Dies ist die Komplettausgabe des Buches mit insgesamt 277 Gedichten und der Assoziationskette, die aus der Materialsammlung hervorgegangen ist.
Alles beruht auf einem Missverständnis. Als ich jung war, mochte ich besonders asiatische Gedichte, weil sie mir so frei erschienen. Frei in der Form und thematisch weit von alltäglichen Deutschen Zwängen entfernt.
Das Japanische Haiku hatte es mir ebenso angetan wie chinesische Formen. Was ich seinerzeit nicht wusste: Die Freiheit entsteht durch die Übersetzung. Chinesische Gedichte sind in Wahrheit das Gegenteil meiner Vorstellung. Dort gilt: Ein gutes Gedicht ist ein formal richtiges Gedicht. Weshalb auch das „Dichten“ einst Teil der Beamtenprüfung sein konnte.
Der Inhalt hingegen ist zweitrangig, er besteht zumeist aus wiederkehrenden Versatzstücken. Übersetzt man diese Gedichte ihrem Sinn gemäß ins Deutsche, oder in eine andere europäische Sprache, verliert sich die ursprüngliche Form. Das ist der magische Moment - denn mir gefallen die augenscheinlich zwanglosen Ergebnisse.
Unternimmt ein Übersetzer den Versuch die ursprüngliche Form mit Hilfe von Reimen und Versmaßen nachzubilden, verliere ich das Interesse. Die Resultate landen für meinen Geschmack zu oft im Kitsch.
Die Gedichte sind schlicht gehalten. Ich versuche sie so einfach und so reduziert wie möglich zu machen. Auch die Satzzeichen sind nach und nach verschwunden. In der Folge habe ich auch die in den älteren Texten eliminiert.