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NSA: Nationales Sicherheits-Amt

von Andreas Eschbach

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1067256,318 (4.14)1
Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale ?berwachung? Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im NSA, dem Nationalen Sicherheits-Amt, und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, widersetzt Helene sich. Dabei muss sie nicht nur gegen das Regime kämpfen, sondern auch gegen ihren V… (mehr)
  1. 10
    Der Circle von Dave Eggers (Florian_Brennstoff)
    Florian_Brennstoff: Dataism becoming Totalitarism and vice versa. The Circle adresses the totalitarian threat, rising from a corporation that openly promotes total transparency. NSA shows what happened when a totalitarian regime gets hold of the vital data of all the citizens.… (mehr)
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» Siehe auch 1 Erwähnung

Eschbach selbst schildert in einem Interview recht deutlich, worum es in seinem Buch geht und warum er es geschrieben hat:
"Irgendwann habe ich jedenfalls gedacht: »Leute, wieso tut ihr alle so, als sei das Schlimmste, was uns passieren kann, dass Amazon uns Werbung für etwas einblendet, das wir tatsächlich brauchen können? Firmen sind nicht das Problem bei der Überwachung des Internets – Staaten sind es. Regierungen. Google wird niemandem morgens um vier die Tür eintreten, aber Regierungen tun das andauernd.«
Und da kam mir die Idee, dass man mal durchspielen sollte, was wäre, wenn die moderne Überwachungstechnik in die Hände einer wirklich schlimmen Regierung geriete."
Diese Idee ist interessant und erschreckend zugleich. Das dritte Reich mit Weltnetz und Komputer - zunächst seltsam, aber durchaus überzeugend.
Dies ist nun schon das vierte Buch, in dem mich Eschbach über die Gefahren der Digitalisierung aufklärt, nach der "Time*Out"-Trilogie und dem wunderbaren "König von Deutschland". Doch anders als sonst konnte ich mich mit "NSA" nicht so ganz anfreunden. Obwohl ich das Setting super und die Idee spannend fand, mochte ich das Buch nicht besonders. Vll. lag es an der Sprecherin des Hörbuches oder der Tatsache, dass im Gegensatz zu den anderen genannten Büchern Humor und Hoffnung fehlten.
Insofern also war das der erste Eschbach, den ich nicht so gern mochte und der mich eher quälte als erfreute, trotz der interessanten und aktuell-erschreckenden Geschichte. ( )
  Wassilissa | Feb 11, 2019 |
1933: Die Nazis kommen an die Macht, und sie haben technisch ausgereifte Komputer, sogar ein Weltnetz zur Verfügung. Auch (smarte) Mobiltelefone gibt es und werden von den Nazis mit Eifer verbreitet - das Volkstelefon. Beides lässt sich für die totale Überwachung natürlich bestens instrumentalisieren. Zudem ist das Bargeld abgeschafft, und der elektronische Zahlungsverkehr verrät noch intimste Details der individuellen Lebensführung an die Sicherheitsbehörden und die Gestapo.

Diese Idee ist historisch gesehen weit weniger absurd, als sie zunächst scheint. Dankenswerter Weise gibt Eschbach einige geschichtliche Hinweise, etwa auf Charles Babbage und Ada Lovelace. Es scheint mir schon eine berechtigte Frage zu sein: Wie wäre die Geschichte verlaufen, hätte die britische Regierung die Finanzierung der "Analytical Engine", die Babbage im Begriff war zu entwickeln, nicht Mitte des 19. Jahrhunderts eingestellt?

Eschbach zeigt in seinem Roman ein mögliches Szenario ca. 100 Jahre später auf. Hauptpersonen sind die Programmiererin Helene Bodenkamp und der Daten-Analyst Eugen Lettke, Angestellte des Nationalen Sicherheitsamtes (NSA) in Weimar. Beide sind weder glühende Nazis noch heldenhafte Widerständige. Sie repräsentieren gewissermaßen das, was man für den damaligen sozialen Mainstream halten kann: Sie steht - zunächst - für Unbedarftheit gegenüber dem totalitären Nazi-Staat, er steht für Gleichgültigkeit. Lettke, "Sohn eines Kriegshelden" und mit dem damit verbundenen Erwartungen an ihn moralisch überfordert, nutzt seine Stellung und seinen Zugriff auf Daten schamlos aus, um sich Frauen zu Willen zu machen und Rache für eine erlittene Demütigung zu nehmen. Helene, graue Maus und quasi "Nerd" der 1930er, fällt v.a. durch Talent für "Programmstricken" auf (Programmieren ist Frauensache, siehe Ada Lovelace; Technik bleibt Männersache). Erst als Freundschaft und Liebe in Konflikt mit den Zwecken ihrer Arbeit gerät, fängt Helene an zu begreifen, an was sie da eigentlich mitwirkt.

