Nina George

Ich hatte bisher noch kein Buch von Nina George gelesen und muss sagen, dass ich von der poetischen Sprache begeistert bin.
Die Pariser Verhaltensbiologin Claire spürt eine zunehmende Unzufriedenheit mit ihrem Leben. Sie ist mit Gilles verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn namens Nicolas. Doch Claire fehlt etwas, das sie selbst nicht genau benennen kann, obwohl sie von Berufs wegen die Fachfrau ist. Gilles und sie versuchen Abstand zu wahren und beide sind nicht glücklich mit der Situation. Dann bringt Nicolas seine Freundin Julie mit und es wird etwas in Bewegung gesetzt, dessen Folgen nicht abzusehen sind. Sie beschließen, gemeinsam den Sommer in Claires Haus an der bretonischen Küste zu verbringen.
Julie ist jung und hat ihren Weg im Leben noch nicht gefunden. Sie wünscht sich, auf der Bühne zu stehen und zu singen und hat doch nicht den Mut dazu. Als sie Claire begegnet, ist sie fasziniert von dieser interessanten und selbstbewussten Frau. Wie könnte sie auch ahnen, dass Claire sich in Wirklichkeit verloren hat.
Zwischendurch erfahren wir immer mehr von Claires Leben, die schon als Kind große Verantwortung in ihrer Familie übernommen hat. Später dann wurde sie viel zu früh Mutter und hat sich selbst nicht entdecken können. Gilles ist Komponist und Claire sorgt mit ihrem sicheren Einkommen dafür, dass es an nichts mangelt. Sie hat also immer funktioniert und ihre Sehnsüchte nicht hochkommen lassen.
Dieser Sommer verändert das Leben dieser Personen. Das Meer hilft dabei, zu ergründen, was man wirklich vom Leben will. Claire und Julie kommen sich näher und entwickeln Gefühle füreinander.
Eine sehr sinnliche Geschichte über Sehnsüchte und das Sich-Finden, die nachdenklich stimmt.… (mehr)

Jean Perdu hat eine Buchhandlung in Paris, auf einem Schiff. Seine Spezialität sind Bücher als Medizin, daher heißt seine Buchhandlung auch "literarische Apotheke". Doch er selbst hängt seit 20 Jahren einer verflosenen Liebe hinterher und lebt nicht mehr wirklich. Da liest er eines Tages den Abschiedsbrief seiner Geliebten, der 20 Jahre verschlossen geblieben war. Und nun macht er sein Schiff los und reist nach Süden. Ihn begleitet spontan der junge Schriftsteller Max Jordan, der seine eigenen Sorgen mitbringt.
Das Buch ist schon vom Cover her so ein typisches Wohlfühlbuch: Lavendel, Frankreich, Süden.... Inhaltlich geht es zum Teil ebenso vorhersehbar weiter: Die literarische Apotheke ist ja an sich schon ein Riesen-Klischee, aber dann gibt es eben noch jede Menge dazu: Personen, die ständig tiefsinnig daherreden, Tango, Wein, Katzen, gutes Essen ...
Vieles liest sich, wie es eben in diesen Büchern ist: Dass man ehrlich zu sich sein soll, zu sich stehen soll, sich was trauen soll, auch mal verrückt sein darf, sich auch mal was gönnen darf, nicht immer den Erwartungen anderer entsprechen muss. Und dass es die Liebe gibt, wenn auch manchmal anders, als man denkt. Das ist ja alles schön und kann man immer wieder lesen. Aber extrem neu fand ich es nicht.
An manchen Stellen überraschte mich die Autorin, da blitzen dann doch sehr kluge, neuartige Weltsichten auf, aber die gingen in der ganzen Bewusstheitssoße dann auch gleich wieder runter.
Das liest sich jetzt alles so negativ - das soll es nicht sein. Ich fand das Buch nett.… (mehr)

Beim Betrachten des Covers dachte ich mir erst: "naja, ob das was ist?" - sieht schon sehrnach Liebesschnulze und seichter Unterhaltung aus... Trotzdem begonnen und nicht bereut! Tolles Buch... Nach einiger Zeit hatte ich das Gefühl, dass plötzlich ein Punkt gekommen sei, an dem meine Befürchtungen bestätigt würden, aber dem war dann doch nicht so. Kein Liebesroman, sondern ein Roman über die Liebe, über Literatur und gutes Essen, über Genuß und Leben, mit Wortliebe und Wortkreationen wie man sie kaum mehr findet...… (mehr)