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Samantha King

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Über den Autor

Samantha King is associate professor of physical and health education and women's studies at Queen's University in Kingston, Ontario
Bildnachweis: Samantha King

Werke von Samantha King

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Wissenswertes

Geburtstag
1970
Geschlecht
female
Nationalität
USA

Mitglieder

Rezensionen

Die Kultur der Geldsammelei gegen Brustkrebs
Text: Gudrun Kemper

Samantha King ist die Autorin des bereits im Jahr 2006 erschienenen Buchs Pink Ribbon, Inc. Sie schreibt zur Geschäftspraxis und dem geschäftlichen Treiben rund um Wohltätigkeit und Brustkrebs und hat am 6. Oktober 2010 anlässlich des derzeit wieder weltweit boomenden Brustkrebsmonats bei CBC Radio-Canada ein Interview gegeben, The Cancer Fundraising Culture.

King greift die beliebte „Bewusstseins-Begründung“ („Bewusstsein gegen Brustkrebs“, im angloamerikanischen „Awareness“) für die geschäftlichen Aktivitäten im Zusammenhang mit Brustkrebs auf. Sie steht allerdings auf dem Standpunkt, dass Frauen in Sachen Brustkrebs bereits hyperbewusst seien. Sie hinterfragt den Umgang mit Frauen in anderen gesellschaftlichen Kontexten und stellt fest, wie ungleich unser Umgang mit unterschiedlichen Krankheiten ist. Auf die Frage, ob denn die Bewusstseinskampagnen zu Brustkrebs nicht letztlich doch auch Gutes bewirken würden, meint Samantha King, dass sie zwar ermöglicht hätten, Gruppen zu bilden – wofür es genau genommen aber auch noch andere Wege gibt. Vorallem gäbe es aber auch eine Kehrseite. Frauen würden aufgefordert, Produkte zu kaufen und Geld zu sammeln. Frauen und Mittel werden fehlgesteuert, sie kämen den gegenwärtigen Forschungsaktivitäten zugute und es sei fraglich, ob der Pfad, auf dem sich die produktorientierte Forschung derzeit befände, der richtige sei. Viele Gelder versickern aber auch einfach in Projekten und Organisationen die sei einsammeln, nicht nur in den USA, ohne dass transparent nachvollziehbar wäre, was damit passiert.

In Kanada und den USA haben gerade gleich drei große TV-Sender zum Spenden gegen Brustkrebs aufgerufen und mehrere Telefonhotlines wurden geschaltet. Der Trend, die Krankheit Brustkrebs über unterschiedliche Medien im „Infotainment“ – einer Kombination aus Unterhaltung und (Des-)Information – wieder und wieder zu thematisieren, ist auch in Deutschland seit einigen Jahren spürbar. In kurzfristig angebotenen Telefonhotlines und Telefonsprechstunden werden bei uns unter anderem z.B. Hinweise für die Medikamenteneinnahme etc. erteilt. Auch hier geht es prinzipiell sehr wohl um Produkte von Arzneimittelherstellern oder anderen Leistungsanbietern (auf Sponsoring achten!). Industriell gesteuerte Aktionen für “Brustkrebs-Bewusstsein” prägen auch das Denken. Rosafarbene T-Shirts, Anstecker, Schleifen, Armbänder etc. demonstrieren praktisch Akzeptanz: Brustkrebs gehört zum Leben jeder Frau, so oder so.

Was läuft falsch bei den Bewusstseins-Kampagnen?

Die rosarote Brille steht bei Samantha King in der Kritik und sie fragt, wie ausgerechnet rosa die Farbe dieser Krankheit sein könne. Ein klischeehafter und nicht reflektierter Abzug von Weiblichkeit, Kindlichkeit werde benutzt.

Die Kosmetik-Industrie, allen voran Estee Lauder, aber auch AVON, drehen weltweit kräftig mit an den Schrauben solcher Bewusstseins-Kampagnen. Mit viel Aufwand betreibt z.B. der Lauder-Konzern zur Steigerung des “Bewusstseins gegen Brustkrebs” die Superlative: sogenannte „Illuminations“, bei denen weltweit bekannte Gebäude (Empire State Building, Taj Mahal, Präsidentenpalast in Argentinien, Niagarafälle, Opernhaus in Tallinn, Tokyo-Tower oder Küçüksu-Palast am Ufer des Bosporus) mit rosafarbenem Licht angestrahlt werden. Aufmerksamkeit steht im Vordergrund bei solchen Werbe-Highlights. Die Namen der Konzerne werden – versehen mit einer rosa Schleife – in die Köpfe von Frauen eingegraben und es wird Engagement demonstriert. Und die Fragen nach den Inhaltsstoffen der Kosmetika, zum Beispiel? Sie treten in den Hintergrund. Nach möglichen Zusammenhängen bei der Entstehung von Brustkrebs wird nicht gefragt. Ernsthafte Initiativen dieser weltweit tätigen Kosmetikkonzerne, sämtliche ihrer eigenen Produkte für Konsumentinnen sicher zu machen, sind bisher nicht bekannt. Bei vielen Kosmetika wurden und werden weiterhin Inhaltsstoffe sogar verschleiert oder erst gar nicht deklariert (Tipp: nur Kosmetika mit bekannten Inhaltsstoffen verwenden). Samantha King hält die Lichtaktionen gegen Brustkrebs schlicht für Stromverschwendung. Sie änderten nichts und würden auch nicht gegen Brustkrebs helfen. Die Realität einer hässlichen Krankheit werde überblendet. Nichts an Brustkrebs ist rosa oder niedlich.

Für eine andere Art von Forschung, nämlich der Forschung nach den Ursachen, fehlten dagegen die Mittel, die notwendig seien. Auch wenn „Prävention“ im Zusammenhang mit den Illuminationen bei Lauder groß geschrieben wird: Der propagierte Weg der Mammographie entdecke Brustkrebs im Körper der Frau erst, wenn es zu spät sei, Brustkrebs zu vermeiden. King selbst vermeidet aktiv den Kauf der „Awareness-Produkte“.
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BCAG | 1 weitere Rezension | Oct 10, 2010 |

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