Dr. Martin Blattner in Orninews.ch, Nov 2018:
Schon die Organisation der Felderhebungen 2013-2016 war, man kann es nicht anders sagen, einfach perfekt organisiert gewesen. Die Aufarbeitung der unglaublich grossen Datenmengen und ihre Analyse beeindrucken jeden, der, wie ich, früher an ähnlichen Projekten mit den damaligen „Pfahlbauermethoden“ beteiligt war. Es ist nicht nur die elektronische Datenverarbeitung, die die Auswertung der riesigen Datenmengen erlaubt, sondern es sind vor allem die neu entwickelten statistischen Methoden, die es ermöglichen, Dichtekarten, Dichteänderungskarten etc. darzustellen, und das noch unter Berücksichtigung der Veränderungen der Beobachtungsintensität. Das erlaubt ganz neue historische Vergleiche über die Jahrzehnte hinweg. Auch die Methode der Bestandesschätzungen ist neu. Man sieht hier, wie auch in anderen Bereichen der Wissenschaften, wie sehr methodische Fortschritte eine ganze Wissenschaftsdisziplin beflügeln.

Das Layout und die Darstellungen sind sehr schön, die Texte erstaunlich gepflegt geschrieben. Neu sind diverse doppelseitige „Focus“-Texte zu Themen der Landwirtschaftspolitik, der Waldpolitik, der Raumplanung, zum Blick über die Landesgrenze, usw. Sogar auf die dünnen Ästchen der Artentstehung am Beispiel von Weidenmeise und Alpenmeise hat man sich hinausgewagt. Die Faktoren, die die Vogelwelt negativ beeinflussen, werden in diesem Atlas im Vergleich zu früher ungeschönt beschrieben - vielleicht unter dem Einfluss einer jüngeren Biologengeneration, denen nicht mehr die alten und falschen Doktrinen über Naturschutz eingehämmert worden sind.

Ich kenne nicht alle Brutvogel-Atlanten der Welt, aber zumindest in Europa steht der neue Schweizer Brutvogelatlas bezüglich der Auswertungsmethoden einsam an der Spitze.

Martin Blattner ( )