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Bruce Manning (1902–1965)

Autor von Der unsichtbare Gastgeber

12+ Werke 105 Mitglieder 4 Rezensionen

Werke von Bruce Manning

Der unsichtbare Gastgeber (1930) 76 Exemplare
One Hundred Men and a Girl [1937 film] — Screenwriter — 5 Exemplare
Three Smart Girls Grow Up [1939 film] (1939) — Screenwriter — 4 Exemplare
Payment on Demand [1951 film] (1951) — Screenwriter — 4 Exemplare
That Midnight Kiss [1949 film] (1949) — Screenwriter — 4 Exemplare
The Amazing Mrs. Holliday (2014) 2 Exemplare
Cafe Society Sinner (1960) 1 Exemplar
Guest Wife [1945 film] (2013) — Screenwriter — 1 Exemplar

Zugehörige Werke

Getagged

Wissenswertes

Geburtstag
1902-07-15
Todestag
1965-08-03
Geschlecht
male
Nationalität
USA
Berufe
screenwriter
Beziehungen
Bristow, Gwen (wife)

Mitglieder

Rezensionen

Agatha Christie schrieb mit ihrem Roman Und dann gabs keines mehr Geschichte. Es wurde ihr größter Erfolg und ist bis heute der meistverkaufte Kriminalroman aller Zeiten.

Die Handlung dürfte bekannt sein: 10 Menschen erhalten eine Einladung auf eine abgeschiedene Insel. Dort erwartet sie der Tod, ihr Gastgeber will sie für ihre vergangenen Sünden richten. Nach und nach werden sie von unsichtbarer Hand ermordet und bald kommt ihnen ein furchtbarer Verdacht: Der Täter könnte einer von ihnen sein.

Was weniger bekannt ist: Christie war nicht die Erste, die diese Idee hatte.

Bereits 9 Jahre vorher war ein Roman erschienen, der das Konzept vorweg nahm. Die Autorin war die Amerikanerin Gwen Bristow, die gemeinsam mit ihrem Mann, dem Drehbuchautor Bruce Manning die Handlung ausgetüftelt hatte.

Acht Menschen flattert eine Einladung zu einer Überraschungsparty ins Haus. Da die Nachricht anonym ist, können sie nur spekulieren, wer der Absender ist und jeder der Gäste vermutet eine andere Person hinter den Zeilen. Die Adressaten gehören zur Creme de la Creme der Gesellschaft von New Orleans. Eine reiche Dame, ein erfolgreicher Arzt, ein Millionär, eine berühmte Filmschauspielerin, ein aufstrebender Dramatiker, der gleich mit seinem ersten Stück am Broadway reüssieren konnte, eine bekannte Rechtsanwältin, ein Kommunalpolitiker und ein bedeutender Künstler.

Am besagten Abend zusammenkommend wundert man sich, warum der Gastgeber nicht auftaucht. Da ertönt eine Stimme aus einem Lautsprecher. Sie lädt die Gäste zum Spiel auf Leben und Tod ein. Was sich zunächst wie ein böser Scherz anhört, wird bald zum bitteren Ernst, als die Leiche einer weiteren neunten Person auftaucht.

Der Unsichtbare Gastgeber unterscheidet sich in zwei wichtigen Punkten von Christies Klassiker:

Zum einen ist der Schauplatz der Handlung kein abgeschiedenes Eiland, sondern die Dachwohnung eines Hochhauses. Immerhin gehört dazu auch ein Dachgarten, trotzdem ist der Freiraum der handelnden Personen beschränkt.

Zum anderen ist der unsichtbare Gastgeber hier permanent anwesend, mittels Lautsprecher hält er ständig den Kontakt zu seinen Opfern, gönnt ihnen zwischendurch nur kurze Ruhepausen, bevor er sich wieder zu Wort meldet.

Agatha Christie erkannte wohl gleich das Potenzial des Konzepts, ihr fielen aber auch sicherlich die Schwächen in der Ausführung auf. Vieles wird hier unnötig verkompliziert. Während bei einer Insel das Meer eine natürliche Barriere zur Außenwelt bildet, muss das Apartment in Der Unsichtbare Gastgeber durch Starkstromleitungen und versteckte Gasbomben gesichert werden, welche die Gäste daran hindern sollen, die Flucht zu ergreifen. Die Morde sind bei Christie recht simpel gehalten, Bristow dagegen entwirft hanebüchene Todesfallen, deren Erfolg zu großem Umfang vom Zufall abhängt. Christies Gestalten mögen auf den ersten Blick Klischees sein, aber sie werden auf den Seiten lebendig. Die Einführung – so kurz und kompakt sie auch gehalten ist – reicht damit sie vor dem inneren Auge des Lesers Gestalt annehmen. Bristows Figuren sind austauschbare Abziehbilder ohne jegliche Präsenz. So musste ich immer wieder zurückblättern um nachzuschauen, welche Person denn nun genau welchen Beruf oder Status inne hat.

Hinzu kommen weitere Seltsamkeiten, so werden die Bediensteten, die extra für diesen Abend angeheuert wurden vom Unbekannten vor dem Beginn des Spiels vorsorglich betäubt, da sie ja nicht Ziel seiner mörderischen Rache sind.

Christie stellt ihren unsichtbaren Richter U. N. Owen mittels einer kurzen Tonbandaufnahme vor. Diese enthält alles, was gesagt werden muss, und danach werden die Gäste ihrem Schicksal überlassen, auf das sie sich in ihrem Misstrauen und der wachsenden Paranoia gegenseitig zerfleischen. Es bedarf dort keiner Dauernarration durch den Bösen, um eine Atmosphäre der Beklemmung zu schaffen. Bei Gwen Bristow redet und redet und redet der Gastgeber, was ihm nicht nur eine sagenhafte Arroganz verleiht, sondern ihn auch mit fortlaufender Handlung immer nervtötender werden lässt. Er erklärt das, was eigentlich keiner Erklärung bedürfte. Dass die eingeladenen Personen ihm auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind, wird auch so offensichtlich. Zudem wird durch diesen irritierenden Kunstgriff die Glaubwürdigkeit der Geschehnisse bis zur Schmerzgrenze strapaziert.

Der Unsichtbare Gastgeber ist Trivialliteratur der langweiligeren Sorte. Heute hoffnungslos überholt und selbst für Fans klassischer Detektivliteratur eher ermüdend.

Gwen Bristows Karriere als Spannungsautorin war nicht von großer Dauer. Zwar verfasste sie im Folgenden noch zwei weitere Kriminalromane, verlegte sich dann aber im weiteren Lauf ihres Schaffens auf historische Literatur. Immerhin ihr Roman Der Unsichtbare Gastgeber wurde sogar unter dem Titel The Ninth Guest verfilmt.

Es wäre allzu einfach Agatha Christie für ihren Ideenklau zu verurteilen, aber beim Lesen des Bristow-Werkes wird einem noch einmal deutlich, wie brillant Christies Leistung tatsächlich ist und wie hervorragend und effektiv ihr Roman im Vergleich mit dem plumpen Vorgänger ausfällt.
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Gekennzeichnet
TheRavenking | 3 weitere Rezensionen | Mar 17, 2016 |

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