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Lädt ... Der Busen : Meisterwerk der Evolutionvon Florence Williams
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Brüste sind immer und überall - und bleiben doch schöne Unbekannte. Höchste Zeit also für eine Biografie des Busens. Florence Williams, Wissenschaftsjournalistin u.a. der New York Times, schildert seinen Lebenslauf von der Pubertät bis zur Menopause und von der Urzeit bis heute. Die erste umfassende Geschichte von Sinn, Signifikanz und Sprengkraft dieses evolutionären Meisterwerks. Williams' Porträt des Busens führt durch Anthropologie, Biologie und Medizin, besieht Erotik und Eitelkeiten und lotet obendrein seine Rolle als Wirtschaftsfaktor aus. Ein Werk, unverzichtbar und überfällig. Florence Williams ist Wissenschaftsjournalistin und schreibt unter anderem für die New York Times sowie das New York Times Magazine. Sie lebt in Boulder im US-Bundesstaat Colorado. Keine Bibliotheksbeschreibungen gefunden. |
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Google Books — Lädt ... GenresMelvil Decimal System (DDC)612.6Technology Medicine and health Human physiology Reproduction; Development; MaturationKlassifikation der Library of Congress [LCC] (USA)BewertungDurchschnitt:
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Fettlösliche Schadstoffe – gespeichert im Brustgewebe
Das Ergebnis war beunruhigend: Pestizide, Dioxin, Flammschutzmittel, alles wurde nachgewiesen. Wie konnte das sein? In einem Radio-Interview erklärt Williams, dass Brüste „wie Schwämme“ all diese Chemikalien, und insbesondere die fettlöslichen, im Fettgewebe speichern. Eine unbequeme Erkenntnis, so unbequem, dass ÄrztInnen und Hebammen selbst bei uns nur ungern darüber informieren, denn: sie macht Angst. Florence Williams entschied sich trotzdem, dem Thema weiter auf den Grund zu gehen. Die Ergebnisse ihrer Recherche hat sie in ihrem Buch „Breasts: A Natural and Unnatural History“ veröffentlicht, das im Mai 2012 in bei Norton erschienen ist.
Interessant in Williams’ Buch sind besonders die Kapitel zu den Auswirkungen von Hormonen in unserem täglichen Leben. Verschiedene weitere Artikel, deren Inhalte sich im Buch finden, sind bereits online verfügbar, so Younger Girls, Bigger Breasts: Are Chemicals to Blame?, erschienen bei DoubleX am 28.07.2009, My IKEA Couch Reeks of Chemicals, erschienen bei Slate am 21.06.2010, und ein Artikel zur Selbstuntersuchung der Brust: Do Breast Self Exams Works?, erschienen auf Oprah.com im Oktober 2010. Der wissenschaftliche Nachweis zur Wirksamkeit der Selbstuntersuchung der Brust ist bis heute Teil einer wissenschaftlichen Debatte. Das hat die amerikanische National Breast Cancer Coalition NBCC in ihrer Position erstmals bereits 2002 gut ausgearbeitet, s. Bericht zur Selbstuntersuchung. Frauengesundheitszentren sehen die Selbstuntersuchung der Brust allerdings bis heute durchaus als Möglichkeit, die die Macht über die eigene Brust nicht an einen Röntgenautomaten zu delegieren bzw. die Mammographie als einzig gangbaren Weg.
Following Sandra Steingraber
Florence Williams befasst sich mit Fragen, die schon seit längerem auch bei Sandra Steingraber auf der Tagesordnung stehen. Warum entwickeln sich bei Mädchen die Brüste heute früher (bei einem Drittel der Mädchen in den USA setzt die Brustentwicklung bereits mit 9 Jahren ein[1]), warum werden ihre Brüste durchschnittlich größer und was bedeutet das im Zusammenhang mit der Entstehung von Brustkrebs?
