Ich habe immer ein Problem damit, wenn in amerikanischen oder englischen Thrillern ein Russland-Bild transportiert wird, das voller Klischees ist. Robert Harris ist sicher ein kenntnisreicher Autor, aber sein Roman über „Stalin-Tagebücher“ vermittelt dennoch das übliche Bild der Sowjetunion. Ich habe daher -und auch, weil ich keine große Thriller-Leserin bin- das Buch nicht allzu intensiv gelesen, es erschien mir spannend und gut gemacht, aber für mich persönlich kein Lieblingsbuch. ( )

Während eines Kongresses in Moskau wird einem britischen
Historiker auf abenteuerliche Weise ein legendäres
Notizbuch aus dem Besitz Stalins zugespielt, das ihn auf
die Spur und zur Entdeckung einer ungeheuerlichen
politischen Verschwörung führt. Wie in "Vaterland" (BA
1/93) und "Enigma" (BA 10/95) verbindet Harris auf
geschickte Weise Fiktion und Realität mit einer
außerordentlich spannenden, auf einen dramatischen
Höhepunkt zusteuernden Handlung. Die finstere Gestalt des
toten Diktators beherrscht auf unheimliche Art ein
Geschehen, das teilweise beklemmend realistisch wirkt. Mag
auch der Grundgedanke - das Erscheinen einer
"Reinkarnation" Stalins - recht phantastisch anmuten, nimmt dies der historisch und lokal gründlich recherchierten
Geschichte nichts von ihrem für "Spannungsleser" sehr
empfehlenswerten Reiz. ( )