Mandy Tröger deckt auf, wie nach dem Mauerfall westdeutsche Wirtschaftsinteressen und das Eigeninteresse der Bundesregierung eine basisdemokratische Wende in der Presselandschaft der ehemaligen DDR verhinderten. Basierend auf umfangreicher Archivarbeit und Zeitzeugen-Interviews dokumentiert sie, wie westdeutsche Großverlage bereits Ende 1989 aktiv Lobbyarbeit betrieben, um Marktvorteile im Osten zu sichern. Über die Reform des DDR-Pressevertriebes strebten Springer, Gruner + Jahr, Bauer und Burda nach Monopolstellungen in Ostdeutschland. Zunächst in Konkurrenz miteinander, schlossen sie sich Anfang 1990 zu einer Zweckgemeinschaft zusammen. Nach gescheiterten Verhandlungen mit der DDR-Regierung einigten sie sich untereinander ab März 1990 ohne rechtliche Grundlage auf Einflussgebiete und bauten in Ostdeutschland ihr eigenes marktbestimmendes Vertriebssystem auf. Vor allem Dumpingpreis-Produkte fanden so schnell neue Leser. Durch frühe Joint-Venture-Abkommen mit den großen ehemaligen SED-Bezirkszeitungen bauten die Verlage ihre Marktdominanz weiter aus. Schlüssel blieb jedoch der Pressevertrieb, bei dem alle anderen Verlage klar benachteiligt waren. Dem wirtschaftlichen Druck fielen vor allem neugegründete Lokal- und Bürgerrechtszeitungen zum Opfer. Die Bundesregierung griff nicht im Sinne der Pressevielfalt ein, sondern setzte auf den freien Markt und schützte bestehende Pressestrukturen der BRD. Durch diese kapital- und parteienorientierte Wendepolitik hatten geplante basisdemokratische Reformen in Ostdeutschland keine Chance.