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Über den Autor

Bildnachweis: Michael Wolffsohn

Reihen

Werke von Michael Wolffsohn

Zivilcourage (2016) 4 Exemplare
Meine Juden, eure Juden. (1997) 4 Exemplare
Keine Angst vor Deutschland (1990) 3 Exemplare

Getagged

Wissenswertes

Geburtstag
1947-05-17
Geschlecht
male
Land (für Karte)
Germany

Mitglieder

Rezensionen

Erinnern Sie sich noch an den Ruf eines Kanzlers zum Aufstand der Anständigen? Michael Wolfssohn beschreibt, von diesem Klischee ausgehend, den schmalen Grad, auf dem sich Zivilcourage bewegt. Echte Helden und Hochdekorierte sind in diesem Zusammenhang leider oft tote Ehrenträger. Und viele, die es ausgeführt haben, sind später in die Mühlen einer Justiz geraten, die wenig Verständnis zeigt für Selbsthilfe oder Selbstjustiz, wie sie es nennen muss.

Menschheitsgeschichtlich betrachtet war die Schutzfunktion Ursache von Gruppen- und später Staatenbildung, der einzelne sollte frei leben können, während staatliche Stellen/Polizei Sicherheit garantieren. In einem solchen idealen Staat bräuchte es keine Zivilcourage, weil sie durch die Organe des Staates sichergestellt wird.

Keine Mahnwache ist dauerhaft, denn Bürger sind keine Schützer der inneren oder äußeren Sicherheit. In arbeitsteiligen Gesellschaften kann es nicht anders sein, Anstand ist eine Tugend und keine Dienstleistung, sie ist der Grund, auf dem sichere Staaten funktionieren und den staatlichen Organen zuarbeiten. Wenn Menschen den Politikern zurufen, wir sind das Pack, dann laufen viele Dinge gewaltig schief und Michael Wolffsohn benennt sie in diesem lesenswerten Buch.

Er zeigt auf, dass vor allem wir Deutsche vorsichtig mit den Begriffen Rechtsextrem und N**i umgehen müssen, sie werden für ihn zu dem deutschen Stolperstein, der für alles und nichts und leider allzuoft pauschalierend auf Gegner angewendet werden.

MW ist Deutscher und fühlt sich auch dem israelischen Volk zugehörig. Er kann hier nur bestehen, wenn er mit allen anderen Deutschen mit gutem Willen das Gemeinsame kommuniziert. Eine Nation ist vor allem eine Kommunikationsgesellschaft nach MW (bzw. von Karl W. Deutsch abgeleitet) und genau in diesem Bereich gibt es in Deutschland große Defizite bzw. schiefe Argumentationsebenen, die aufgrund des begangenen Zivilisationsbruches noch immer nicht geheilt sind.
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Gekennzeichnet
Clu98 | Feb 28, 2023 |
Eine mehr als beeindruckende Familien-Saga: ich bin begeistert ob der Erzählkünste von Michael Wolffsohn (MW), der in diesem Buch seine Vorfahren, ihre Erfolge, Fehleinschätzungen, Irrungen und Wirrungen, vor allem aber ihr Glück in allen Komponenten auffächert, die einem wirklich sehr nahe gehen.

Schon der Beginn mit seinem Großvater, der zwei Lehrer einer kommunistischen Schule in Israel mit einem Gartenschlauch bzw. dem Wasser daraus „nass macht“ und einem ähnlichen Vorfall seiner Großmutter bzw. der Frau von Karl Wolffsohn, dem sehr erfolgreichen Lichttheater-Unternehmer aus Berlin, ziehen einen aus erzählerischen Aspekten leicht in das Buch. Hier versteht einer, Geschichte durch kleine, individuelle Erlebnisse zu dramatisieren und die jeweiligen Beweggründe zu erhellen.

MW legt die Schichten der Geschichte offen, mit großen und kleinen Geschichten, so vieles wird deutlich, das (für uns) vor sich hin schlummerte und besonders beeindruckt hat mich die Fahrt mit seiner Oma (väterlicherseits) als er sie fragte, wer Hitler gewesen und wie Adenauer sei. Mit diesem „Pro-Seminar Geschichte“ wendet er sich hin zu den anständigen Deutschen, zu denen auch seine Großeltern gehören und so kann er heute als Betroffener das Verhältnis Juden-Deutsche klar beleuchten, auch dort wo es den Deutschen weh tun muss.

MW wächst auf in Berlin neben jenen Gleisen, auf denen die Viehwagen gefüllt mit seinen Vorfahren gen Auschwitz fuhren, schwer vorstellbar und doch drängend nach dem Jetzt, dem Guten und der Versöhnung. Schuld und Versöhnung, sie schwingen sich durch dieses oft schwer zu lesende Buch (ob der Grausamkeiten) hin zum Glück des Heute einer toleranten Gesellschaft, die dem Vergangenen immer wieder ins Auge blicken muss.

MW agiert nicht mit der Keule der Schuld, sondern kommt aus einem Gefühl des Vergebens, des Miteinanders auf uns zu, er erklärt, wie es war, unverstellt und völlig ohne Ressentiment. Ein Blick zurück, der es in sich hat, spannend und einfühlsam, ehrlich, er verschweigt nichts, ein Glück, solche Erinnerungen miterleben zu können.
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Gekennzeichnet
Clu98 | Feb 24, 2023 |

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