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Lädt ... A Theory of Justice (Original 1971; 1971. Auflage)von John Rawls
Werk-InformationenEine Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls (1971)
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Die "Theorie der Gerechtigkeit" ist der wichtigste Beitrag des englischen Sprachraums, vielleicht sogar der wichtigste Beitrag zur Politischen Ethik des 20. Jahrhunderts überhaupt. John Rawls entwirft hier nicht nur eine weithin überzeugende Theorie zur Schnittmenge von Ethik und Politischer Philosophie. Ihm gelingt es darüber hinaus, in der philosophischen Debatte eine Reihe von grundlegenden Paradigmenwechseln vorzunehmen. Nach einer Generation intensiver Diskussion ist der Zeitpunkt gekommen, Bilanz zu ziehen. Das geschieht nicht als rein deskriptiver Überblick über die bisherige Debatte, sondern in Form eines kooperativen Kommentars. Autoren unterschiedlicher philosophischer Herkunft stellen sich die Frage, wie Rawls' Gedanken zu verstehen sind und welche Tragweite, welche Überzeugungskraft sie für den künftigen Diskurs haben. Keine Bibliotheksbeschreibungen gefunden. |
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Google Books — Lädt ... GenresMelvil Decimal System (DDC)320.011Social sciences Political Science Political Science Political Science Philosophy and Theory SystemsKlassifikation der Library of Congress [LCC] (USA)BewertungDurchschnitt:
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Leider trifft Rawls einige Annahmen, die ich so nicht teile. Zum Beispiel übernimmt er von Kant eine starke Vernunftorientierung, sowohl in der eigenen Theoriebegründung als auch in der Überlegung, wie sich Menschen im Urzustand verhalten würden. So heißt es gleich am Anfang:
"Als Haupttugenden für das menschliche Handeln dulden Wahrheit und Gerechtigkeit keine Kompromisse." (S. 20) Ich kann diesen Aufklärungsoptimismus leider nicht teilen.
Dass dies bei einem US-Autoren mit der Vorstellung eines starken Individualismus und eines homo oeconomicus einhergeht, überrascht dann auch wenig. Und so sehr sich Rawls vom Utilitarismus immer wieder distanziert, so sehr ist doch die Verwandtschaft regelmäßig zu erkennen. Ständig werden Nutzen aufgerechnet und verglichen, als wäre eine solche Kommensurabilität es eine Selbstverständlichkeit. Höchstens als Nebenaspekt werden Aspekte der Anerkennung oder die Bedeutung von Gefühlen für die Ethik berücksichtigt.
Nicht nur bei der Vernunftorientierung wirkt sich das Menschenbild etwas blass. Dass der Mensch stark durch die Gesellschaft überhaupt erst geprägt ist, spielt in seinen Erwägungen nur gering eine Rolle. Der Freiheitsbegriff wird kaum ausgearbeitet (durchaus bewusst, vgl. S. 229f.). Das ist ja zugegebenermaßen ein gewisses Minenfeld, aber der Begriff ist für die Theorie zentral und ist in diesem Zusammenhang zu wenig. Wenn er dann darauf zu sprechen kommt, dass es zur Freiheitsausübung öknomische Voraussetzungen gibt, die u. U. nicht erfüllt sind, heißt es dann recht lapidar, "Die Freiheit ist als gleiche Freiheit für alle gleich [...]. Doch der Wert der Freiheit ist nicht für jedermann der gleiche" (S. 233). Ja, nun, was bringt mir die schöne Freiheit dann?
Zudem ist das Buch ja berühmt für den "Schleier des Nichtwissens" der Menschen im Urzustand. Die Charakterisierung dieses Nichtwissens, was Menschen über sich oder allgemein über Menschen wissen (z.B. wissen sie definitionsgemäß nichts über Sozialtheorien), wirkt etwas arbiträr und teleologisch darauf ausgerichtet, was Rawls damit begründen möchte.
Zu den unrealistischen Annahmen, die ich schon nannte, möchte ich noch ein paar weitere (sicherlich nicht vollständig) einreihen, um ein gewissen Gefühl zu geben:
- "Wettbewerbsgesellschafft mit Privateigentum mit einem offenen Klassensystem in der Regel keine übermäßigen Ungleichheiten auftreten". Das Buch erschien 1971, damals war die Ungleichheit (auch und gerade in den USA) noch geringer. Ich bezweifle, dass Rawls das heute nochmal schreiben würde.
- "Die geschichtliche Erfahrung zeigt, dass Menschen immer frei sein möchten, wenn sie nicht in Teilnahmslosigkeit und Verzweiflung versunken sind, und daß Freie niemals auf ihre Freiheit verzichten möchten". (S. 239) Da frage ich mich, ob Rawls sich mit Deutschland in den 1930er Jahren mal auseinandergesetzt hat. Entweder hat er das nicht oder er tut solche Situationen als "Teilnahmslosigkeit und Verzweiflung" ab. Dann wäre es aber weitere Erläuterungen wert gewesen, wie solche Teilnahmslosigkeit und Verzweiflung in freien Gesellschaften entstehen und warum das in seiner Theorie nicht passiert. (Ganz abgesehen von weiteren Beispielen wie bspw. Ungarn aktuell.)
- "Ebenso werden gewöhnlich solche Arbeiten höher bezahlt bei denen die Beschäftigung unsicher ist, oder die gefährlich oder besonders anstrengend sind." (S. 340) Ein Blick auf den deutschen Arbeitsmarkt 2021 verrät das Gegenteil.