Zu viel Chemie im Haushalt
Auch der Frage nach Hormonen in der Umwelt und wie sie den Hormonhaushalt von Frauen und die Entwicklung der Brust beeinflussen können, geht Williams nach. Die Spurensuche führt in unsere Haushalte, in Polstermöbel, Teppichböden oder elektronische Geräte, in denen beispielsweise chemische Flammschutzmittel verwendet werden. Bei Untersuchungen an Tieren konnte gezeigt werden, dass diese Flammschutzmittel vom Körper absorbiert werden und mit vorhandenen körpereigenen Hormonen interagieren. Einige dieser Flammschutzmittel interagierten beispielsweise mit Schilddrüsenhormonen, etwa mit dem Thyroid-Rezeptor; Schilddrüsenhormone steuern alle möglichen wichtigen Funktionen im menschlichen Körper, angefangen von der Nervenentwicklung bis hin zur Temperatur im Gehirn. Zusammenhänge zwischen Brustkrebs- und Schilddrüsenerkrankungen sind ebenfalls bekannt.[2] Gerade Plastikprodukte sieht Williams als Quelle von Umwelthormonen, die vom menschlichen Körper absorbiert werden. Sie gehe zwar nicht so weit, Kindern die Freude am Spielen mit Legosteinen zu verderben, aber sie hält Schwangerschaft und Stillzeit für die verletzlichsten Phasen.[3]
Auch Jungen und Männer sind betroffen
Im Radiointerview bei NPR stellt Williams fest, dass man über die Kenntnis der vielen Gifte in unserer Umwelt durchdrehen könne, was sie jedoch nicht empfiehlt. Sie nimmt bezüglich der Dinge, die wir tun können, eine relativ gelassene Position ein und sie sieht es weniger als Aufgabe der einzelnen Frau, all die Giftstoffe aus ihrem Leben zu verbannen, als vielmehr als eine politische Aufgabe. Sie verweist darauf, dass auch Jungen von den hormonimitierenden Stoffen betroffen seien. So käme es durch die Kontamination mit Umwelthormonen vermehrt zu Genitaldefekten bei Jungen, und man sähe vermehrt auch kleine Jungen mit mehr Brustdrüsengewebe. Williams sieht dies als Forschungsfelder der Zukunft. Experte zu diesen Fragestellungen in Deutschland ist insbesondere Prof. Dr. Ibrahim Chahoud von der Berliner Charite, der gleiche Schlussfolgerungen (Auswirkungen auf die genitale Entwicklung, besondere Verletzbarkeit schwangerer Frauen) auf der CHEMSEC-Tagung im Mai 2011 in Berlin bereits berichtet hatte.
Mittelfristig neue Wege finden
Neben der Schadstoffproblematik betont Williams allerdings die Vorteile von Muttermilch und dem Stillen, wie dies auch in ihrem Artikel Toxic Breast Milk? ausführlich beschrieben ist, obwohl sich heute in der Muttermilch DDT, PCBs, Flammschutzmittel, Dioxin, Trichloräthylen, Perchlor, Quecksilber, Blei und andere Schadstoffe nachweisen lassen. Als Quellen für diese Belastungen nennt Williams Farbverdünner, chemische Reiniger, „Holzschutzmittel“ [z.B. Lindan], „Raumdeodorants“, Zusatzstoffe in Kosmetika, Flammschutzmittel, Insektengifte usw. Gnadenlos zeigt sie auf, wo die gefährdenden Stoffe überall stecken, und verweist auf Sandra Steingraber, die in dem auch in deutscher Sprache erschienen Buch „Having Faith: An Ecologist’s Journey to Motherhood“ (Leben wächst in mir, erschienen im Walter Verlag 2002) festgestellt hat, dass es für praktisch all die toxischen Stoffe, die heute in der Muttermilch nachgewiesen werden, ungefährliche Ersatzstoffe gebe. Das wenigstens ist Grund zur Hoffnung. Gemeinsames Engagement von Frauen und Politik wären in der Lage, wenigstens mittelfristig wirksam für Abhilfe zu sorgen.
[1] F. Williams in ihrem Radiointerview für NPR v. 16.05.2012: Just What’s Inside Those Breasts
[2] Einige Zusammenhänge hat die Ärztin und Diplombiologin Elisabeth Rieping, die selbst an Brustkrebs erkrankt ist, in ihren Dokumenten zur Schilddrüse zusammengefasst.
[3] F. Williams in ihrem Radiointerview für NPR v. 16.05.2012: Just What’s Inside Those Breasts ( )