Als der j©?dische Arzt und Schriftsteller Max Nordau 1892/93 seine kulturkritische Streitschrift "Entartung" publizierte, waren das Wort und die mit ihm bezeichneten Ph©Þnomene noch nicht durch die eliminatorischen Ma©nahmen der Nationalsozialisten belastet. Aber die Verbindung von Kunst und Pathologie war durch ©rzte und K©?nstler vorbereitet; Nordau hat sie mit der diagnostischen Hellsicht des Arztes, mit dem eindrucksvollen Wissen des polyglotten Viellesers und der Brillanz des geschulten Rhetorikers an den avantgardistischen Kunststr©œmungen konkretisiert. Er verdeutlichte damit einen augenf©Þlligen Zug der Moderne und setzte ihn scharfer Kritik aus, ohne ihn indessen mit nationalistischem und rassistischem Denken in Verbindung zu bringen. Nordaus "Entartung" ist das Schl©?sselwerk f©?r das Verst©Þndnis der Pathologisierung der k©?nstlerischen Moderne. Die Heidelberger Germanistin Karin Tebben stellt Nordaus Werk in seinen kulturhistorischen Zusammenhang und erl©Þutert die von Nordau oft nur abreviatorisch angesprochenen Kontexte in einem ausf©?hrlichen Stellenkommentar und Nachwort.