Für die Comic-Reportage 'Hand aufs Herz' befragte die französisch-marokkanischen Schriftstellerin & Journalstin Leila Slimani 2015 zahlreiche junge (und einige ältere) Frauen in Marokko über ihre Sexualität und ihre Haltungen zu Partnerschaft, Ehe & familiären Strukturen.
Das nahezu alle befragte Frauen verbindende Gefühl in Bezug auf ihre sexuelle Selbstbestimmung ist die Angst, gegen die religiös begründete & von den Männern exekutierte Unterwerfung des weiblichen Körpers zu verstoßen. Und wiewohl es gesellschaftliche Nischen gibt, in denen Ansätze emanzipatorischer Selbstbestimmung für Frauen existieren, liegt auch im vergleichsweise 'liberalen' Marokko der erdrückende Schleier des konservativen Mainstream-Islam über den Frauen und verhindert, daß sie als Individuen sichtbar werden.
Ich teile nicht den Optimismus der Autorin, die jene wenigen Nischen der Freiheit etwas naiv zur bevorstehenden & progressiven gesellschaftlichen Wende verklärt: ein Land, in dem außerehelicher Geschlechtsverkehr mit Gefängnis oder hohen Geldstrafen geahndet wird, ist noch weit davon entfernt, ein lebenswerter Ort für Frauen zu sein.

Zeichnerisch & dramaturgisch ist Hand aus Herz sehr gelungen: die intimen Interview-Szenen werden in präzisen & detailreichen Tableaux aufgeblättert, die den Schilderungen der Frauen die Zeit geben, die sie benötigen, um nachvollziehbar zu werden.- ( )