Leipzig, linksstudentisches Milieu zwischen Haus-Plenum & Promotions-Schrubben in der Bibliothek. Anna und Jonas, flüchtig miteinander bekannt über lose verknüpfte Freundeskreise, mögen sich & schlafen gelegentlich miteinander. Nachdem auf einer Party das passiert, was niemandem passiert - Anna bezeichnet es als Vergewaltigung, Jonas als einvernehmlichen Geschlechtsverkehr -, ändert sich nicht nur für die Protagonisten alles, sondern auch für deren Umfeld.
Aus geschickt miteinander verknüpften Erzähl-Perspektiven, die durch fiktive Interviews mit Freunden, Bekannten und Verwandten ergänzt & verklammert werden, blättert die Autorin Bettina Wilpert in ihrem Debut die Lebensumstände & Gefühlslagen ihres Personals gekonnt auf: informiert, empathisch & kitschfrei. ( )

Leipzig 2014: Die launenhafte Anna, eine Russlanddeutsche
aus der Ukraine, hat ihr Studium als Dolmetscherin beendet
und jobbt in einer Bar bevor sie sich ernsthaft um eine
Anstellung bemüht. Sie lernt Jonas kennen, der mit seiner
Doktorarbeit auf der Stelle tritt und als
wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni arbeitet. Liebe
ist es nicht, aber beide genießen die Gegenwart des anderen
und auch der Sex kommt nicht zu kurz. Nach einer Party,
beide sind stark alkoholisiert, landet Anna in Jonas Bett
und wird von ihm vergewaltigt. Sie kann nicht fliehen,
nicht um Hilfe rufen und lässt den traumatisierenden
Übergriff geschehen. Erst Monate später vertraut sie sich
ihrer Schwester an und entschließt sich zu einer Anzeige.
Jonas wird kalt erwischt, er kann sich kaum an die Nacht
erinnern und beteuert: Der Sex war einvernehmlich. Der
Freundeskreis, die Familien, die Öffentlichkeit - alle
haben eine Meinung zu dem Geschehen. Bizarre Geschichten
entstehen, Jonas verliert seinen Job, das Verfahren wird
letztendlich aber eingestellt. Ein starker Titel, der unter
die Haut geht. Allein das Cover ist sehr schlicht. ( )