Auch die anderen Figuren entwickeln wenig Charakter, sondern stehen eher für einen bestimmten Typus. Manches gerät Eschbach dann doch ein wenig zu stereotyp, z.B. die Figur Ludolf. Insgesamt aber finde ich es ok, da die der Fokus der Geschichte auf der Dynamik von Macht und Kontrolle liegt und nicht in den Charakteren der Figuren.

Der Zufall spielt für meinen Geschmack für den Verlauf der Geschichte zu oft eine zu große Rolle. Helene und auch Eugen sind an so vielen welthistorischen Begebenheiten direkt oder indirekt beteiligt, dass ich es nicht mehr durchgehend für glaubhaft halten konnte.

Und trotzdem: Der Roman ist ein typischer Eschbach, hochspannend, sowohl technisch als auch historisch sehr durchdacht und ein detailverliebt gezeichnetes unbarmherziges - und realistisches - Schreckensszenario. Es ging mir durch Mark und Bein, weil es so viel mit unserer medialen Gegenwart zu tun hat.

Laura Maire liest das Buch ganz exquisit, und Geschichte und Stimme passen sehr gut zueinander. ( )
  Florian_Brennstoff | Nov 19, 2018 |
Ich habe in letzter Zeit einiges über die deutsche Geschichte angefangen in der Weimarer Republik bis zum Kriegsende gelesen. Es ist ein furchtbarer Teil der deutschen Geschichte. Aber als wäre das nicht schon schlimm genug, setzt der Autor Andreas Eschbach noch eins drauf. Er führt uns mit diesem Buch vor, wie es gewesen sein könnte, wenn das damalige Regime die technischen Möglichkeiten des Internets und Mobilfunks gehabt hätte. Konnte man damals vielleicht noch davonkommen, indem man sich abduckte, wäre mit diesen Techniken nicht mehr möglich gewesen.
Helene Bodenkamp ist Programmiererin beim Nationalen Sicherheits-Amt und schafft damit die Voraussetzungen, die eine flächendeckende Überwachung möglich macht. Es dauert lange, bis Helene merkt, was wirklich läuft. Erst als ihr Geliebter desertiert und sie ihn schützen will, gerät sie mit in die Machenschaften ihres Vorgesetzten Eugen Lettke, der das alles auch für persönliche Zwecke benutzt.
Der Schreibstil von Eschbach ist gut und flüssig zu lesen. Es gibt eine ganze Reihe von speziellen Ausdrücken, die an die Zeit angepasst wurden, aber eindeutig sind.
Es ist eine spannende, aber auch sehr erschreckende Geschichte, die uns Eschbach in diesem gewichtigen Werk von 800 Seiten erzählt. Die Charaktere sind alle gut gezeichnet. Helene Bodenkamp wirkt etwas verschüchtert, obwohl sie höchst intelligent ist. Lettke dagegen ist ein widerlicher und rücksichtsloser Psychopath.
Hat man sich beim Erscheinen von George Orwells Roman „1984“ noch über eine solche Überwachung Sorgen gemacht, so hat die Wirklichkeit dieses Szenario schon vor vielen Jahren überholt. Wir sind bereits gläsern, auch wenn es von vielen ignoriert wird, denn die Sammelwut unserer Daten durch die großen Firmen wie Facebook, Google usw. wächst und wächst. Man mag sich gar nicht vorstellen, was dieses Werkzeug in falschen Händen anrichten kann.
Es ist ein Buch, in dem vieles nur schwer zu ertragen ist. Aber gerade, weil es so erschreckend ist, macht es nachdenklich und hallt nach. ( )
  buecherwurm1310 | Nov 14, 2018 |
Zum Ende ziemlich kranker Horrorschocker, wenn auch der Plot zunächst genial daherkommt

