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Boualem Sansal

Autor von 2084: The End of the World

16 Werke 758 Mitglieder 46 Rezensionen

Über den Autor

Beinhaltet den Namen: Sansal Boualem

Bildnachweis: Boualem Sansal en 2005

Werke von Boualem Sansal

2084: The End of the World (2015) — Autor — 276 Exemplare
Harraga (2005) — Autor — 60 Exemplare
Der Schwur der Barbaren (1999) — Autor — 41 Exemplare
Rue Darwin (2011) — Autor — 40 Exemplare
Allahs Narren: Wie der Islamismus die Welt erobert (2013) — Autor — 28 Exemplare
Le train d’Erlingen ou La métamorphose de Dieu (2018) — Autor — 19 Exemplare
L'Enfant fou de l'arbre creux (2000) — Autor — 6 Exemplare
Dis-moi le paradis (2003) — Autor — 6 Exemplare
Vivre: Le compte à rebours (2024) 3 Exemplare
Romans 1999-2011 (2015) 1 Exemplar

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Die Geschichte der Welt wurde gelöscht und neu versiegelt, durch Abi den Entsandten des einen Gottes, an den jetzt alle glaubten, ohne Anfang, ohne Ende, ganz im Jetzt, im Land, einfach dem Land. Yölah hieß der eine Gott und man feierte endlos und in Kreisen, man schlachtete und aß göttertrunken, das Leben wurde eine einzige PIlgerfahrt, ein gemeinsames Beten, eine Glückseligkeit des Nichts, aufgegangen in gruppenzentrierten Allmachtsgesängen, die gen Himmel stiegen, gefangen in einer einzige Wirtschaftsform: der Religiösen.

„Die Passion für das Pilgern wurde von unaufhörlichen Kampagnen wachgehalten, sie vermengten Reklame, Predigten, Jahrmärkte, Wettbewerbe und verschiedene Manipulationen, gefördert von dem sehr mächtigen Ministerium der Opfer und Pilgerfahrten.“ (S. 21) Alle Orte, an dem die heilige Bewegung den Sieg davon getragen hatten, waren jetzt Pilgerorte, zu denen siegestrunkene Gläubige permanent pilgerten, unaufhörlich, ganz egal ob sie von großen Städten wegbewegt wurden, um zu sterben, der Weg des Pilgers war das Ziel, völlig auf einen Gedanken zentriert: Yölah würde es gut mit einem meinen, im hier oder morgen oder in der Ewigkeit. Völlig gleichgültig, wo einen der Tod ereilte. Er spielte keine Rolle mehr. Dieser Tatsache gehört der Antrieb, alle Kraft des Irdischen. Nichts sonst durfte stören.

Ein beklemmendes Szenario eröffnet sich in diesem, sehr abstrakt geschriebenen Buch, Geduld wird zu einem anderen Namen für Glauben, Erwartung der Fetisch, dem alles untergeordnet wird, in Gehorsam und Unterwerfung. Man betete fürderhin von Jugend an: Unser Glaube ist die Seele der Welt und Abi sein schlagendes Herz. Die Unterwerfung ist Glaube und Glaube Wahrheit. Yölah gehören wir, Abi gehorchen wir.

Der Mensch hatte so aufgehört, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, nur Yölah kann das und erledigt es für einen. Dabei bediente er sich eines gewaltigen Tricks: man sollte ABER nicht WIRKLICH glauben, das könnte nämlich auch irren lassen, und zu einem anderen Glauben führen. Man griff im Denkapparat perfide vorher zu: verbietet Euch lediglich zu zweifeln und wiederholt, dass meine Wahrheit einzig und gerecht ist.

Mit diesem Kunstgriff wurde die Heuchelei angestachelt, viel radikaler und direkter den echten Gläubigen kennzeichnend, untermauert durch Tausende von Anleitungen von der Geburt bis zum Tod, vom Morgen bis zum Abend, in der Nacht: endlos wiederholte Gesten, Unterwerfungen und Worte schalten den Verstand aus und prägen den hoffenden, ewig im Zwischenzustand befindlichen Menschen auf der unmittelbaren Stufe zur völligen Glückseligkeit.

Man muss sich einlassen auf dieses Buch, es ist nicht leicht zu lesen, die Geschichte schwebt selbst in einem Zwischenreich des Sedierten, der Stille, der Inbrunst, des reinen Wegseins von Verstand und Menschsein, und doch erinnert sich einer daran, beginnt wieder zu denken. Trotzdem fühlt er sich gleich einer Ameise einem größeren Ganzen zugehörig, das wahrscheinlich ahnt, wer er ist und ihn ausscheidet. Dieses Buch ist ein Schock, gleich Kafka wirft man sich zurück in einen Körper, der funktioniert nach anderen Gesetzmäßigkeiten als die der Freiheit, eine Utopie des Sieges einer der 3 monotheistischen Religionen, ganz gleich welche.

In einem solchen System zu leben, hieß langsam aber sicher leerzulaufen, nichts mehr zu fühlen, so zu sterben wie sich leblose Gegenstände zersetzen. Kein einfaches Buch, ein hoch-philosophisches, kompliziert zu lesen - aber, wenn man sich darauf einlässt, jene Stellen und Fesseln kennzeichnend, die wir dem Glauben entziehen müssen, um als Menschheit überleben zu können. Menschen, die so leben müssen, erkennen im Todesmoment dies: „Ist die Stunde des Hinscheidens gekommen, entdecken sie entgeistert, dass das Leben ihnen nichts schuldet, denn sie haben ihm nichts gegeben.“

Ati, der Protagonist des Buches, lebt in einem Sanatorium hoch oben in den Bergen und erinnert sich des Denkens, während er sich erholt und eines wichtigen Wortes: FREIHEIT. Kann er sie entdecken in einem System, das die Eigenmächtigkeit des Individuums nicht mehr kennt?
… (mehr)
 
Gekennzeichnet
Clu98 | 18 weitere Rezensionen | Mar 1, 2023 |
Der Autor ist einer der wenigen algerischen Intellektuellen, die noch im Lande leben. Sein offener Brief fordert die Landsleute auf, Algerien als Land der Vielfalt zu begreifen. Algerien ist ein Land, in dem die verschiedensten Religionen und Volksstämme gemeinsam leben. Es ist kein homogenes Land, auch wenn die herrschende Doktrin das glauben lassen möchte. Um den Brief wirklich zu verstehen, müsste man sich besser auskennen, als ich das tue. Dennoch ist das ein kurzes, interessantes Leseerlebnis.… (mehr)
 
Gekennzeichnet
Wassilissa | Nov 17, 2019 |

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