Denkt man an die amerikanische Sozialreportage, denkt man an Walker Evans (zuletzt BA 4/94), denkt man an geistesgegenwärtig beseelte Augenblicks-Fotografie an Cartier-Bresson. Helen Levitt hat von beiden Foto-Giganten etwas in sich vereint und seit der letzten Dokumenta ist ihre "Straßenfotografie" aus den Häuserschluchten New Yorks, besonders der 40er Jahre, auch hierzulande auf vermehrtes Interesse gestoßen. Die Folge ist der vorliegende Bildband, den der Verlag schön ediert hat und der erstmals einen Einblick ins Werk der heute 75jährigen Amerikanerin gestattet. Ihr Auslöser öffnete den Verschluß immer im "richtigen Augenblick", ihre Fotoästehtik ist getragen von Mitgefühl zu ihren New Yorker Mitbürgern (besonders der Kinder), meist solche aus den etwas dunkleren Vierteln. Eindrückliche Schwarzweißfotografien (ab Anfang der 70er verwendete sie auch Farbe, was ihrer Arbeit meines Erachtens nicht gut tat) zeichnen ein ehrliches, prägnantes Bild der New Yorker in der Mitte unseres Jahrhunderts - eine Sammlung, die größeren Fotobeständen ans Herz gelegt werden muß. (3) (Klaus-Peter Preußger)