Lize Spit

Mit diesem Buch geht es mir wie mit den Büchern von Heinz Strunk. Ich verstehe, warum sie gut sind, aber selbst finde ich sie grauenhaft. So auch hier: Wenn ich mein eigenes Lese“vergnügen“ angeben soll, würde das Buch höchstens 2 Punkte erhalten. Aber da das Buch literarisch erstklassig ist, auch die Motive hervorragend durchgehalten wurden, bekommt es 4 Punkte.
Eva wächst in den 1990ern in prekären Verhältnissen auf einem Dorf auf. Beide Eltern sind Alkoholiker, der Vater in gewisser Weise ein Psychopath. Die Schwester flüchtet sich in Ticks und Magersucht. Eva hat zwei Freunde, zwei Jungs. Sie hat nie gelernt, mit Mädchen umzugehen, sozusagen „normal“ zu sein. Im Sommer 2002 stehen die drei mitten in der Pubertät und plötzlich wird das Geschlecht, das jahrelang unwichtig war, sehr entscheidend.
Die Geschichte wird aus zwei Richtungen erzählt. Der Sommer 2002 und die Gegenwart (2015), in der sich Eva auf den Weg in ihren Heimatort macht zu einer Gedenkfeier für einen seinerzeit verstorbenen Jugendlichen.
Das Buch ist wirklich meisterhaft angelegt. Die Motive, die Personen, die Verhaltensweisen, alles extrem passend und sehr stimmig komponiert. Die Hoffnungslosigkeit und das sich anbahnende Grauen sind offensichtlich und im Grunde unaufhaltsam.
Ein Wort zum Cover: Es ist super gestaltet, aber im Vergleich zum Inhalt signalisieren die schmelzenden Buchstaben Hoffnung, als würde irgendetwas auftauen. Es ist sicher richtig- auch im Buch taut etwas und Verborgenes wird sichtbar. Aber Hoffnung ist damit nicht verknüpft. Insofern lässt einen das Buch eigentlich völlig elend zurück.… (mehr)