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Werke von Roland Schimmel

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Juristen versuchen mit sprachlichen Regelwerken Problemlösungen zu schaffen, die Gerechtigkeit herstellen. Ich bin sicher, dieser Satz würde von einem Juristen ordentlich auseinandergenommen. In der genaueren Betrachtung wird für mich als (juristischem) Laien klar, um was es eigentlich geht: Rechtssprechung beinhaltet zu 90% die präzise Anwendung von Sprache, die aber leider (für einen Außenstehenden) abgeglitten ist in ein unverständliches Kauderwelsch: möglicherweise höhere Logik für Insider, aber weniger verständlich für Laien.

Trotzdem hat es mir Spaß bereitet in diesem Buch zu lesen, das ich für jemand als Geschenk gekauft habe für das Studium. Beeindruckend die Analyse dieses Satzes ganz am Anfang: (Zitat aus einer Klausur) "Vertretungsmacht heißt, dass der A weiß, was der B in seinem Namen macht."

Zunächt wird sprachlich etwas eleganter geschliffen:
"Vertretungsmacht heißt, dass A weiß, was B in seinem Namen macht."
Als nächstes wird das "macht" präzisiert:
"Vertretungsmacht heißt, dass A weiß, was B in seinem Namen erklärt."
Dann werden die rechtlichen Rollen angeführt:
"Vertretungsmacht heißt, dass der Vertretene weiß, was Vertreter in seinem Namen erklärt."
Danach entsteht, unter Berücksichtigung von Rechtsnormen:
"Vertretungsmacht zu haben bedeutet, Willenserklärungen mit Wirkung für und gegen andere abgeben zu können."
Sprachlich geglättet:
Vertretungsmacht ist die Rechtsmacht zur Abgabe von Willenserklärungen, die nicht den Erklärenden, sondern den von ihm Vertetenen berechtigen und verpflichten."

Am Ende erkennt man, dass der Eingangssatz grundfalsch ist, denn die Vertretungsmacht besteht gerade darin, dass der Vertretene nicht wissen muss, was der Vertreter tut.

Eine logische Normstruktur, unsere Gesetze also, zu kennen und diese in eine nachvollziehbare Fallanalyse und Sprachstruktur zu bringen, darum geht es. Es ist im Grunde feinste Sprachstilistik, durchzogen mit Moral, Würde und Anstand, die Juristen kennen müssen - und natürlich die Leerbereiche dazwischen, mit denen man wirklich Geld verdient. Ich kann mir vorstellen, welche mehrfachen Schocks Abiturienten erleben, wenn sie in diese Sprachwelt von Juristen eindringen müssen und dabei nicht den Überblick verlieren wollen. Obersatz, Untersatz, Schlusssatz - nach diesem Schema gibt dieses Buch mit vielen Beispielen aus der Rechtspraxis wertvolle Hilfestellungen beim Verfassen von Klausuren oder Hausarbeiten. Dabei wird klar, dass die Sprache entscheidendes Handwerkszeug der Juristen ist, die Auseinandersetzung mit Wortbedeutungen und Definitionen stellt ein zentrales Moment dieses Studiums dar. Dass Anwälte später eher Kommunikationsweltmeister sein müssen, Richter und Staatsanwälte gute kennen sollten, sich lieber auf Kompromisse einigen müssen und alle vom Dasein als Staranwalt im Boulevard träumen, während sie kleine Verkehrsdelikte auskungeln - das steht natürlich auf einem anderen Blatt.
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Clu98 | Mar 20, 2023 |

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