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Lädt ... Altes Land (2015)von Dörte Hansen
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Melde dich bei LibraryThing an um herauszufinden, ob du dieses Buch mögen würdest. Keine aktuelle Diskussion zu diesem Buch. Im Mittelpunkt dieses Romans steht ein altes Bauernhaus, das Vera von Kamcke als Flüchtlingskind zum ersten Mal betreten und nie wieder verlassen hat. Inzwischen gehört es ihr, sie hat es geerbt. Es geht um Fremdsein, Ankommen, manchmal Freundschaft und vor allem geht es um Familie, die wir trotz aller Verstrickungen, Verletzungen, vielleicht falscher Entscheidungen nicht einfach ignorieren können. Dörte Hansens Schreibstil ist oft bildhaft-verschwenderische, da darf sich ein Satz schon mal über 7 Zeilen ausdehnen. Über den Frühling schreibt die Autorin: „Die Felder sahen verheult aus, die Bäume tropften, zitterten, aber an ihren kahlen Zweigen schwollen schon die Knospen.“ (Zitat, Seite 159). ) Dann wieder kommen, wo es um Sachverhalte geht, kurze, prägnante Sätze. Dies macht es dem Leser einfach, diese Wortentspannungen zwischendurch. Dazu kommt noch ihr Sprachwitz, trotz der insgesamt ernsten Thematik. Warum ich dieses Buch nach der letzten Seite mit Bedauern geschlossen habe, liegt einerseits an den beiden starken Protagonistinnen Vera und Anna und andererseits daran, dass hier das Landleben völlig entromantisiert beschrieben wird, die Jugend, die in die Städte zieht, während die Väter bleiben. Doch anders als in dem zur Zeit viel beworbenen Roman „Niemand ist bei den Kälbern“ von Alina Herbig (ich fand ihn furchtbar und die Handlungen der Protagonistin nicht nachvollziehbar), bleiben Dörte Hansen’s Figuren trotz oder wegen ihrer Unzulänglichkeiten nachvollziehbar und sympathisch. Ein lesenswertes Buch für Freunde von zeitgenössischer deutscher Literatur mit ernsten Themen, wie in diesem Fall das so gar nicht romantische Leben auf dem Lande. Ein Jahrhundert-Roman Wie ein mächtiger Strom ist „Altes Land“ – mal ruhig und unaufgeregt erzählend von der Familie Eckhoff, Heinrich „Hinni“ Lührs und anderen Bewohnern des alten Landes, dann wieder mitreißend und voller Kraft. Dörte Hansen erzählt mit größtmöglichem Respekt und großer Behutsamkeit von und über ihre Protagonisten. Keiner von ihnen ist frei von Fehlern, frei von Schuld, und alle erhalten Raum, ihren Blickwinkel darzulegen. So wird schwer Verständliches nicht besser, aber doch nachvollziehbarer. Man muss diese Menschen nicht mögen, aber es ist fast unmöglich, sich ihnen zu entziehen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass man Hansens Protagonisten beinahe zu kennen meint: Die Öko-„Familienmanagerinnen“, deren Kinder in die frühkindliche Begabtenförderung gequält werden, der alte Landwirt, der weiß, dass ihm niemand mehr nachfolgen wird und der trotzdem nicht aus seiner Haut kann, die seltsame (oder zumindest so wahrgenommene) ewig „Zugezogene“ – sie alle entstammen dem alten Land oder finden sich darin. Es sind aber alles Menschen, die nicht nur dort anzutreffen sind, sondern die glaubwürdig und lebensecht in jeder Art von kleinem Ort leben könnten. Meine Vera heißt Leane und lebt – mittlerweile über 90 Jahre alt – in einem kleinen Dorf irgendwo in Deutschland. Auch sie war geflohen und war jemand in Not, so war sie da und ihre Tür (natürlich die Hintertür!) stand (nicht nur) mir immer offen. So vieles habe ich „wiedererkannt“ ohne jemals im alten Land gewesen zu sein. Über weite Teile des Romans hatte ich das Gefühl, Hansen schriebe mir förmlich aus der Seele. Für mich ist „Altes Land“ ein Jahrhundert-Roman, ein seltener und kostbarer Glücksfall der Literatur, der mich begleiten wird wie sonst wohl nur Thomas Manns Buddenbrooks. Nach dem zweiten Weltkrieg kommt Hildegard ihrer Tochter Vera als Flüchtling