Der 1929 in Bern geborene und seit Jahrzehnten in Paris lebende Schriftsteller Paul Nizon ("Das Fell der Forelle", ID 48/05) hat trotz Kritikerlobs und vieler Literaturpreise bei uns nie ein breiteres Lesepublikum erreichen können. Das mag auch daran liegen, dass seine Stärken nicht im Erzählerischen liegen, sondern im autobiografischen Schreiben. Ein wichtiger Bestandteil von Nizons umfangreichem Werk sind die 5 Bände "Journale": Aufzeichnungen aus 5 Lebensjahrzehnten, die seit 1995 erschienen sind (hier nicht vorgestellt). Der Herausgeber hat für diesen Suhrkamp-Band eine Auswahl aus diesen Aufzeichnungen zusammengestellt, die alle weniger aussagekräftigen Passagen ausfiltert. Herausgekommen ist dabei ein Paul Nizon-Lesebuch: eine Sammlung von Grossstadtszenen, Autorenporträts (Max Frisch, Canetti, Peter Handke), Reiseskizzen, Selbstreflexionen und Aphorismen, die den Leser durch die ungewöhnliche Intensität der Wahrnehmung und durch die sprachliche Verdichtung des Beobachteten von Anfang an gefangen nimmt. Zum 1. Kennenlernen dieses Autors gut geeignet