Peter Härtling (1933–2017)

Der biografische Roman über das Leben Fanny Mendelssohns erreicht meines Erachtens bei Weitem nicht die literarische Qualität von Härtlings Romans über Robert Schumann. Dieser bezog seine besondere Spannung und Intensität aus den verschiedenen Erzählperspektiven, also der parallelen Schilderung der letzten Lebensjahre Schumanns aus der Perspektive seines Betreuuers in der Nervenheilanstalt und der chronologisch erzählten Lebensgeschichte aus der Perspektive des Autors. Im vorliegenden Roman über Fanny Mendelssohn gibt es nur die Perspektive des Autors, und die Erzählweise ist bisweilen etwas betulich und onkelhaft. Dennoch schön zu lesen als erster Einblick in das Leben von Fanny Mendelssohn und ihrer Familie mit den verzweigten gesellschaftlichen Beziehungen. Durch die ausführlichen Schilderungen der weiten Reisen, der Sonntagsmusiken und der vielen gesellschaftlichen Treffen erfährt man viel über diese Zeit. Das sehr intensive und bisweilen auch etwas schwierige Verhältnis zwischen Fanny und ihrem Bruder Felix ist gut herausgearbeitet. Wer allerdings eine zeitliche Einordnung mit Jahreszahlen braucht, ist mit einer "gewöhnlichen" Biografie besser aufgehoben.… (mehr)

Für seine Schumann-Biografie wählt Peter Härtling einen ungewöhnlichen Erzählansatz. In einer Rahmenhandlung schildert er Szenen aus Schumanns letzter Lebensstation, seinem Aufenthalt in der Nervenheilanstalt in Endenich bei Bonn von 1854 bis zu seinem Tod 1856, aus der Sicht seines persönlichen Pflegers, der ihn quasi rund um die Uhr betreute. Eingebettet in diese Einschübe erzählt Härtling die wichtigen Stationen des bewegten und tragischen Lebens von Robert Schumann chronologisch in Romanform. So entsteht ein ungewöhnlich dichtes, sehr eindringliches und berührendes Porträt dieses genialen Musikers. Ein Buch, das lange nachklingt!… (mehr)