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Sofi Oksanen

Autor von Fegefeuer

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Die beiden Cousins Roland Simson und Edgar Parts desertieren vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs in Estland aus der roten Armee und flüchten nach Finnland. Sie werden dort zu Widerstandskämpfern gegen das Sowjetregime ausgebildet. Während sich Roland auch nach der Besatzung durch Nazideutschland treu bleibt und sich der Partisanengruppe der "Waldbrüder" anschließt, lässt Parts seine Gattin Juudit im Stich und biedert sich unter gefälschter Identität den deutschen Okkupanten an.
Oksanen schildert anhand der sich kreuzenden Lebenswege der drei Hauptprotagonisten nahezu drei Dekaden estnischer Geschichte vom Ende der ersten Unabhängigkeit in Folge der russischen Besetzung nach dem Hitler-Stalin-Pakt und dem einhergehenden sowjetischen Terror über die vermeintliche Befreiung durch Nazideutschland und die deutsche Besatzung bishin zum Leben in der in die Sowjetunion einverleibten estnischen SSSR der 1960er-Jahre. Doch Oksanens Werk ist auch eine Charakterstudie des skrupellosen Wendehalses Edgar Parts, seiner zwischen Opportunismus und Widerstand schwankenden Ehegattin Juudit und dem impulsiven Idealisten Roland Simson.
Der zwischen personaler und Ich-Perspektive und zwischen den Zeiten wechselnde Roman enthält spannende - wenngleich konstruierte - Wendungen, ist aber eigentlich kein Pageturner. Oksanen rückt die Charaktere in den Mittelpunkt, das Große Ganze erschließt sich nur auf Umwegen. Oksanens Erzählweise trübt so das Lesevergnügen und misslingt daher meines Erachtens entgegen der vollmundigen Ankündigung am Klappentext das Projekt, den ganz großen Geschichtsroman eines kleinen Landes zu schaffen.
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schmechi | 19 weitere Rezensionen | Mar 28, 2024 |
Nach "Die Sache mit Norma" (ID-A 17/17) ein literarischer Thriller der preisgekrönten finnisch-estnischen Autorin, der das ausbeuterische Leihmutterschaftssystem der Ukraine beschreibt. Er ist 2016 in Helsinki angesiedelt, an der Schnittstelle zwischen Ost und West. Hauptfigur ist die aus ärmlichen ukrainischen Verhältnissen stammende Olenka, die zunächst als Model und als Spenderin von Eizellen arbeitet und dann selbst Frauen als Leihmütter rekrutiert, was mit einem Todesfall endet. Danach flieht sie nach Finnland, wo sie sich als unscheinbare Putzfrau durchschlägt, bis sie in einem Park eine Frau aus ihrer Vergangenheit trifft, deren Rache sie fürchtet. Gemeinsam beobachten sie zwei Kinder, deren Geschichte mit ihrer eigenen verbunden ist ... - Oksanen untersucht realitätsnah die Folgen dieser Leihmutterpraxis vor dem Hintergrund einer korrupten Gesellschaft, in der das Neuerfinden von Biografien eine Frage von Geld und Beziehungen ist. Raffiniert konstruiert, mit Zeitsprüngen. Zeigt die Verwirrung eines Landes, in dem Frauen ihren Körper verkaufen, um ihre bittere Armut zu lindern.… (mehr)
 
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Cornelia16 | 12 weitere Rezensionen | Aug 23, 2022 |
„Wort für Wort schlug sie einen Stein nach dem anderen aus den Fundamenten meines sorgfältig aufgebauten Lebens. Ich hätte mir nicht träumen lassen, dass das geschehen würde.“ (Zitat Pos.233)

Inhalt
2006 ist Olenka als aufstrebendes Model in Paris gescheitert und sie lebt wieder bei Mutter und Tante in einem kleinen Dorf in der Oblast Mykolajiw im Süden der Ukraine. Sie fühlt sich verantwortlich und braucht Geld, um für die beiden Frauen zu sorgen. Durch Zufall entdeckt sie eine Anzeige und nach einem Vorstellungsgespräch erhält sie den Job. Sie macht rasch Karriere. Dann verliebt sie sich zur falschen Zeit in den falschen Mann. Sie muss untertauchen, beginnt in Helsinki ein neues Leben, doch 2016 holt sie ihre Vergangenheit ein und jetzt geht es um mehr, als nur um ihr eigenes Leben.

