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Über den Autor

Ari Shavit is a journalist in Israel. He is a columnist for Haaretz and a commentator on Israeli public television. (Bowker Author Biography)

Werke von Ari Shavit

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Wissenswertes

Rechtmäßiger Name
Ari Shavit
Geburtstag
1957-11-16
Geschlecht
male
Nationalität
Israël
Geburtsort
Rehovor
Wohnorte
Kfar Shmaryahu, Israel
Berufe
Journalist

Mitglieder

Rezensionen

Denn wir sind ein Volk von Reisenden und ein Volk am Abgrund.,

Ari Shavit legt mit diesem Buch ein ehrliches, ungeschöntes, höchst eindrückliches und spannendes Zeugnis ab über Israel und beschreibt mit seiner Person und Gesprächen mit anderen die Wirren, Erfolge und Weiterentwicklungen eines Staates, der heute im Nahen Osten die einzig funktionierende, wehrhafte Demokratie darstellt. Sogar Palästinenser leben in Israel bzw. sind israelische Bürger, die dort durchaus geschützt sind und mit demokratischen Regeln umgehen können (müssen).

"Soweit meine Erinnerung zurück reicht, habe ich Angst verspürt. Existenzielle Angst. Das Israel, in dem ich aufwuchs – das Israel Mitte der Siebzigerjahre –, war ein energiegeladenes, quirliges und hoffnungsvolles Land.“ 1967 war AS 9 Jahre alt und beginnt das Buch mit der Beschreibung des ägyptischen Angriffs, seine Depressionen damals, aber auch die Freuden, Erfolge, einfach alles, was danach bis heute kommt. Am Ende beschreibt er die Situation in Richtung Iran, für mich der interessanteste Teil, weil er aus der Tiefe des wirklichen Erkennens der Aktionen von Fundamentalisten im Iran geschrieben ist. Er unterhält sich dazu mit Amos Yadlin, einem ehemaligen ranghohen Militär der israelischen Armee. Dieser äußert sich so:

„Was die Iraner betrifft, so hat man es bei ihnen mit einer Mischung von religiösem Fanatismus und strategischer Vernunft zu tun. Sie sind sehr ambitioniert. Sie sehen ihren Kampf mit Amerika und Israel als einen Kampf der Kulturen an. Ihrer Ansicht nach ist ihre Kultur die reinere und gerechtere – und daher auch die überlegene. Die jüdisch-christlichen Kultur ist für sie eine böse, eine imperialistische Kultur, die sich in einer Phase des Zerfalls befindet. Sie empfinden Wut wegen dem, was die Briten und die Amerikaner und die Russen im Iran angerichtet haben – und wegen dem, was der Zionismus in Palästina getan hat. Sie sind davon überzeugt, dass wir, weil wir verdorben und korrupt sind, kein Leid ertragen können, keine Widerstandskraft besitzen und daher zwangsläufig dem Untergang geweiht sind. Deswegen hegen Sie kein Zweifel daran, dass sie triumphieren und irgendwann den Untergang Israels, Europas und Amerikas herbeiführen werden. Sie glauben, dass die Zukunft ihnen gehört. Ihre im Aufstieg befindlichen Kultur wird die unsere bezwingen.“

Besser kann man es meines Erachtens nicht auf den Punkt bringen. Die Iraner agieren mit Geduld, Besonnenheit und Raffinesse. Sie machen wenig Fehler, wollen ihre Ziele auf indirektem, leisen Wege erreichen. Man muss Respekt vor dem Iran haben, sie meinen es todernst, so der General weiter. Damit ist alles gesagt. Man kann sich nur wundern, dass der deutsche Wirtschaftsminister im Iran vorstellig wird, den Vorstand der Deutschen Islamkonferenz im Gepäck, um wieder Geschäfte mit Iran zu machen. Ich glaube nicht, dass Sigmar Gabriel jemals den Koran gelesen hat. Ich glaube nicht, dass wir alle die existenziellen Problem Israels auch nur annähernd verstehen, wobei die Zeichen auf Deutschlands Straßen zum al-Quds-Tag überdeutlich sind.

"Wir sind ein Volk von Reisenden und ein Volk am Abgrund."Heute leben 45 % der jüdischen Weltbevölkerung in Israel, ein beispielloser Erfolg. Die Masseneinwanderung von Juden in das Land Israel im 20. Jahrhundert war der größte Triumph des Zionismus. Israels Geburtenrate liegt bei schwindelerregenden 2,65 Kindern (Amerika: 2,06; Großbritannien: 1,9; Italien, Deutschland: 1,4) Während Europa rasch altert, ist Israel ein junges Land. "Das wahre Israel von heute beherbergt eine Fülle von unterschiedlichen Ethnien, Israel ist keine Villa, sondern ein Kaufhaus: billig, laut, anstrengend und von pulsierender Lebendigkeit. Heute ist die Dichte an Menschen das Wesen Israels. Es scheint, als müssen die Juden engen Kontakt miteinander halten. Wir müssen beinander sein, sogar miteinander kämpfen. Wir wärmen uns gegenseitig bei großer Kälte, leben in Gemeinschaften, in einem Kibbuz, in einer Moshav, in Wohnanlagen, die von Hadera bis Gederan und von West Rishon bis Ost-Ramleh reichen.“

Mehr als 100 Jahre Zionismus haben ein außergewöhnlich hohes Maß an Entschlossenheit, Fantasie und Innovationskraft bewiesen. Seine Anpassungsfähigkeit, Flexibilität und Entschlusskraft waren ungeheuer. Er muss heute im Grunde mit unglaublichen und unmöglichen Situationen, mit äußerer Bedrohung zurecht kommen, alles eigentlich unhaltbar. Ein Wunder, dass sich heute in Israel trotzdem Ort an Ort reit, alles im Grunde aus dem Stegreif gefundene Lösungen. Eine der meist geprüften Nationen der Welt ist heute am gefährlichsten Ort der Menschheit zuhause, eingekeilt durch eine Religion, die in ihrem Grundlagenwerk die Vernichtung Israels vorgesehen hat. Sehnsuchtsvoll blickt AS nach England, den Ort seiner Vorfahren, und beschreibt den dort vorherrschenden Frieden als ein möglicherweise nie erreichbares Ziel.

AS führt uns am Ende des Buches auch in das Museum zur Geschichte des Holocaust und beschreibt eine Zahl, die ihn dort am meisten erschütterte. Babi Jar: am 29. und 30. September 1941 wurden 33.771 Juden aus Kiew in den Wald gebracht und gezwungen, sich am Rand einer Schlucht aufzustellen. Diese Rezension möchte genau daran erinnern. Bitte danach suchen und nachlesen. Wer sich heute über Israel, seine Gefühle, Menschen, Grundtatsachen und seine Bedrohungen informieren will: dieses Buch ist mehr als hervorragend dazu geeignet: informativ, emotional, spannend und in jeglicher Richtung erhellend. Ein Werk der Sonderklasse.

24. September 2015
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Clu98 | 54 weitere Rezensionen | Mar 3, 2023 |

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