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Lädt ... Unterleutenvon Juli Zeh
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Melde dich bei LibraryThing an um herauszufinden, ob du dieses Buch mögen würdest. Keine aktuelle Diskussion zu diesem Buch. Der Streit um einen geplanten Windpark legt in dem brandenburgischen Dorf Unterleuten uralte Spannungen, Konflikte und vor allem deren Wurzeln frei. Diese Wurzeln liegen in (Halb-)Wahrheiten und uralten Gerüchten, in nie ausgelebten Gefühlen und jahrzehntelang verschwiegenen Ahnungen. Den Roman finde ich grandios. Es wird jeweils aus der Perspektive einer Vielzahl von Protagonisten erzählt - im Indikativ. Meinungen, vermeintliches Wissen und seine Deutung wirken jeweils individuell in sich total plausibel, bis man merkt, dass sie in der Gesamtheit so nicht stimmen können. Dennoch glauben fast jeder und jede, dass seine und ihre Sicht der Dinge die richtige ist. Noch schlimmer: Die weiteren Geschehnisse scheinen diese Überzeugungen immer weiter zu bestätigen. Selten stellen sich Zweifel ein, und wenn, dann halten sie den Lauf der Geschichte nicht auf. Hut ab. Tolles Buch. Schriftstellerisch finde ich Unterleuten eine ganz großartige Leistung. Es wird eine komplizierte Geschichte sehr spannend und so erzählt, dass man sich in fast alle Personen zunächst gut einfühlen kann. Am Ende ändert sich, das, aber dann ist es eigentlich auch schon für die Lesenden zu spät... Juli Zehs Roman spielt im Jahr 2010 in einem (fiktiven) Dorf mit dem sprechenden Namen Unterleuten in der Ostprignitz, Brandenburg, ca. 100 km von Berlin entfernt. Der geplante Bau von zehn Windrädern am Rande des Dorfes erzeugt neue Konflikte unter den Dorfbewohnern und lässt alte Konflikte wieder aufbrechen. Aus der Sicht von gleich elf Personen treibt die Autorin die Handlung voran. Dies gelingt ihr sehr gut. Ich fand den Roman in weiten Teilen spannend. Es gibt nur wenige Stellen, in denen die Handlung etwas abflaut. Für mich immer ein willkommende Gelegenheit, das Buch beiseite zu legen und mich auch mal anderen Dingen zu widmen. Gefallen hat mir, dass die erzählenden Personen auch in ihrem Innenleben und in ihrer „Lebensphilosophie“ beschrieben werden. So habe ich eine Bandbreite von „Wie man das Leben sieht“ und „Wie man durchs Leben kommt“ kennen gelernt. Bei den alteingesessenen Dorfbewohnern sind vor allem Rolf Gombrowski und Kron hervorzuheben. Gombrowski hatte die damalige LPG geleitet und sie nach der Wende in eine Nachfolgeorganisation hinüber gerettet. Sie gibt Bewohnern Arbeit und unterstützt Einrichtungen des Dorfes wie Kindergarten und Feuerwehr. Daher sieht sich Gombrowski permanent im Einsatz für das Dorf und die Region. Kron wiederum trauert der DDR nach und ist dem „neuen System“ äußerst kritisch eingestellt. Er lebt allein. Ich habe ihn mir als Rentner vorgestellt, aber laut unterleuten.de ist erst 56 Jahre alt. Zu den Hinzugezogenen gehören die Paar Fließ und Franzen/Wachs. Gerhard Fließ war Soziologie-Professor in Berlin und Zeit seines Lebens politisch aktiv. Mit dem neuen, eher unpolitischen Zeitgeist kann er nicht so viel anfangen. Außerdem war seine Uni-Karriere ins Stocken geraten. Daher zog er mit seiner ehemaligen Studentin und jetzigen Ehefrau Jule aufs Land und wurde Vogelschützer. Linda Franzen ist „Pferdeflüsterin“ und „angehenden Super-Geschäftsfrau“. Sie verausgabt sich täglich, um endlich ihren geliebten Hengst „Bergamotte“ zu sich auf den Hof zu holen. Ihr Freund Frederick Wachs ist Software-Entwickler bei der Computerspiele-Firma seines Bruders und unter der Woche meist in Berlin. Er ist eher das Gegenteil von Linda – unergeizig und „turnschuhweich“. Die Protagonisten haben sowohl positive als auch negative Eigenschaften. Dies macht sie greifbar und das Buch realistisch. Mir hat es sehr gut gefallen. Übrigens gibt es mit unterleuten.de eine Webseite zum Buch. Auch zwei weitere, im Buch erwähnte Webseiten gibt es tatsächlich, sowie Profile von zwei Romanfiguren bei Facebook. Das Buch „Mein Erfolg“ des Management-Gurus, den Linda Franzen so verehrt und aus dem sie Merksätze zitiert, gibt es wirklich zu kaufen – sogar als Hörbuch. Die Autorin und der Verlag versuchen anscheinend, die