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Über den Autor

Bildnachweis: Ludwig Marcuse

Reihen

Werke von Ludwig Marcuse

Philosophie des Glücks (1972) 26 Exemplare
Obszön (1962) 19 Exemplare
Ignatius von Loyola (1939) 17 Exemplare
Philosophie des Un-Glücks (1981) 7 Exemplare
Nachruf auf Ludwig Marcuse (1975) 3 Exemplare
Pessimismus 3 Exemplare
Wie alt kann Aktuelles sein? (1989) 2 Exemplare
Het pessimisme 1 Exemplar
Die Welt der Tragödie (1992) 1 Exemplar

Zugehörige Werke

Die Mauer oder Der 13. August (1962) — Mitwirkender, einige Ausgaben7 Exemplare

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Ewige Wahrheiten von Macht und Geist / Verfehlt aber Platons Genialität

Der Philosoph Ludwig Marcuse zeichnet Schritt für Schritt die Ereignisse nach, die Platon in Syrakus auf Sizilien mit den Tyrannen Dionysios I. bzw. II. zusammengeführt haben, und zeigt, wie Geist und Macht exemplarisch aneinander gerieten. Marcuse geht es dabei allerdings nicht um historische Genauigkeit und die Philosophie Platons, sondern Marcuse benutzt das Geschehen vor allem, um einige "ewige Wahrheiten" aufzuzeigen. Das Ergebnis ist immer noch historisch erstaunlich genau, aber Platon und dessen Philosophie wird deutlich verfehlt.

Platon ist für Marcuse nur der exemplarische Vertreter eines allzu simplen utopischen Denkens. Er wird reduziert auf einen stubengelehrten Revolutionär, der durch persönlich erlittenes Unrecht und von Klassengegensätzen getrieben würde. Marcuse unterliegt dem Irrtum, Platon leichthin mit Karl Marx gleichsetzen zu können, weshalb er Platon auch den "ersten großen Marxisten" nennt und als rücksichtslosen Diktator im Geiste sieht. Der Unterschied des platonischen Idealstaates zur naiven Utopie entgeht Marcuse, und das Umdenken Platons nach dem Scheitern des Experimentes wird bei Marcuse lediglich als Resignation und als Kontrollsucht aus Altersstarrsinn gedeutet, statt darin den wertvollen Gedanken der Abkehr vom naiven Idealismus zu erkennen. Am Ende begrüßt Marcuse sogar utopische Experimente, denn gerade sie hätten die Menschheit seiner Meinung nach vorangebracht - da fragt man sich, wieviel Marcuse bei all seiner trockenen Nüchternheit der Betrachung wirklich vom Geschehen verstanden hat?

Marcuses ungeniertes, praktisches, psychologisierendes Hinterfragen der allzu menschlichen Motivationen der Protagonisten liefert manchen wertvollen Hinweis auf das historische Geschehen, andererseits verwirrt Marcuse den Leser mit einem sprunghaften Stil, der vieles nur anreißt und Widersprüche unaufgelöst nebeneinander stehen lässt. Marcuse, der der "Lebensphilosophie" zugerechnet wird, schreibt etwas sperrig und spröde, verdient aber gerade dafür eine gewisse Sympathie, weil er dadurch auch anregend und unkonventionell ist. Alles in allem eine einerseits interessante, anregende, teilweise erhellende und aufklärende Lektüre, die andererseits aber mit Vorsicht zu genießen ist.

Obwohl es gleich an mehreren Stellen des Büchleins äußerst nahe gelegen hätte, auf Platons Atlantiserzählung zu sprechen zu kommen, bleibt diese konsequent unerwähnt. Marcuse weiß sie offenbar nicht ins Geschehen einzuordnen, da er Platons Philosophie im Kern nicht verstanden hat. Immerhin hat Marcuse richtig erkannt, dass der eigentlich utopische Text Platons - sofern die Bezeichnung Utopie bei Platon überhaupt erlaubt ist - in Platons Politeia zu sehen ist.
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Thorwald_Franke | Oct 14, 2012 |

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