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Maja Haderlap

Autor von Engel des Vergessens

7 Werke 163 Mitglieder 8 Rezensionen Lieblingsautor von 1 Lesern

Über den Autor

Bildnachweis: krimini.com

Werke von Maja Haderlap

Engel des Vergessens (2011) 128 Exemplare
Distant Transit: Poems (2022) 23 Exemplare
Nachtfrauen 4 Exemplare
langer transit: Gedichte (2014) 3 Exemplare
Nachtfrauen Roman (2023) 3 Exemplare
Gedichte - Pesmi - Poems (1998) 1 Exemplar
Anđeo zaborava : roman (2019) 1 Exemplar

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Rezensionen

„Es waren gewissermaßen Expeditionen im eigenen Land, Reisen ins Innere ihrer Kindheit, die Mira mehr anstrengten als längere Aufenthalte im Ausland oder tagelange Fußmärsche mit schwerem Gepäck. Sie konnte nicht einmal behaupten, in die Fremde zu reisen, wenn sie nach Hause fuhr, das würde ihr niemand glauben.“ (Zitat Seite 11)

Inhalt
Mira lebt seit ihrer Studienzeit in Wien, das sind nun schon mehr als dreißig Jahre. Aufgewachsen ist sie mit ihrer Mutter Anni und ihrem Bruder Stanko in Jaundorf, einem Ort in Südkärnten. Die alte Anni wohnt noch immer in dem kleinen, einfachen Haus, einem Nebengebäude auf dem Bauernhof ihres Bruders, in dem sie nach dem frühen Tod ihres Mannes die beiden Kinder großgezogen hat. „Weggehen kann jeder. Das Schwierige ist doch, zu bleiben, auch wenn die Mehrzahl der Bewohner das Weite gesucht hat.“ (Zitat Seite 14) Inzwischen hat Annis Neffe Franz das gesamte Anwesen geerbt und jetzt will er das Häuschen abreißen und dort eine Tischlerwerkstatt bauen. Mira muss nach Jaundorf fahren, sie soll Anni von der Notwendigkeit der Übersiedlung überzeugen und mit ihr Entscheidungen treffen, wie und wo Anni nun wohnen soll. Mira spricht mit ihrer Mutter immer noch slowenischen Dialekt, die Sprache ihrer Kindheit, und jede Reise nach Südkärnten ist für Mira auch eine Reise zurück in die Erinnerungen einer problematischen Vergangenheit.

Thema und Genre
In diesem Familien- und Generationenroman geht es um drei Frauen, Mira, ihre Mutter Anni und deren Mutter, Miras Großmutter Agnes. Themen sind Heimat, enges Dorfleben, Verluste, problematische Mutter-Tochter-Beziehungen, die vom Schweigen über die Vergangenheit und Verschweigen geprägt sind. Es geht auch um Schuldgefühle, die den Verlauf von Menschenleben beeinflussen, um Beziehungen und Liebe.

Erzählform und Sprache
Im ersten Teil des Romans steht Mira im personalen Mittelpunkt der Geschichte, wir sehen die Ereignisse aus ihrem Blickwinkel, tauchen in ihre Gefühle und Gedanken ein. Wir erfahren Details aus der Vergangenheit, an die sie sich während dieser aktuellen Tage mit ihrer Mutter erinnert. Durch Zufall trifft sie ihre Jugendliebe Jurij wieder, was dazu führt, dass sie über ihre Ehe mit dem Mittelschullehrer Martin nachdenkt. Im zweiten Teil der Geschichte steht dann Miras Mutter Anni im Mittelpunkt. Die bevorstehende Übersiedlung aus dem alten Häuschen, in dem sie einundvierzig Jahre ihres Lebens verbracht hat, nützt Anni, um ihre Erinnerungen zu sichten, Kartons mit alten Unterlagen, Briefen, Zeitungsausschnitten und Fotos, mit denen sie einzelne Ereignisse verbindet. So reisen ihre Gedanken zurück in ihre eigene Kindheit und als sie die Schachtel mit der Hinterlassenschaft ihrer Mutter Agnes durchsieht, öffnet sich vor uns auch das Leben von Agnes und ihrer unangepassten Schwester, der Partisanin Dragica. Es sind von Entbehrungen, harter Arbeit und dem Druck auf die slowenische Minderheitsbevölkerung im südlichen Kärnten geprägte Frauenschicksale. Sowohl die eindrucksvolle Geschichte selbst, als auch die intensive Sprache ziehen uns sofort in ihren Bann.

Fazit
Eine packende, vielschichtige Generationengeschichte, in deren Mittelpunkt drei Frauen, Großmutter, Mutter, Tochter, stehen. Dieser Roman war für den Österreichischen Buchpreis 2023 nominiert und ist ein überzeugendes Leseerlebnis.
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Gekennzeichnet
Circlestonesbooks | Mar 13, 2024 |
Der biografische Roman von Maja Haderlap verdient eine längere Besprechung und sie hat zu Recht heuer den Bachmann-Literaturpreis (in Klagenfurt) bekommen.
Er beschäftigt sich mit einer Volksgruppe, über die man in Österreich (außer wahrscheinlich Kärnten) gar nicht so viel weiß, außer dass es regelmäßig Probleme mit zweisprachigen Ortstafeln gab, was für mich immer unverständlich war, weil - kann es den KärntnerInnen nicht egal sein, ob ein zweiter Name auf der Tafel steht und dass sich ein Großteil der Slowenen bei einer Volksabstimmung im Jahr 1920 für den Verbleib bei Österreich stimmte. Damit hatte es sich.
Maja Haderlap beginnt mit den Wahrnehmungen und Empfindungen eines kleinen Mädchen und windet sich tief in die Geschichte von Partisanentum, Konzentrationslagern und Kriegstraumata, indem sich das Kind mit Großmutter, Vater und anderen Verwandten und Bekannten auseinandersetzen muss. Langsam entfaltet sich die Familiengeschichte und die Icherzählerin beobachtet zunächst nur, bis sie dann im Laufe des erwachsen Werdens mit immer größerer Reflexionsfähigkeit darauf reagieren kann.

Meine Großmutter stammt auch aus Kärnten. Ein paar Kilometer weiter südlich geboren hätte für sie alles vielleicht so ähnlich ausgesehen wie in Lepena. So erscheint mir, als wenn die Zeit dort eine Generation lang stillgestanden wäre.

Keine leichte Kost, aber ich habe ein Stück von Österreich erfahren können
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½
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Gekennzeichnet
juhudo | 6 weitere Rezensionen | Aug 18, 2011 |

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