Die Geschichte finde ich vor allem psychologisch interessant. Es geht um Harrys Sohn, dessen Last, den berühmtest möglichen Vater zu haben, nur noch durch den Erwartungsdruck übertroffen wird, den seine Namenspatrone auf ihn ausüben: Er heißt Albus Severus. Wie doll will man seinem Kind eigentlich das Leben verleiden, Harry und Ginny? Es ist eine gelungene ironische Wendund, dass Albus Severus sich ausgerechnet Malfoys Sohn Scorpius so eng anfreundet wie Harry einst mit Ron und Hermione.

Das Storyboard finde ich spannend und magiebedingt natürlich ziemlich abgedreht, mit den üblichen offenen Fragen zur Logik, die die Harry-Potter-Reihe nunmal auszeichnet. ( )

Das Positive ist, dass es für alle Potter-Addicts wieder ein Buch gibt, das eine richtige Harry-Potter-Geschichte erzählt. Mir hat es so Spaß gemacht, wieder in der Harry-Potter-Welt zu sein. Es liest sich schön und man kann sich alles sehr gut vorstellen. Das Theater würde ich wahnsinnig gern sehen.
Es ist aber kein achter Band, sondern ein Theaterstück – die Geschichte macht also nichts genuin Neues auf, sondern holt die alten Beziehungen und Feindschaften nochmal hervor. Wenn es wirklich einen achten Romanband gäbe, würd ich wirklich was Neues erwarten, z.B. keinen Voldemort mehr.
Aber so war das natürlich ein Genuß: Draco und Harry unterhalten sich über ihre Vaterrolle, solche Szenen sind schon recht gut und irgendwie auch absurd. Ich will nichts verraten, aber mir hat das Buch richtig gut gefallen, auch wenn es etwas kitischig ist, viel einfacher als die Bücher und sich zu wenig vom Ausgangsstoff entfernt. Für alle Potter-Liebhaber aber schon aus Nostalgie-Gründen ein absolutes Muss! ( )

Spoilerfrei!
Eine Inhaltsangabe sparte ich mir hier, da der grobe Inhalt über den Klappentext leicht recherchierbar ist und alles weitere nur Spoiler wären.

Vorweg also ein Fazit: Ich war vor dem Lesen und bin auch jetzt nach der Lektüre noch hin und hergerissen.

Positiva: Das Buch ist eine Rückkehr in J.K. Rowlings Welt, bietet ein Wiedersehen nicht nur mit Ron, Harry und Hermine, sondern auch vielen anderen alten, geliebten Charakteren (welchen wird aus Spoilergründen nicht verraten). Der Part der - nun erwachsenen - drei Freunde war auch wesentlich größer, als ich es vor dem Lesen erwartet hatte, was mich (entgegen meiner Erwartung) gefreut hat! Der Charakter der bekannten Figuren scheint auch hier im Buch wieder durch, wenngleich er, dem Genre entsprechend, vorwiegend durch ihre Äußerungen, weniger durch Beschreibungen deutlich wird. Auch die neuen Charaktere können weitgehend überzeugen. Insbesondere gilt das für den jungen Scorpius, der - anders als sein Name - meiner Ansicht nach nicht klischeemäßig-überzeichnet, sondern ein toller Charakter ist. Das der Geschichte zugrundeliegende Problem bzw. die alles umfassende "Aufgabe" ist gut gewählt und passt natürlich hervorragend in die Reihe der Harry Potter Bücher, und ein paar (kleinere) Plot-Twists sind ebenfalls vorhanden.

Negativa: Trotz einiger Plot-Twists war insbesondere das Ende vorhersehbar. Einer der neuen Charaktere wirkte insbesondere zu Beginn er Story stark unnatürlich, ich hatte den Eindruck, dass hier künstlich wieder ein "Trio" geschaffen werden sollte. Später wurde deutlich, weshalb dieser Charakter eben so handelt wie er handelt (hierauf gehe ich wegen der unvermeidlichen Spoiler nicht näher ein), dennoch hat der Charakter mir zu Beginn etwas die Freude am Lesen genommen. Während die Story insgesamt wie oben geschrieben gut gewählt ist, war sie doch über einige Strecken eher unoriginell, hier wurde versucht über "Referenzen" auf die bekannten Potter-Geschichten Nostalgiegefühle zu erwecken. Etwas weniger wäre hier aber mehr gewesen, da das "Neue" hierdurch eher auf der Strecke bleibt. Und schließlich muss ich sagen, dass Rons erwachsenes Ich meiner Ansicht nach sehr schlecht dargstellt wird. Es ist eine klare Weiterentwicklung des einfach nur stumpfsinnigen und dummen Ron, wie er in den Filmen portraitiert wird, seine Qualitäten werden hier weitestgehend ignoriert (eben wie in den Filmen), was dem Charakter einfach nicht gerecht wird. Seeehr schade!

Insgesamt war es unheimlich schön, endlich mal wieder mit einer echten Geschichte in die Harry Potter-Welt eintauchen zu können, wenngleich ich mir storymäßig (was ich vorher nicht gedacht hätte!) im Nachhinein mehr wirklich Neues und weniger Bekanntes gewünscht hätte.
Immer im Hinterkopf haltend, dass dieses Stück für die Bühne gemacht ist (was bedeutet, dass manche Dinge, die sonst eher implizit bzw. in Gedanken abgelaufen wären ausgeschrieben/-sprochen werden müssen) sehe ich in diesem Buch eine schöne kleine Geschichte aus der geliebten Potter-Welt. ( )