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Lädt ... Dunkelblum: Roman (Original 2021; 2021. Auflage)von Eva Menasse (Auteur)
Werk-InformationenDunkelblum von Eva Menasse (Author) (2021)
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Melde dich bei LibraryThing an um herauszufinden, ob du dieses Buch mögen würdest. Keine aktuelle Diskussion zu diesem Buch. Ein Buch über Erinnerung und Verdrängung, erzählt in einem kleinen Ort im Burgenland, an der Grenze zu Ungarn. Die eigentliche Handlung spielt 1989, als die ersten ostdeutschen Flüchtlinge über die Grenze kommen. Erzählt werden Ereignisse aus den Perspektiven der einzelnen Bewohnerinnen und Bewohner des Ortes Dunkelblum. Immer wieder, wenn aus der Perspektive älterer Personen erzählt wird, gibt es Rückblendungen in die Zeit vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg. Nach und nach lernt man die vielfältigen Bezüge zwischen Familien und Generationen kennen. Dabei erfährt man von mehreren Verbrechen, der Vertreibung der Juden, der Ermordung jüdischer Zwangsarbeiter im Frühjahr 1945, sowie Verbrechen an Zeugen nach 1945. Man erfährt aber vor allem, wie die Erinnerung an diese Verbrechen unterdrückt, manipuliert, verdrängt und vergessen wird. Durch den ständigen Wechsel an Personen und Zeitebenen hatte ich den Eindruck, dass das Buch mich selbst erfahren lässt, wie leicht die Erinnerung an Geschehnisse und Zusammenhänge verschwimmt. Es ist toll erzählt, mit jeder Menge österreichischem "Slang". ( ) Was ist das nur für eine perfide Geschichte, dieses Massaker an den Juden in Rechnitz, das als Vorbild für Dunkelblum dient. Über 40 Jahre nach dem Krieg, also 1989, siedelt Menasse ihre Erzählung an. Alle in Dunkelblum wissen etwas von den anderen, jeder hat so viel in der Hand, dass das kollektive Schweigen aufrechterhalten wird und die wenigen, die sich dagegen stellen oder sonst wie anders sind, sind somit von der Gemeinschaft irgendwie ausgeschlossen. Letztendlich ist die damals zugrundeliegende Geisteshaltung, etwa der Antisemitismus, immer noch in den Köpfen, so dass die gleichen Personen oder Typen wie vor 1945 meinungsführend sind. Ich weiß nicht, ob es typisch Österreich ist, die kleinen Orte, in denen die Leute bleiben und wo sich überhaupt so eine Kollektivität und Abhängigkeit entwickeln kann, die immer noch vorhandene Achtung vor dem Adel, dieses tief verwurzelte Unbehagen vor dem „Anderen“. Aber vermutlich nicht. In meiner Heimat gab es ein grauenvolles KZ-Außenlager, für das es erst seit 2016 einen angemessenen Gedenkweg gibt. Es wurde nicht gerade totgeschwiegen, aber es war eben auch kein Thema, obwohl die Einheimischen durch Fuhrdienste usw. gewusst hatten, was dort geschah. Gemeinsam schweigen, weil die Kosten davon, etwas aufzubrechen nicht getragen werden können oder wollen - das gibt es vermutlich überall. Das Buch ist also thematisch sehr packend, hat aber auch einige Schwächen. Die vielen Personen und Familien haben bei mir den Wunsch nach einem Glossar geweckt. Insgesamt fand ich es ein wenig langatmig und verworren, dennoch muss man mitunter gut aufpassen beim Lesen, weil Wichtiges immer wieder nebenbei erzählt wird. Sprachlich mochte ich die Dialektfärbung, auch wenn sie für das Geschilderte mitunter fast zu niedlich ist. Andererseits passt auch das zur Geschichte und zu Österreich. Manchmal lauert das Grauen eben hinter der schnuckeligen Fassade. Es passiert einiges 1989, was die Bewohner von Dunkelblum beunruhigt. Sie hatten schon immer ihre Probleme mit den Drüberen und nun sammeln sich erneut hinter der Grenze Flüchtlinge. Außerdem taucht ein Fremder auf, der überall Fragen stellt, und dann gibt es noch die Differenzen zum Thema Wasserversorgung. Zu allem Übel kommen dann noch junge Menschen, die den verschlossenen und verwahrlosten „dritten Friedhof“ in Ordnung bringen wollen. Die Bewohner von Dunkelblum