Der Traumsammler erzählt über einen Zeitraum von über 60 Jahren in wechselnder Perspektive vom Leben mehrer Menschen, alle vereint durch ein Haus in Kabul und/oder durch das Dorf Shadbagh. Die zunächst zentralen Personen sind der 10jährige Abdullah und seine kleine Schwester Pari, die voneinander getrennt werden als Pari drei Jahre alt ist.
Allen Episoden ist gemein, dass hier das jeweilige Leben an einem Wendepunkt angelangt ist und der Leser nach und nach erfährt, wie die Person zu dem geworden ist, die sie jetzt ist und welche Wünsche und Träume dabei auf der Strecke geblieben sind.
Mich hat der Traumsammler zu Tränen gerührt, weil vieles im Leben wohl nicht so läuft wie erhofft und wir oft durch eine spontane Entscheidung oder ein unerwartetes Ereignis plötzlich ein ganz anderen Lebensweg beschreiten als gedacht. Das Buch mag in weiten Teilen in Afghanistan spielen, aber für mich hat es viele universelle Fragen zum Thema Glück im Leben angesprochen. Möglicherweise hätte ich das Buch nicht so genossen, hätte ich Drachenläufer und Tausend strahlende Sonnen in jüngster Zeit gelesen. Da dies jedoch nicht der Fall war, konnte ich das Buch ohne Vergleiche zu ziehen, lesen. ( )

Das Mädchen Pari lebt in Armut mit seiner Familie in einem Dorf in Afghanistan. 1952 gibt ihr Vater die Dreijährige zu einem reichen Paar nach Kabul, das sie an Kindes Statt annimmt.
Pari wächst in Frankreich auf, studiert und wird Professorin. Ihre Angehörigen hingegen werden von der Wucht der nächsten Jahrzehnte in Afghanistan getroffen: Ihr Halbbruder Iqbal flieht mit seiner Familie nach Pakistan und als er zurückkommt, steht auf dem Land der Familie die Villa eines Drogenbosses.
Das Buch ist episodisch erzählt, porträtiert einzelne Personen, erzählt deren Sichtweise. Daran wird deutlich, dass es weiß oder schwarz nicht gibt. Schon der einleitende Text macht dies deutlich: Paris Vater erzählt ihr und ihrem geliebten Bruder Abdullah eine Geschichte über einen bösen Dämonen, der ein armes Baunerdorf heimsucht. Der Damön wählt eine Familie aus, die ihm eines ihrer Kinder opfern soll. Das Los fällt und die Weggabe des Kindes bricht seinem Vater das Herz. Er sucht den Dämon auf um sein Kind zurückzufordern. Aber er sieht dort sein Kind fröhlich in einem wunderschönen Garten mit anderen Kindern spielen. Seine ursprüngliche Familie hat das Kind vergessen.
Was ist also besser? Wer ist also Schuld? Wer ist der Dämon?
Nach den brutalen und wuchtigen Bildern der Bücher "Drachenläufer" und "Tausend strahlende Sonnen" ließ mich dieses Buch viel unbeteiligter. Dennoch ist es ein gutes, wichtiges Buch, das Stoff zum Nachdenken bietet. ( )

Wenn jemand Rosamunde Pilcher mag, dann ist er hier richtig. Ich kann nicht beurteilen, wie das Buch im Original ist, aber die Übersetzung kann es jedenfall auch nicht retten. Zumal das deutsche Lektorat sehr schlampig gearbeitet hat. Es sind ziemlich viele Fehler und seltsame Sätze , z.b.: "... vorher unbedingt noch einmal auf Toilette gehen solle." auf Seite 412. Sagt man das so in Deutschland? In Österreich jedenfalls nicht!
Literarisch ist es schwach, der Aufbau mit den vielen Zeitsprüngen und dem Erscheinen der Personen ziemlich mühsam zu lesen. Neue Erkenntnisse über das beschwerliche Leben in Afghanistan bringts auch nicht, wenn man schon die beiden ersten Romane gelesen hat. ( )