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Roman Frister (1928–2015)

Autor von Die Mütze oder Der Preis des Lebens: Ein Lebensbericht

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Über den Autor

Roman Frister directs the Koteret School of Journalism.

Werke von Roman Frister

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Wissenswertes

Gebräuchlichste Namensform
Frister, Roman
Geburtstag
1928-01-17
Todestag
2015-02-09
Begräbnisort
Warsaw, Poland
Geschlecht
male
Nationalität
Polen
Israel
Geburtsort
Bielsko, Poland
Sterbeort
Poland
Wohnorte
Bielsko, Polen (Geburt)
Israel
Berufe
Journalist
Schriftsteller
Organisationen
Ha'aretz newspaper (columnist, editor)
Coteret (school for journalism, Tel Aviv, co-founder)
Preise und Auszeichnungen
Order of Merit of the Republic of Poland
Kurzbiographie
Roman Frister was born in Bielsko, Poland, the only child of a well-to-do Jewish family. His parents were Wilhelm and Franciszka Frister. He had a multi-cultural education, with books in German, Polish, and English. His parents intended to send him to boarding school in London after his bar mitzvah, but the Nazi invasion of Poland in World War II intervened. When the Jews were forced into the Bielsko ghetto, the Fristers stayed at home, then moved to Kraków, using forged identify papers. Eventually, they were caught and Roman witnessed his mother's murder when she was struck on the head with a pistol by a Nazi officer. Roman and his father were sent to several concentration and forced labor camps, including Plaszow, Mauthausen, Auschwitz, and Starachowice, where he saw his father die of typhoid fever. After surviving a death march in early 1945, Frister was released and settled in Wroclaw. In 1957, he emigrated to Israel and began a nearly 30-year career as an award-winning journalist and editor for the daily newspaper Ha'aretz. In 1990, he co-founded and later directed the Koteret School of Journalism in Tel Aviv. His published works included Impossible Love: Ascher Levi's Longing for Germany (2003), Itzhak Liebmann's Double Life (1974), and his autobiography, The Cap: The Price of a Life (published in English in 2000).

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Neue Zürcher Zeitung
Stilblüten im Pappkoffer

Roman Frister: «Ascher Levys Sehnsucht nach Deutschland»

Ein erstaunlicher Fund war der Anlass zum Schreiben dieses Buches, ein Fund, von dem Schriftsteller und Historiker träumen: ein Pappkoffer auf dem Flohmarkt von Jaffa, der persönliche Dokumente von fünf Generationen einer deutsch-jüdischen Familie enthielt.

Roman Frister hat lange Nachforschungen angestellt, um das Schicksal der Familie Levy in Romanform wieder zum Leben zu erwecken: von dem napoleonischen Hausierer, der den Grundstock des Familienvermögens legte, indem er einen Sack Kartoffeln gegen zwei Silberleuchter eintauschte, bis hin zu den Financiers, die vor dem Dritten Reich flohen oder von den Nazis ermordet wurden.

Dies ist eine typische Chronik einer deutschen jüdischen Familie und ihrer Kämpfe um finanzielle Existenz, bürgerliche Anerkennung, religiöses Selbstverständnis und, schliesslich, ums blosse Überleben. Der Stoff an sich ist kaum neu, aber die Fülle und Anschaulichkeit dieser Schicksale machen die Familie Levy fast zum Schulbeispiel.

Es ist daher um so mehr zu bedauern, dass weder Frister noch seine Übersetzerin, Antje Clara Naujoks, dieser Herausforderung gewachsen waren. Obwohl die im Original zitierten Dokumente faszinierend sein können, ist der Rest des Buches eine Folge belehrender historischer Nacherzählungen europäischer Geschichte (wohl für ein israelisches Publikum gedacht) und «nachempfundener» Dialoge, die so bleiern und steif sind, als seien sie gegossen worden. (So etwa: «Ich bemühe mich, die Vorgänge zu verstehen und Schlussfolgerungen zu ziehen. Sehen Euer Wohlgeboren darin etwa einen Fehler?» «Du bist einfach hinterhältig. Ja, listig. So wie eure ganze Rasse. Man hat mich vor euch gewarnt und mir geraten, euch zu meiden wie die Pest. Schade, dass ich diesen Rat nicht befolgt habe.»)