Romanwelt und die „echte“ Welt in einander übergehen zu lassen. Hut ab. Original: https://www.epischel.de/wordpress/2018/05/rezension-unterleuten-von-juli-zeh/ Unterleuten, ein Dort in Brandenburg, etwa 100 km von Berlin entfernt. Die dörflichen Strukturen hier sind lange gewachsen und haben sich auch durch die Wende nicht wesentlich verändert. Das müssen zwei städtische Paare aus "dem Westen" feststellen, die - aus unterschiedlichen Gründen und mit unterschiedlichen Ambitionen - hierher ziehen, um ihr Glück auf dem Land zu suchen. Die dörfliche Ordnung wird gründlich durcheinandergewirbelt, als ein Energieunternehmen in Aussicht stellt, hier einen Windpark errichten zu wollen. Die Dorfgemeinschaft hat keinen Einfluss darauf, ob gebaut wird, sondern nur ein Mitspracherecht, wo. Es gibt im Grunde genommen nur zwei geeignete Gebiete, und eines davon hat drei verschiedene Besitzer. Geschickt wird die Geschichte wechselnd aus den Blickwinkeln aller Beteiligten erzählt, von denen jeder einen "Typus" unserer modernen Gesellschaft repräsentiert: Dörfler; Städter, Junge; Alte, Väter, Mütter, Großväter, Bauern, Tierschützer, Bürgermeister, Pferdenarren, Computerspezialisten, Intellektuelle... Dabei entsteht ein amüsantes, aber recht düsteres Porträt unserer Gesellschaft, in der alle strategisch nur zu ihrem eigenen Vorteil handeln. Dass ich mich trotz aller Lesefreude nicht uneingeschränkt für dieses Buch begeistern konnte, liegt vor allem an der sehr typisierenden Charakterisierung der Figuren, die keine wirkliche Tiefe entwickeln und für mich nicht als "echte Menschen" lebendig werden.
Juli Zehs Roman ist ein tragikomisches Zeitbild für Ostler und Westler Juli Zehs Roman ist ein Thriller unserer Zeit, der von ihren Widersprüchen und Verwerfungen erzählt. Gehört zu VerlagsreihenLe strade [Fazi] (349) Bearbeitet/umgesetzt inUnterleuten von Juli Zeh AuszeichnungenPrestigeträchtige AuswahlenBemerkenswerte Listen
Unterleuten erwacht zum Leben: der Bestseller jetzt als Hörspiel Manchmal kann die Idylle auch die Hölle sein. Wie das Dorf Unterleuten irgendwo in Brandenburg. Wer nur einen flüchtigen Blick darauf wirft, ist bezaubert von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten, von den kleinen Häusern, die sich Stadtflüchtige aus Berlin gerne kaufen. Doch als eine Investmentfirma einen Windpark in unmittelbarer Nähe der Ortschaft errichten will, brechen Streitigkeiten wieder auf, die lange Zeit unterdrückt wurden. Kein Wunder, dass schon wenige Tage später im Dorf die Hölle los ist ... Bereits bei ihrer Hörspielfassung von Saša Stanišić' "Vor dem Fest" bewies Judith Lorentz ihr Gespür für Figuren und Atmosphären. Jetzt lässt sie die Menschen aus Unterleuten sprechen: Fließ, Franzen, Meiler, Schaller und all die anderen Mit Axel Prahl als Automechaniker Schaller, Udo Wachtveil als Spekulant Konrad Meiler, Jördis Triebel als Betty u. v. a.. (Laufzeit: 5h 10) Keine Bibliotheksbeschreibungen gefunden.
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Und Manfred Gortz und das tatsächlich erhältliche Buch „Dein Erfolg“ … Chapeau, das ist genial.
Leider ist es dann am Ende doch wieder nicht ganz rund. Kleine Fehler trüben das Gesamtbild.
Am ehesten verzeihlich scheint mir, dass die Beobachtungsgabe der Dorfbewohner zum Teil übertrieben wirkt. Aus Sicht jedes Einzelnen werden die Anderen beschrieben, in einer Detailgenauigkeit, die für mich als Leser extrem faszinierend ist. Nicht allen Personen ist das im Rahmen ihrer sonstigen Rolle aber zuzutrauen. Ohne all das wäre das Buch nur halb so gut, aber es wird dadurch auch ein wenig unstimmig.
Schade sind aber in jedem Falle Fehler wie die Tatsache, dass Frederik zunächst Windkraftanlagen sogar schön findet, später plötzlich furchtbar, oder logische Probleme wie die Frage, woher die fiktive Autorin den Einblick in Gombrowskis Innenleben haben soll, wenn sie nicht mehr mit ihm sprechen konnte.
Das trübt den Gesamteindruck, dafür ein Stern Abzug. Insgesamt ist das Buch aber trotzdem so umwerfend gut, dass ich es jedem zur Lektüre empfehle. Denn eines kann Juli Zeh wie niemand sonst: Die Logik und das Nachvollziehbare im Verhalten derer zu zeigen, von denen man sich eigentlich gern distanzieren würde. ( )