es eine Rückverwandlung geben kann. Ich würde gerne ein Comic daraus machen, wenn ich eine Zeichnerin finde.… (mehr)

"Denn die Erinnerung kann viel mehr: Sie vollbringt beharrlich das Wunder, einen Frieden mit der Vergangenheit zu schließen, in dem sich jeder Groll verflüchtigt und der weiche Schleier der Nostalgie über alles legt, was mal scharf und schneidend empfunden wurde."
Das ist einer der letzten Sätze dieses Buches und er drückt ziemlich genau aus, was im Buch stattfindet. Erzählt wird über das Jungsein direkt an der Mauer und trotz aller Einschränkungen ist es, wie das Jungsein eben ist, voller Verrücktheiten, voller Hoffnungen, voller Träume. Sowohl was die Jugend betrifft als auch was den Osten betrifft, ist die Darstellung ziemlich idealisierend. Aber genau das macht das Buch so charmant.… (mehr)