Der Stil ist wohl das bemerkenswerteste Element dieses Buches. Seltsam überhöht und veraltet, klappert er daher, als habe sich jemand bemüht, «literarisch» zu schreiben. Hier wird nicht gekauft, sondern «erworben», nicht photographiert, sondern «abgelichtet», Jahrzehnte vergehen nicht, sondern «verfliessen», Geschäfte «gehen vonstatten», Taten sind «verabscheuungswürdig», Zeitabstände «geraum» und alle Figuren so vornehm, dass sie keine Angewohnheiten haben, sondern «etwas zu tun pflegen». Es gibt sogar Bauernspelunken, «wo die Gäste sich zu betrinken pflegten». All das kann den Text nicht aus seiner klischeehaften Trivialität retten («Der Stationsvorsteher schwenkte sein rotes Fähnchen. Der diensthabende Schaffner liess die Pfeife trällern und der Zug rollte an.»).

Der Stil treibt weitere seltsame Blüten. Es gibt Metaphern, die einfach nur ungeschickt sind: ein Waisenhaus hängt an einem seidenen Faden (d. h. die Finanzierung ist unsicher und der Faden sehr tragfähig), ein schwelender Konflikt wird mit Messern, Heugabeln und Keulen angeheizt (werden diese also verbrannt?), im Ersten Weltkrieg kommt ein Mitglied des deutschen Generalstabs auf die Idee, die altgediente Vogelscheuche des Antisemitismus wieder auszugraben (warum ist es eine Vogelscheuche, und wer hatte sie zuvor begraben, ohne den Rest der Welt davon zu unterrichten?).

Noch krasser aber sind die vermischten Metaphern und Sinnebenen. Hjalmar Schacht bekommt die Inflation der Weimarer Republik so unter Kontrolle: «Er drehte den Hahn für die günstigen staatlichen, nicht an Devisen gebundenen Kredite zu . . . Auf diese Weise sägte er den Ast ab, auf dem die Spekulanten sassen.» Davor lesen wir «Die preussischen Geschütze waren die besten der Welt, das galt jedoch nicht für die Dienstleistungen der Post.» – Vermutlich verfehlten die Postboten die ideale Wurfbahn.

Dann kommen die Tropfen. «Ascher Levy war noch nicht vier Jahre alt, als in weiten Teilen Deutschlands eine schwere Dürre herrschte. Das war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.» Berühmt mag der Tropfen gewesen sein, aber dürr war er auch. Ein anderes Mal besteht dieser berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, aus hunderttausend Telefonmasten. Dies ist ein botanischer Garten für Stilblütenfreunde.

Obwohl die jüdischen Gebräuche im Glossar fundiert, wenn auch nicht immer klar erklärt sind, hapert es ab und an im Text selbst. Nietzsche postulierte nicht den «Herrenmenschen». Der wurde überhaupt nie postuliert und ist wohl ein uneheliches Kind von Nietzsches «Übermenschen» und der «Herrenrasse» der Nationalsozialisten. Eine wirklich furchterregende Kreatur.

Die Publikation eines derart mittelmässigen Buches ist dem sonst hervorragenden Siedler-Verlag lange nicht unterlaufen. Auch der unstillbar scheinende Bedarf des Buchmarktes nach jüdischen Schicksalen ist dafür keine Entschuldigung. Das, was zwischen didaktischen Exkursen und totgeborenen Dialogen hervorscheint, ist eine Sammlung wirklich interessanter Dokumente und Lebensgeschichten, die einen vor allem eines wünschen lässt: Wäre der Koffer auf dem Flohmarkt doch nur jemand anderem in die Hände gefallen!

Philipp Blom
Kurzbeschreibung
Roman Frister schildert in seinem neuen Buch eine faszinierende Familiengeschichte so fesselnd wie einen Roman: die Biographie der jüdischen Familie Levy, deren Schicksal über zwei Jahrhunderte mit der Geschichte Deutschlands eng verwoben war. Es ist zugleich eine Erzählung über den Aufstieg und die Zerschlagung des deutschen Judentums, über die Suche nach einem Ort zwischen deutschen Patriotismus und jüdischem Bekenntnis, die Geschichte einer schwierigen Liebe zu Deutschland.
… (mehr)
 
Gekennzeichnet
JAAKonTEXT1 | Apr 7, 2012 |

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