Michael Wolff gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen der Trump-Administration im Weißen Haus. Dieser Blick ist teils sehr selbstgefällig und sarkstisch, teils aber auch objektiv und nüchtern. Es scheint fast so, als könnte sich der Autor nicht entscheiden, ob er nun als pointierter Kolumnist oder als sachlicher Berichterstatter agieren soll. Im Mitttelpunkt der publizierten Insider-Informationen steht selbstverständlich Trump selbst, aufgearbeitet wird das erste Jahr seiner Präsidentschaft.
Dabei stützt sich Wolff auf Insider-Wissen, wobei er kaum preisgibt, woher dieses nun genau stammt. Da gegen die im Buch gemachten Aussagen bisher jedoch keine Klagen erhoben wurden, ist davon auszugehen, dass sie der Wahrheit entsprechen. Und diese Wahrheit ist ernüchternd. Dass sich der Präsident hauptsächlich durch einschlägige Medien informiert, dass er beratungsresistent ist und selbstverliebt - das ist schlimm genug, allerdings auch allgemein bekannt. Weniger bekannt ist, welcher Kampf innerhalb der Administration um Machtpositionen tobt. Und das macht das Buch dann auch lesenswert. Auch weil nach der Lektüre viel verständlicher ist, wie Machtmechanismen im Weißen Haus (wohl nicht nur erst unter Trump) funktionieren. Im ersten Trump-Jahr hieß das Match vor allem Bannon gegen Kushner, das Kushner vorerst wohl gewonnen hat. Weil aber davon auszugehen ist, dass viele veröffentlichte Insider-Informationen eben von Bannon stammen, ist der Ausgang der Schlacht trotzdem ungewiss.
Es lohnt sich, das Buch im Original zu lesen. Allerdings sollte man dazu einiges Wissen um den Washingtoner Jargon sowie über die amerikanischen Behördenstrukturen mitbringen. ( )

Auch wenn mir unklar ist, was in dem Buch wahr ist oder nicht und es sich im schlimmsten Fall um reine Fiktion handelt, das Werk also wie ein Roman zu lesen ist - ist es in seiner Interpretation nothing but pure truth. ( )