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Werke von Frank Witzel
Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969 Roman (2015) 92 Exemplare
Die fernen Orte des Versagens (German Edition) 2 Exemplare
Getagged
Wissenswertes
- Gebräuchlichste Namensform
- Witzel, Frank
- Geburtstag
- 1955
- Geschlecht
- male
- Nationalität
- Deutschland
- Geburtsort
- Wiesbaden, Hessen, Deutschland
- Wohnorte
- Offenbach am Main, Hessen, Deutschland
- Berufe
- Schriftsteller
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Ich konnte die verschiedenen Handlungsstränge und Gedankenströme gut nachvollziehen und mir vorstellen. Zwar bin ich deutlich jünger als der beschriebene Protagonist, aber seine Gedanken waren mir dennoch nahe. Nicht, dass ich alles verstanden hätte! Ich schildere mal, wie ich mir das Buch erkläre. Letztendlich schildert es für mich das Aufwachsen in den 1960er Jahren (das in den 1970ern in Bayern nicht so viel anders war). Eingesperrt zwischen religiöser Intoleranz und freizügigem Denken versucht sich der Protagonist seinen Reim auf die Welt zu machen. Doch so kurz nach dem Krieg kann er sich nicht viel erklären, da gibt es zu vieles, das widersprüchlich ist. Es gelingt dem Roman meisterhaft, diese Widersprüchlichkeit darzustellen, genau dafür ist er wohl auch so dick. Es ist wirklich unglaublich, wie viel der Autor weiß und wie viel Wissen er hier einarbeitet. Dazwischen findet sich dann wieder Fantastisches, so dass ich mehr als einmal nachschlagen musste, zu überzeugend waren manche dann doch unwahren Ausführungen. Nur ein Beispiel für einen verblüffenden Wissensbestand: Auf Seite 170 beschreibt er die Zimmermann-Fibel, und zwar genau die Seite mit " Leise, Susi, leise", an deren Bildern man sehr gut den Zeitgeist des dritten Reichs und der späteren Bearbeitung durch die Amerikaner feststellen kann. Ich verwende genau diese Seite in meiner Vorlesung über die Geschichte der Grundschule. Und just an dem Tag, an dem ich das im Buch las, hatte ich auch diese Vorlesung zu diesem Thema gehalten. Das ist solches Expertenwissen, und dass er es dann auch noch in Verbindung mit einem Jungen namens Zimmermann bringt, passt gut hierzu. Es gibt nach meinem Dafürhalten im ganzen Buch keinen Zufall. Alles, worin ich mich auskenne und worüber ich etwas weiß, ist genau richtig platziert und eventuelle Falschschreibungen sind sinnhaft. Alleine um das alles genauer nachzuvollziehen würde es sich schon lohnen, dass Buch noch einmal analytischer zu lesen.
Auf S. 96 ff. beschreibt er in einem einzigen mehrseitigen Satz das historisch zutreffende Schicksal des Tchibo-Namensgebers Tchilinghiryan und endet diesen mit folgendem Schluss, dass ihn ein Spiegelartikel von 1962 "mit einem Mal wieder verstehen lässt, warum jemand Säure auf Gebäude spritzt oder auf die Idee kommt, ein Kaufhaus anzuzünden". Und genau so verstehe ich das Buch: Immer wieder kommt er zurück auf "Rubber Soul" von den Beatles. Denn nur wer eine Gummi-Seele hat, kann die Widersprüche ertragen, wird nicht manisch depressiv oder verübt verzweifelte Verbrechen. Selbst der Widerstand ist ja letztendlich umsonst. Wer keine Gummi-Seele hat, muss verzweifeln.
Das Buch mäandert in verschiedensten Ideen, Themen und Ausführungen, viele absolut interessant, manche allerdings auch für mich unverständlich. Dennoch, ich habe das Buch gern gelesen und habe mich nicht gelangweilt!… (mehr)