Nach 20jähriger Haft hat ihn der Bundespräsident begnadigt. Zum ersten Wochenende in Freiheit lädt seine Schwester die alten Freunde ein. Für ist das Leben weitergegangen. Und für ihn? Was bleibt von der Zeit der Gewalt? Legenden? Bewältigung? Sprachlosigkeit? "Ein kammerspielartiges Familiengeflecht, das mehr verrät über die Verstrickung in Ideologie und Gewalt als alle politischen Analysen. Die Parameter, die Schlink zur Erklärung der Eskalation der sechziger, siebziger Jahre heranzieht, sind elementar und darum treffend und überzeugend. Der Autor entwirft ein Setting, dem man sich weder intellektuell noch emotional entziehen kann." (Tilman Krause/Die Welt, Berlin) "Es ist Bernhard Schlink ein spannendes Buch gelungen, dessen Verlauf man atemlos folgt, verfaßt in ebenso klarer wie schlicht-schöner Prosa. Es enthält den ganzen, bis heute unverdauten Konfliktstoff der Terror-Tage. Ein wichtiges Buch." (Michael Kluger/Frankfurter Neue Presse)
Bernhard Schlink, geboren 1944 bei Bielefeld, ist Jurist und lebt in Berlin und New York. Seinen ersten Kriminalroman, Selbs Justiz, schrieb er zusammen mit Walter Popp, es folgten weitere zum Teil preisgekrönte Kriminalromane. Der 1995 erschienene Roman Der Vorleser, mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet, sowie der 2000 veröffentlichte Erzählband Liebesfluchten begründeten seinen schriftstellerischen Weltruhm.

Ich bin nicht sicher, ob ich mit diesem Buch wirklich was anfangen kann. Manche Charaktere sind sehr oberflächlich beschrieben, manche auch garnicht, bleiben also schemenhafte Randfiguren. Schlink hätte sie auch ganz weglassen können. Selbst Jörg, die Hauptfigur, bleibt dem Leser (oder zumindest mir ging es so) ein Rätsel. Ich konnte nicht einen Funken Sympathie für ihn empfinden, und die Erwähnung seiner Krebserkrankung hat sogar eine gewisse Befriedigung bei mir ausgelöst, weil bei Jörg offenbar selbst nach der jahrelanger Haftstrafe keine Reue erkennbar ist. So empfinde ich seine Krankheit wenigstens als Strafe. Aber ich denke, Schlink macht es sich mit diesem Ende zu einfach, denn in Wahrheit gibt es jede Menge Nazis, Kriegs- und andere Verbrecher, die nie büßen, nie bereuen, aber auch nicht krank werden, sondern im Gegenteil, wie zum Hohn für ihre Opfer, ein langes Leben in Freiheit genießen. ( )

Nach über zwanzigjähriger Haft wird Jörg, ein Terrorist der RAF, der vier Menschleben auf dem Gewissen hat durch den Bundespräsidenten begandigt. Seine ältere Schwester Christiane, die für ihn schon früh die Mutterrolle übernommen hat, arrangiert ein Treffen mit "alten" Freunden und Weggenossen. Christiane, die Ärztlin lebt mit Magarete auf einem heruntergekommenen Gut in den neuen Bundesländern. Die Bischofin karin mit ihrem Mann Eberhard ist bemüht an die Seele des Verbrechers heranzukommen. Dorle , die Tochter Ulrichs (Loborkette) versucht den Terroristen zu verführen, was gründlich misslingt.( 47 ff) Ilse, die seinerzeit immer nur Kaffee gekocht hat und von der Gruppe nicht wirklich ernst genommoen wurde, ist Lehrerin geworden. Sie versucht sich an einem Roman über Jan, den ermordeten Terroristen, den sie heimlich geliebt hat. Der vermeintliche Kunststudent, der zu der Gruppe stößt und eigentlich an dem Landgut interssier ist, entpuppt sich als Jörgs Sohn. Und dann ist da noch Marco, ein Journalilst, der den gerechten Kampf mit dem Exterroristen weiterführen will und eine brisante Presseerklärung veröffentlichen lässt. Henner, der ehemalige Anwalt, lässt sich auf ein Techtelmechtel mit der dicken Magarete ein und Christiane gesteht, dass sie seinerzeit das Versteck ihres Bruders an die Polizei verraten hat. Jörg, weiß, dass er unheilbar an Krebs erkrankt ist und entschließt sich das Angebot, Ulrichs anzunehmen und in einem seiner Labore zu arbeiten. Ein faszinierende Geschichte umd Vergangenheit und Gegenwart, Liebe und Schuld, verlorenene Idealen und banaler Zukunft. ( )