Nein, es geht nicht um die NSA aus den USA – es geht um das fiktive „Nationale Sicherheitsamt“ in Weimar, gegründet noch im Kaiserreich. Die Handlung des Buches ist angesiedelt in einer Zeit, die zugleich historisch und fiktiv ist: die NS-Zeit, allerdings mit einigen klitzekleinen Änderungen. Es gibt bereits sehr funktionsfähige „Komputer“, Volkstelephone mit Bezahlfunktion, es gibt das Weltnetz (Internet). Damit wird aus einem historischen Roman flugs „alternative Geschichte“ (ein Subgenre von S/F, sozusagen „S/F praktisch ohne S/F“, ohne Aliens, Roboter und ähnliches). Der Gedanke ist hier nicht, wie in ähnlichen Büchern „wenn Hitler den Krieg gewonnen hätte“, sondern „wenn Hitler noch mehr Ressourcen zur Verfügung gehabt hätte“.

So etwas mochte ich bis vor kurzem absolut nie lesen, mir war das echte “Dritte Reich” schon gruselig genug – bis ich auf das grandiose „Die Stunde der Rotkehlchen“/”Farthing” von Jo Walton stieß und hier aus dem Beginn zitieren möchte: This novel is for everyone who has ever studied any monstrosity of history, with the serene satisfaction of being horrified while knowing exactly what was going to happen, ....
....rather like studying a dragon anatomized upon a table, and then turning around to find the dragon's present-day relations standing close by, alive and ready to bite."
bzw. (nicht so toll übersetzt)
„Dieser Roman ist für alle, die sich jemals mit den Monstrositäten der Geschichte beschäftigt haben, schaudernd eigentlich, doch jederzeit wissend, wie es weitergeht, als ginge es um die Autopsie eines toten Drachen, nur um im nächsten Augenblick den sehr lebendigen Nachkommen des Drachen gegenüberzustehen und ihnen ins offene Maul zu starren.“ (Hervorhebungen durch mich).

Mit anderen Worten: tröstet euch nicht damit, dass es überwunden sei. Wehret den Anfängen.

Autor Eschbach wechselt zwischen seinen zwei sehr unterschiedlichen Protagonisten Helene Bodenkamp, behütet aufgewachsene Tochter eines erfolgreichen Arztes, und Eugen Lettke, ärmlich, Halbwaise, die Mutter verbittert, aber von Stolz aufgrund des Heldentodes des Ehemannes durchdrungen. Die beiden jungen Leute teilen ihre Skepsis zur Ideologie der Nazis, und machen doch beide unabhängig Karriere bei der NSA, der Behörde, die sämtlichen elektronischen Spuren von Menschen im eigenen Land und weltweit verfolgt, um diese für die Zwecke der NSdAP auszunutzen. Helene stellt sich als Programmiergenie heraus, eine „Programmstrickerin“, die zunächst nur naiv von der Begeisterung für die Materie getrieben wird. Lettkes Begeisterung dient mehr ... Lettke, seine Vorlieben sind Macht, Demütigung, Herrschaft. Ganz wie damals laufen die historischen Ereignisse sonst ab, der Aufstieg Hitlers, der Einmarsch in Polen, in Frankreich, Pearl Harbour, die Weiße Rose - mit je kleinen "modernisierten" Anpassungen. Als Helene Zweifel kommen, ist sie in großer Gefahr.

Mir gefiel sehr, wie der Autor fantasievolle eingedeutschte Begriffe gefunden hat, Elektrobrief = Mail, Bauchrednerpuppen = Trolle, Parole = Passwort, oder, mein Favorit: Jemanden das Klo runterspülen = Shitstorm. Ja, so ein wenig sollte man sich mit den Dämonen der Jetzt-Zeit beschäftigt haben, die aus den modernisierten Formen der Dämonen von damals sprechen. Da wird zu Beginn das Tagebuch Anne Franks verraten, die dank der Programmierkünste von Helene sehr einfach aufgefunden werden konnte, da kommt es zu einer Vermischung mit den Gefahren des Heute: Metadaten, Trolle, Trojaner, Triangulation, Vorratsdatenspeicherung, Telefone mit „Alexa“ zur NSA. Den Anfang fand ich noch genial.

Dann grauste es mich zusehend. Ja, der Gedanke ist genial, ich brauche auch bestimmt nicht nur Bücher mit Happy End, nicht einmal mit geschlossenen Enden und mag keine Liebesschnulzen. Aber das hier ist mir deutlich zu viel.

Absolute Warnung für Empfindliche.

