Catharina Ingelman-Sundberg

Gefängnisse sind liegende Wolkenkratzer, Rollatoren haben eine Stachel, der immerhin besser ist als eine operierte Hüfte, aber das eigentliche Problem, welches nicht bedacht wurde, vorher, war: die Männer wurden getrennt untergebracht in diesen liegenden Wolkenkratzern, deren Erbauer eigentlich ins Gefängnis gehörten. Und es kam noch schlimmer, alles im Leben, auch für Alterskriminelle, hatte seinen Preis: Komplizen wurden nicht am selben Ort untergebracht. Nichts oder zu wenig hatte man bedacht, wie in der Jugend. Was würden die Mitglieder des Kirchenchores sagen, alltägliche Gedanken mischen sich mit neuen, eigenwilligen Taten.

Eine witzig kommentierende Sprache, einfach, unkompliziert, Verwicklungen wie immer im Leben - nichts im Alter ist anders. Das Abenteuer lässt sich nicht planen, es rollt auf einen zu wie der Rollator wegrollen sollte, mit einem. Immerhin aber besser als im Altersheim versauern, dahin-sedierend Besuche empfangen und gute Miene zum immer gleichen Spiel der Gespräche von Verwandten etc. zu machen. "Die Zeit rast. Bald kommen wir in den offenen Vollzug oder bekommen eine nette Fußfessel." Nichts hat sich verändert seit der Jugend: etwas unternehmen lässt hoffen, freuen vorher, ist Leidenschaft und Leben.

Das Buch liest sich auch als eine gute Einführung in die (entspannende) schwedische Lebensart, umso härter der Unterschied zum idyllisch behäbigen Heim, wenn man plötzlich mitten unter Dieben, Mördern und Steuerhinterziehern landet. Anna-Gretha, Märtha, Oscar, Stina und Bertil - sie waren früher Bankkauffrau, Sportlehrerin, Erfinder, Hausfrau und Seemann. Das einkasernierte Leben wird getauscht durch noch sterilere Mauern im Gefängnis, die man ebenso überwinden möchte wie die Langeweile im Alters-Ruhe-Sitz!

Nett, spannend, mit Lebensweisheiten und Einsichten gespickt, gelingt es dieser Geschichte, den Leser für ein kreatives Alter einzunehmen, die Wendungen sind überraschend und lassen ahnen, dass immer weniger Menschen bereit sind, sich in Zimmern einkerkern zu lassen, gepflegt entweder von überforderten Krankenbrüdern /-schwestern oder Gefängniswärtern, es ist ein Anspielen dagegen, ein Appell an Eigenbestimmtheit, Kreativität und Eigen-Sinn im Alter.

Auf Seite 408 stehen die Regeln für ein Altersheim der Zukunft, unbedingt lesbar. Daraus diese 3 zentralen Punkte:

"Jedes Seniorenheim muss eine eigene Küche besitzen, in der kompetentes Personal aus frischen Zutaten Essen vor Ort zubereitet.

"Wer aktiver Politiker mit Entscheidungsbefugnis werden will, muss vorher mindestens ein halbes Jahr in einem Altersheim gearbeitet haben."

"Alle Altersheime werden mindestens auf den Standard aufgerüstet, den die Gefängnisse des Landes aufweisen. Darüber hinaus sollen dort
Computer, Friseure und Fußpfleger zur Verfügung stehen."… (mehr)

Ich fand dieses Buch über fünf Rentner, die zu Verbrechern werden, erstaunlich kurzweilig, spannend und lustig. Das liegt sicher daran, dass die fünf alle charakterlich gut ausgearbeitet sind.
Märtha, Snille, Kratze, Stina und Anna-Greta sidn im Altenheim, das mehr und mehr an Komfort und Freude vermissen lässt. Selbst im Gefängnis würde es ihnen besser gehen, immerhin bekommt man dort Obst und Salat. Also setzen sie es darauf an, genau dahin zu kommen. Sie haben eine Menge Lebenserfahrung und wenig zu verlieren. So gelingt ihnen unter anderem ein spektakulärer Kunstraub.
Das Buch ist kein Must-Read, aber die Hinweise auf S. 473, wie eigentlich Altersheime sein könnten und sollten, geben schon zu denken. Denn nichts davon ist zu viel verlangt.… (mehr)