auf den Hof von Ida ins alte Land. Die beiden Frauen verstehen sich nicht, dennoch geht Hildegard eine Beziehung mit Idas Sohn Karl ein, der an Leib und Seele gebrochen aus dem Krieg zurückkehrt. Letztendlich aber verlässt sie ihn und auch ihr Kind, beginnt eine neue Beziehung, bekommt noch ein weiteres Kind (Marlene). Marlenes Tochter Anne nun verliert ihren Job und ihre Beziehung und flieht zu Vera ins alte Land. Vera lebt alleine auf dem alten Hof, der um sie herum verkommt. Bei so einem Mega-Bestseller sind die Erwartungen natürlich hoch und mir ist tatsächlich nicht klar geworden, was es ist, was so viele Leute zu diesem Buch zieht. Altes Haus, Heilung auf dem Land, Frauengenerationen usw. - das sind doch alles Motive, die schon vielfach verarbeitet wurden. Sehr gut gelungen ist der Autorin die Gefühllosigkeit Veras, ihrer Mutter und ihrer Schwester zu begründen und aufzulösen- auch darzustellen, was das mit Anne gemacht hat. Weniger gelungen ist der Gegensatz Stadt-Land, das ist mir tatsächlich zu billig und klischeehaft. Das Buch ist schön geschrieben und hat mitunter wunderbare Sätze. keine Rezensionen | Rezension hinzufügen
Gehört zu VerlagsreihenPenguin Taschenbuch (10012) AuszeichnungenPrestigeträchtige AuswahlenBemerkenswerte Listen
Zwei Frauen, ein altes Haus und eine Art von Familie Das „Polackenkind“ ist die fünfjährige Vera auf dem Hof im Alten Land, wohin sie 1945 aus Ostpreußen mit ihrer Mutter geflohen ist. Ihr Leben lang fühlt sie sich fremd in dem großen, kalten Bauernhaus und kann trotzdem nicht davon lassen. Bis sechzig Jahre später plötzlich ihre Nichte Anne vor der Tür steht. Sie ist mit ihrem kleinen Sohn aus Hamburg-Ottensen geflüchtet, wo ehrgeizige Vollwert-Eltern ihre Kinder wie Preispokale durch die Straßen tragen - und wo Annes Mann eine Andere liebt. Vera und Anne sind einander fremd und haben doch viel mehr gemeinsam, als sie ahnen. Mit scharfem Blick und trockenem Witz erzählt Dörte Hansen von zwei Einzelgängerinnen, die überraschend finden, was sie nie gesucht haben: eine Familie. Keine Bibliotheksbeschreibungen gefunden.
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Google Books — Lädt ... GenresMelvil Decimal System (DDC)833.92Literature German literature and literatures of related languages German fiction Modern period (1900-) 1990-Klassifikation der Library of Congress [LCC] (USA)BewertungDurchschnitt:
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Die 5-jährige Vera kommt nach dem Krieg an der Hand ihrer Mutter als Flüchtling aus Ostpreußen in das alte Haus. Hier wird sie ihr ganzes Leben verbringen. Ihre Mutter heiratet den Sohn der Besitzerin, verlässt aber bald ihn und die Tochter, um mit "einer besseren Partie" eine neue Familie zu gründen. Vera bleibt und entwickelt sich zu einer selbstbewussten und unabhängigen Frau. Sie kümmert sich um den Stiefvater bis zu dessen Tod. Irgendwann steht die Tochter der Halbschwester mit ihrem kleinen Sohn vor der Tür - auf der Suche nach einer Bleibe, nachdem ihr Partner sie verlassen hat. Mit ihr halten die beiden nachfolgenden Generationen Einzug ins Haus. Und das Buch erhält eine zusätzliche Erzählebene, in der es um die Stadtflucht und die Gegensätze zwischen Stadt- und Landbewohnern geht. In dieser zweiten Erzählebene wirkt das Buch auf mich sehr platt und klischeebeladen.
Anrührend und Unter-die-Haut-gehend ist der Erzählstrang um Vera und ihre Familiengeschichte - ihr Verhältnis zur Mutter, zur Stiefschwester und zu deren Tochter. Und deren Beziehungen untereinander. Hier wird sehr feinfühlig geschildert, wie die verschwiegenen und unterdrückten Traumata der Kriegsgeneration gerade durch dieses Schweigen auf die nächste und indirekt auch auf die übernächste Generation übergehen und die Beziehungen gerade zwischen Müttern und Töchtern belasten. ( )