Ich habe ähnliche Albträume schon bekommen nach meiner ersten Stephen King – Verfilmung (ein Raucher-Entwöhnungsprogramm, bei dem dem Raucher gesagt wurde, seine Frau würde für jede Zigarette einen Finger verlieren. Nach irgendeinem Kameraschwenk sah man dann die Frau seines rauchentwöhnten Kumpels. Man sah ihre Hand, soweit ich das zusammen bekomme, „mit ohne Finger“. Ich habe das in den 80ern gesehen und mich gruselt es noch heute und ich habe nie wieder Stephen King angerührt – bevor Proteste kommen: das ist meine persönliche Freiheit!).

Ich habe getan, was ich sonst nie tue. Ich habe bei etwa Seite 759 gespickt. Nein nein nein. Geniale Idee, wenn man so etwas aushalten kann. Um einen „Drachen“ wie oben eingeleitet zu erkennen, muss man das aber nicht, das lenkt nach meiner Meinung nur ab von dem eigentlichen Bösen, es ist etwas zu viel. Nein danke zu Nazis, Diktatoren, Demagogie, Folter, Mord, Rassismus – das muss man nicht wirklich erläutern. Aber auch ein Nein von mir zu kranken Horrorschockern.

2 Sterne (ich bin enttäuschter, wenn ich ein Buch zuerst für genial hielt). Und bitte einen großen Teddybären. ( )
  StefanieFreigericht | Oct 11, 2018 |
Ich bin kein Freund von übermäßig dicken Büchern, allem was über fünfhundert Seiten hat, trete ich skeptisch gegenüber – vor allem, wenn ich den Autor nicht kenne. Bei Andreas Eschbach kommt erschwerend dazu, dass ich das eine Buch, das ich von ihm gelesen habe - „Eine Billion Dollar“ - knallhart abgebrochen habe. Nur wusste ich das nicht mehr, als ich über „NSA“ stieß, auch von der Seitenanzahl erfuhr ich erst, nachdem ich um ein Rezensionsexemplar (Lübbe hat das Buch in einem Newsletter vorgestellt) gebeten habe. Aber das Cover hat etwas ausgestrahlt, das mich angezogen hat. Ursprünglich hatte ich zwei Wochen zum Lesen des Buches eingeplant – nach etwas mehr als einer war ich fertig.

Helene ist die Protagonistin, Eugen, den wir ebenfalls im Buch begleiten, ist eher Antagonist. Der Fokus liegt aber eher bei Helene, die seit ihrer Kindheit eine Faszination für Komputer (ja, Computer mit K) hegt, weswegen sie Programmiererin – oder Programmstrickerin, wie der Beruf im Buch auch genannt wird – wird. Sie wird eine der besten im deutschen Reich, weshalb sie nach dem Schulabschluss direkt einen Elektrobrief (vulgo: E-Mail) vom Nationalen Sicherheits-Amt bekommt, einem Geheimdienst, der so geheim ist, dass ihn nahezu keiner kennt. Irgendwann lernt sie einen Mann kennen, obwohl sie nicht mehr damit gerechnet hätte, dass so etwas jemals passiert – Helene ist nicht sonderlich schön und wirkt eher wie eine graue Maus. Der Mann ist allerdings Deserteur, was die Sache ziemlich kompliziert macht.

Eugen Lettke ist der Sohn eines Kriegshelden, was ihm einen UK-Status beschehrt. Das hat nichts mit dem Vereinigten Königreich zu tun, sondern ist die Abkürzung für „unabkömmlich“ - Lettke muss also nicht an die Front und für das deutsche Reich in den Krieg ziehen. Hinzu kommt, dass er einen Arier-Status von AAA hat, er ist also ein Vorzeige-Arier – groß, blond, blauäugig. Aber der Krieg interessiert ihn ohnehin nicht; bei der NSDAP ist er vermutlich auch nur, um einen sicheren Job zu haben – und das hat er, denn er arbeitet ebenfalls beim NSA. Und da kann er alle Frauen ausfindig machen, die bei seiner Schmach damals dabei waren und kann sie denunzieren, wenn sie sich ihm nicht hingeben – die Frauen sind also im doppelten Sinne gefickt.

