Jón Kalman Stefánsson

Auch dieser Roman von Jon Kalman Stefansson ist ein "Lebensbuch"..keiner schreibt so mitreißend, so klug und so originell von den elementaren "Dingen des Lebens"...stundenlang könnte man aus dem Buch zitieren.."welchen Wert hat unser Leben, wenn es niemand mehr gibt, dem wir erzählen können".. und die Frage, worauf es ankommt, was wertvoller ist, "Intelligenz mit einem IQ von 130" oder eher auf "Verständnis, Einfühlungsvermögen, Moral"..wird hier nicht nur gestellt, sondern erzählerisch packend umgesetzt.… (mehr)

Irgendwie geht es um eine Familiengeschichte in Island - mit vielen Rückblenden, vor allem in die Lebensgeschichte des Urgroßvaters des Ich-Erzählers.

Die Erzählung strahlt viel Lebensgefühlt aus, vor allem wird der Unterschied zwischen Reikjavik und "dem Rest von Island" deutlich.

Alles in allem eine anregende Lektüre - ob weitere Stefánsons folgen werden, habe ich für mich noch nicht entschieden.

Zitate:

Trauerbewältigung: "Im Rechnen mache ich Fortschritte, bekomme jede Menge Sternchen in mein Rechenheft, aber egal, wie ich auch rechne, was für komplizierte Aufgaben ich auch löse, wie ich die Multiplikationstabelle drehe und wende, nie kommt am Ende meine Mutter heraus. Darum gebe ich auf beim Rechnen. Seitdem verachte ich die Mathematik, sie hat doch nichts anderes im Sinn als Zahlen."

Gute Ratschläge: "Eines Abends folgt Gísli dem Rat seines Freundes, lässt die Buchhaltung Buchhaltung sein und unternimmt einen Spaziergang, um die Sterne zu betrachten. 'Ich bin zu ehrgeizig', sagt er ein paar Abende später entschuldigend zu Urgroßvater. 'Der Sternenhimmel ist wirklich schön, aber ich habe trotzdem schnell kalte Füße gekriegt und einen steifen Hals vom ewigen Nach-oben-Gucken; bei all dem hatte ich vor allem den Einfall, ob sich mit dem Import von gefütterten Schuhen nicht ein hübsches Sümmchen verdienen ließe. [..]'"… (mehr)