Thema und Genre
In diesem Roman geht es um die Ausbeutung junger Frauen aus ärmsten Verhältnissen, die auf eine bessere Zukunft hoffen. Skrupellose Organisationen im eigenen Land, hier geht es konkret um die Ukraine, werben die Frauen als Leihmütter und Eizellenspenderinnen für reiche kinderlose Ehepaare aus Ost und West an. Es sind international tätige, weit verzweigte und sehr lukrative Geschäftszweige. Wichtige Themen sind Politik, Wirtschaft, Kinderwunsch und moderne Medizin, die ukrainische Mafia, die Familie, und prägende Ereignisse in der Vergangenheit.

Charaktere
Olenka ist zielstrebig, hartnäckig, übernimmt die Verantwortung, ihre Mutter und Tante zu unterstützen. In ihrer Tätigkeit muss sie skrupellos handeln, macht Fehler, trifft falsche Entscheidungen, doch man fühlt und hofft mit ihr. Es sind unterschiedliche Figuren, denen wir in diesem Roman begegnen, authentisch bis ins Detail, und ihre Handlungen sind nachvollziehbar.

Handlung und Schreibstil
Die aktuellen Ereignisse finden im Jahr 2016 statt und beginnen auf einer Parkbank in Helsinki. Geschildert werden sie von der Ich-Erzählerin Olenka. Gleichzeitig unterbricht Olenka diesen Handlungsstrang immer wieder und erzählt in Gedanken ihre eigene Geschichte, ihre Kindheit, die Geschichte ihrer Familie. Diese Abschnitte, ergänzt durch Schilderungen von besonders prägenden Erlebnissen und Situationen, verlaufen nicht chronologisch, sondern ergeben sich aus einem Stichwort, einer spontanen Erinnerung in der Gegenwart, die ihre Gedanken spontan zurück in die Vergangenheit führen, zu dem Mann, den sie immer noch liebt und auf dessen Verständnis sie immer noch hofft. Diese Art des Erzählens, die Stück um Stück, Detail um Detail mehr von den Zusammenhängen aufdeckt, garantiert in Verbindung mit den Themen eines Kriminalromans ein sehr spannenden Leseerlebnis. Die Autorin schreibt schonungslos und offen, klagt jedoch nicht an, sondern folgt ihren Figuren mit Empathie, die sich auf uns Lesende überträgt.

Fazit
Dieser Roman, erschienen im Jahr 2019, überzeugt durch fundierte, kenntnisreiche Einblicke in die Situation in der Ukraine und erhält durch die heutige Situation zusätzliche Aktualität. Eine besondere Form des Erzählens, authentische, nachvollziehbar handelnde Figuren, eine facettenreichen Sprache von poetisch, einfühlsam, bis rasant und packend, und brisante Themen ergeben eine eindringliche, sehr spannende Geschichte.
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Circlestonesbooks | 12 weitere Rezensionen | May 28, 2022 |
Sofi Oksanen bringt uns das Leben (und Sterben) in der bewegten Geschichte Estlands in den 1940er und 1960er Jahren näher. Im Mittelpunkt des Romans steht der Opportunist Edgar Parts, der mit den Deutschen ebenso kollaboriert wie mit den Sowjets. Weil Estland und die dort statt gefundenen Greuel während des Zweiten Weltkriegs den deutschsprachigen Lesern im Allgemeinen wohl wenig bekannt ist, ist das Buch einer finnischen Erfolgsautorin mit estnischer Mutter umso spannender. Oksanen kann zweifelsfrei spannend erzählen und gleichzeitig Zeitgeschichte vermitteln. Auf jeden Fall lesenswert!… (mehr)
 
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koanmi | 19 weitere Rezensionen | Jan 25, 2015 |

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