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Holzfällen: Eine Erregung (1984)

von Thomas Bernhard

Weitere Autoren: Siehe Abschnitt Weitere Autoren.

Reihen: Trilogie der Künste (2)

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9621821,626 (4.18)17
Während einer illustren Abendgesellschaft im Wiener Künstler-Milieu charakterisiert ein Schriftsteller die anwesenden Gäste auf bitter-ironische Weise
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NachlassbibliothekenGillian Rose
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Inhalt: Von Künstlern, Greisen und Künstlerkreisen. Ein Aufreger im Künstlermilieu.

Durch den Gedankenfluß des Erzählers bekommt man einen Einblick in die Antipathien eines Schriftstellers zu Kollegen und Bekannten. Der Erzähler lamentiert und demaskiert die Fassade der Abendgesellschaft eines künstlerischen Abendessens. Alle Gäste des Abendessens warten hungrig und angetrunken auf einen berühmten Wiener Theaterschauspieler, der stundenlang auf sich warten läßt. Als er dann endlich erscheint, palavert er über das Stück, in dem er gerade auftrat, welches aber sonst fast keiner der Anwesenden überhaupt kennt. Angetrunken läßt er dann einige ehrliche Worte über das Benehmen der anderen Gäste vom Stapel, wodurch er sich die Anerkennung des Erzählers sichert.

Meine Kritik, mit Zitaten:

Neulich empfahl mir ein Freund aus dem Misanthropenverein "Urbs et Provincia" dieses Buch. Einen Skandal löste es bei seinem Erscheinen in den 1980er Jahren wohl hauptsächlich durch autobiographische Züge und Charakterisierung bekannter Wiener Persönlichkeiten aus: eingebildete Leute, die sich mit anderen eingebildeten Leuten in sogenannter "besserer Gesellschaft" wähnen. Der Erzähler echauffiert sich über ein einziges Abendessen, besser gesagt über dessen Teilnehmer derart, daß er sofort diesen 321seitigen Bericht einzig und allein zu diesem Thema verfassen mußte. Es geht also darum, daß ein Mann in einem Ohrensessel (sollte besser "Ohnmachtssessel" genannt werden) sitzt und die Teilnehmer des Abendessens analysiert. Kann so etwas interessant sein? Erst einmal eine indirekte Antwort hierauf: Wie man sieht, machen sich nicht nur Künstler zuviele Gedanken über alles.

Der Erzähler kann einerseits als Psychopath eingeschätzt werden, der sich über jeden beschwert: Reden die anderen, so ist es unpassend; reden sie nicht, so ist es ebenso unpassend. Warum besucht er überhaupt dieses Abendessen, wenn ihm seine ehemaligen Freunde und Kollegen so zuwider sind? Er fühlt sich jedem ausgeliefert und sieht in allen Aktionen einen Angriff gegen ihn persönlich. Mir war nicht so ganz klar, warum er denkt, andere könnten und wollten ihn vernichten, denn eventuell befindet er sich nur im Sog oder Kielwasser des Lebens der anderen und deutet diese Strömungen als Absicht der anderen. Andererseits sagt der Erzähler selber über sich, daß er eine schwache Persönlichkeit sei, und diese Schwäche ihn überhaupt erst in derartige Situationen bringe.