Es ist schon ein verdammt interessantes Setting, das uns Eschbach hier bietet. Die Nazis aus dem Jahr 1942 mit Hitler, Himmler und Mengele, verbunden mit der Technologie des 21. Jahrhundert. Handy, Internet und Computer. Es ist zwar ein rudimentäres Internet, wo es im deutschen Raum nur ein deutsches Forum gibt und in den USA nur ein amerikanisches Forum, und das Internet heißt auch nicht Internet, sondern Weltnetz – natürlich, Nazis lassen nur deutsche Begriffe zu. Aber überwachen kann man alle, denn jeder hat eine Bürgernummer und das Bargeld wird bald nachdem die Nazis an die Macht kommen abgeschafft. Diese Aspekte – das dritte Reich und der Überwachungsstaat – haben mir das Buch schmackhaft gemacht. Dass das Buch achthundert Seiten hat, war mir innerhalb kürzester Zeit völlig egal, es hätten auch gerne mehr sein können, stellenweise habe ich mich komplett in der Geschichte verloren.

Auch dass Eschbach den zwei Hauptcharakteren fast gleich viel Raum in der Geschichte gibt – Helene bekommt dann doch etwas mehr –, ist gut so, auch wenn sich Lettke recht bald als Psycho erweist, der nur einen hochkriegt, wenn sein Erpressungsopfer vor Angst mit den Knien schlottert. Bei Helene bekommt man dazu ihre ganze Biographie geliefert; ihre Verbundenheit mit ihrem Onkel, ihre Freundschaft mit Ruth, die irgendwann weg ist, weil sie jüdische Vorfahren hat; die Beziehung zu ihren Eltern, die – im Gegensatz zu ihr und ihrem Onkel – klare Befürworter von Hitler sind und etliches mehr. Bei Lettke bekommt man vergleichsweise wenig mit – einzig sein aufkeimendes Interesse für das Ausspionieren in der Jugend bzw. die Beziehung zu seiner Mutter hat hier Relevanz.

Wenn ich das Buch an einem Genre festmachen müsste, würde ich allerdings daran scheitern. Es ist weder Krimi noch Thriller und streng genommen ist das Krimisofa der falsche Platz für dieses Buch – aber man muss auch mal über den Tellerrand blicken. Ich habe bei „NSA“ eine Dystopie, Science Fiction, eine historische Geschichte, einen Liebesroman und dann doch auch ein paar Elemente, die man in jedem Thriller findet, vorgefunden. Insgesamt ist es aber einfach ein verdammt gutes Buch mit einer verdammt guten Idee.

Nicht so gut fand ich allerdings, dass Eschbach Eugen Lettke quasi nur auf männliche Stereotypen reduziert, der offenbar keine Gefühle hat, während Helene ein facettenreicher Charakter mit so einigen Gefühlen ist. Außerdem hat es mich jedes mal geschüttelt, als vom Ersten Weltkrieg die Rede ist, der im Buch von 1914 bis 1917 ging. Eschbach würde vermutlich argumentieren, dass das seine Version der Geschichte ist – faktisch ist es aber einfach falsch. Zwischendurch hat das Buch auch gerne mal ein paar Längen, vor allem wenn es technisch wird. Die Stellen habe ich gerne überflogen.

Tl;dr: „NSA“ von Andreas Eschbach ist ein facettenreicher Roman mit vielen verschiedenen Genres und einer irre guten Geschichte mit zwei Hauptcharakteren, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Bei Eugen Lettke bedient sich Eschbach aber etwas zu sehr bei männlichen Stereotypen und zwischendurch hat die Geschichte auch ihre Längen. ( )
  Krimisofa.com | Oct 3, 2018 |
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Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale ?berwachung? Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im NSA, dem Nationalen Sicherheits-Amt, und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, widersetzt Helene sich. Dabei muss sie nicht nur gegen das Regime kämpfen, sondern auch gegen ihren V

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Was wäre, wenn es im Dritten Reich schon Computer gegeben hätte, das Internet, E-Mails, Mobiltelefone und soziale Medien - und deren totale Überwachung?

Weimar 1942: Die Programmiererin Helene arbeitet im Nationalen Sicherheits-Amt und entwickelt dort Programme, mit deren Hilfe alle Bürger des Reichs überwacht werden. Erst als die Liebe ihres Lebens Fahnenflucht begeht und untertauchen muss, regen sich Zweifel in ihr. Mit ihren Versuchen, ihm zu helfen, gerät sie nicht nur in Konflikt mit dem Regime, sondern wird auch in die Machtspiele ihres Vorgesetzten Lettke verwickelt, der die perfekte Überwachungstechnik des Staates für ganz eigene Zwecke benutzt und dabei zunehmend jede Grenze überschreitet...
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