Steve Tesich (1942–1996)

Saul Karoo ist Skriptdoktor, das heißt, er macht aus schlechten Drehbüchern gute, zumindest solche, die einen stringenten Film erzählen.Im echten Leben sind die Geschichten nicht immer wie im Film, es gibt Abwege, es gibt Nähe, es gibt Zeit zusammen. Nicht für Saul Karoo, der sein Leben konstruiert, so dass es für ihn und sein jeweiliges Publikum passt und der niemanden an sich heranlässt, auch nicht seinen Adoptivsohn Billy. Als Saul einen Film umschneiden soll, der eigentlich bereits ein Meisterwerk ist, zögert er zunächst, entdeckt aber im Film Billys echte Mutter Leila in einer kleinen Nebenrolle. Leila ist ein authentischer, echter Mensch. Er schreibt Leilas Rolle größer, beginnt, mit ihr auszugehen, fährt mit ihr und Billy in den Urlaub.

Das Buch, das mir bis zu diesem Moment super gut gefallen hat, wird ab hier fast surreal, man gewinnt fast den Eindruck, Steve Tesich hätte es unter völlig anderen Voraussetzungen geschrieben. Mir gefiel der erste Teil besser. Insgesamt aber ist es ein gutes Buch über Einsamkeit und Selbstdefinition des modernen Menschen, lange Jahre, bevor Internet und Medien diese Prozesse mit übernommen und beschleunigt haben.… (mehr)