Anfangs nur Querulant, erarbeitet sich der Protagonist meinen Respekt durch seinen intellektuellen Hintergrund, da er unter anderem in russischer Weltliteratur belesen ist, und andererseits scheut er sich nicht, aufgesetztes Benehmen und eingebildete Leistungen zu durchschauen und beim Namen zu nennen, ohne Rücksicht auf Verluste. Man sieht den Menschen im Spannungsfeld komplizierter städtischer zwischenmenschlicher Beziehungen. Sein Drang, auszubrechen, wird sowohl durch seine eigene Schwäche als auch durch seine emotionale Bindung an Stadt und Leute geknebelt ("dieses Wien, welches ich hasse und welches für mich doch die beste Stadt ist"). Dadurch resultiert ein Gefühl des Ausgeliefertseins, was gut nachfühlbar vermittelt wird. Der Erzähler zeichnet sich durch eine gute Beobachtungsgabe vor allem dessen, was ihn ankotzt, aus. Dies kann durchaus witzig sein: "Das Burgtheater hat sich [...] vor allem auf die englische Dummheit spezialisiert, und das Wiener Publikum hat sich an diese Spezialisierung gewöhnt." Die Beschreibung des modernen Theaters, was immer mehr verkommt und die traditionelle Schönheit über Bord wirft ("Dichtervernichtungs- und Schreianstalt der absoluten Gehirnlosigkeit"), hat mir neben der Demaskierung oberflächlicher gesellschaftlicher Umgangsformen am besten gefallen. Außerdem amüsierte mich die Beschreibung der Wiener: "Ist in Wien ein Gebäude besonders schön, wird es mit Sicherheit in Kürze abgerissen.". Vielgedachte philosophische Gedanken als Einstreuung haben mir ebenfalls gefallen: "Wir treffen auf einen Menschen im richtigen Zeitpunkt und nehmen alles für uns Wichtige von diesem Menschen auf, dachte ich, und verlassen diesen Menschen wieder zum richtigen Zeitpunkt.". "Daß Menschen vom allerhöchsten Anspruch sprechen und selbst nur das Wertloseste und Abstoßendste machen, verzeihen wir ihnen nicht. Sie haben uns den allerhöchsten Anspruch nur vorgemacht."
Was mir wiederum nicht so ganz einleuchtete, ist die Ablehung des Eigenen und die Ablehnung der Tradition. "Alle in Wien gebliebenen sind nichts geworden, alle ins Ausland gegangenen sind etwas geworden." Eventuell soll dies aber auch überspitzt dargestellt eine Kritik an eben dieser Selbstzerfleischung und Nestbeschmutzung darstellen.
Mein Lieblingszitat: "Das Alleswissen ist, denke ich, zu allen Zeiten Mode gewesen.".

Inhaltlich somit durchaus interessant, doch stilistisch nicht ganz einfach zu lesen. Ein einziges Abendessen wird zum Roman aufgebläht, was viele Wiederholungen und Gedankensprünge zur Folge hat. Die ersten 22 Seiten überlegt sich der Erzähler, warum er eigentlich die Einladung zu diesem Abendessen annahm. Teilweise geht man als Leser in diesen Wiederholungen unter, da sie den Lesefluß behindern. Der Autor redet gefühlt ohne Punkt und Komma; man hat den Eindruck, das ganze Buch besteht aus nur einem einzigen Endlossatz. Außerdem benutzt der Autor Kursivdruck, um manche Worte zu betonen. Meiner Meinung nach sollte ein guter Autor Betonungen nur durch die Worte selbst schaffen und es nicht nötig haben, Worte explizit zu kennzeichnen.
Nach der Lektüre können wir uns nun vorstellen, wohin das ausschweifende, alkoholgetränkte Künstlerleben führen kann. Dank Originalität vergebe ich 4 Sterne.

ISBN: 9783518380239, Rezensionszeitpunkt 06.08.2016 ( )
  Jantarnaja | Aug 6, 2016 |
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AutorennameRolleArt des AutorsWerk?Status
Bernhard, ThomasHauptautoralle Ausgabenbestätigt
Fleckhaus, WillyUmschlaggestalterCo-Autoreinige Ausgabenbestätigt
Holtzmann, ThomasErzählerCo-Autoreinige Ausgabenbestätigt
Roinila, TarjaÜbersetzerCo-Autoreinige Ausgabenbestätigt

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Being unable to make people more reasonable,
I preferred to be happy away from them.


Voltaire
Widmung
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While everyone was waiting for the actor, who had promised to join the dinner party in the Gentzgasse after the premiere of The Wild Duck, I observed the Auersbergers carefully from the same wing chair I had sat in nearly every day during the fifties, reflecting that it had been a grave mistake to accept their invitation. [David McLintock translation]
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Literaturhinweise zu diesem Werk aus externen Quellen.

Wikipedia auf Englisch (1)

Während einer illustren Abendgesellschaft im Wiener Künstler-Milieu charakterisiert ein Schriftsteller die anwesenden Gäste auf bitter-ironische Weise

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Buchbeschreibung
Dies ist die Geschichte einer "Erregung", die Geschichte eines "künstlerischen Abendessens" in Wien, und es geht um menschliche Beziehungen, Verstickungen, Liebe, Ausbeutung, Verrat, Haß.
Zusammenfassung in Haiku-Form

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