waren in stiller Übereinkunft davon ausgegangen, dass niemand an der Vergangenheit rührt, doch nun kommen die Erinnerungen hoch. Dunkelblum ist ein fiktiver Ort mit fiktiven Bewohnern, der in der Nähe zur ungarischen Grenze angesiedelt ist, genau in dem Teil des Burgenlandes, wo sich in den letzten Kriegstagen das Massaker von Rechnitz zugetragen hat. Eva Menasse hat es mir am Anfang nicht leicht gemacht mit ihrem Roman, denn es gibt reichlich Personen und sie springt zwischen den Personen und den Zeiten hin und her. Es taten sich unzählige Fragen auf und sobald sich eine beantwortet hatte, gab es weitere Fragen. Doch je länger ich gelesen habe, umso mehr konnte sie und die Dunkelblumer mich packen. Die Autorin fabuliert mit Lust und legt so viele Fäden aus, dass man sich wundert, wie daraus am Ende etwas Ganzes entstehen kann. Doch diese Zweifel sind nicht angebracht, denn der Autorin gelingt es vorzüglich diese losen Fäden zu verknüpfen. Die Figuren sind sehr gut und facettenreich gezeichnet. Auch wenn die Dunkelblumer nicht unbedingt sympathisch sind, so sind sie doch menschlich, denn jeder hat wohl seine hellen und seine dunklen Seiten. Die, welche die Vergangenheit miterlebt haben, sind wahre Meister im Verdrängen, Vergessen und Vertuschen. Dabei wissen nicht alle, was da wirklich geschehen ist, das wissen laut Eva Menasse nur „alle Beteiligten gemeinsam“. Doch ihnen allen ist gemein, dass sie an der Vergangenheit nicht rühren wollen. Gleichwohl erfahren wir Leser, was geschehen ist, wie man sich schuldig gemacht oder weggesehen hat, wie man eingesteckt und ausgeteilt hat, wie dies so zurechtgerückt wurde, dass das Leben weitergehen konnte, als sei nichts geschehen. Die Atmosphäre in Dunkelblum ist ziemlich düster und die Geheimnisse sind es auch. Ich bin froh, dass mich meine Anfangsschwierigkeiten mit „Dunkelblum“ nicht abgeschreckt haben, denn dieser Roman ist wirklich ein Highlight und er schreit förmlich danach, nochmal gelesen zu werden, weil es in dieser komplexen Geschichte sicherlich noch einiges zu entdecken gibt. Zeige 3 von 3
Ein bemerkenswerter Roman, der sowohl unterhält, als auch nachdenklich macht. Ein hervorragendes Buch, das den Umgang mit unserer Geschichte zeigt, in leichter Form erzählt und dadurch betroffen macht. Es ist zum Schmunzeln und Nachdenken. Frau Menasse beschreibt dicht und genau über menschliche Abgründe. Aber sie setzt wichtige, Hoffnung machende Gegenpole. Relevant, historisch erhellend, schwarzhumorig trotz der dramatischen Vorgänge, psychologisch ausgefeilt und intelligent verschränkt. Die Autorin schafft es, die unausweichlichen Intimitäten und Abhängigkeiten der Bewohner eines Dorfes am Rande Österreichs so zu schildern, dass man beim Lesen in diesem Dickicht mit drinhängt. Auszeichnungen
Auf den ersten Blick ist Dunkelblum eine Kleinstadt wie jede andere. Doch hinter der Fassade der österreichischen Gemeinde verbirgt sich die Geschichte eines furchtbaren Verbrechens. Ihr Wissen um das Ereignis verbindet die älteren Dunkelblumer seit Jahrzehnten - genauso wie ihr Schweigen über Tat und Täter. In den Spätsommertagen des Jahres 1989, während sich hinter der nahegelegenen Grenze zu Ungarn bereits die DDR-Flüchtlinge stauen, trifft ein rätselhafter Besucher in der Stadt ein. Da geraten die Dinge plötzlich in Bewegung: Auf einer Wiese am Stadtrand wird ein Skelett ausgegraben und eine junge Frau verschwindet. Wie in einem Spuk tauchen Spuren des alten Verbrechens auf - und konfrontieren die Dunkelblumer mit einer Vergangenheit, die sie längst für erledigt hielten.
Eva Menasse, geboren 1970 in Wien, begann als Journalistin (profil, FAZ) und debütierte im Jahr 2005 mit dem Familienroman "Vienna". Es folgten Romane und Erzählungen ("Lässliche Todsünden", "Quasikristalle", "Tiere für Fortgeschrittene"), die vielfach ausgezeichnet und übersetzt wurden. Preise (Auswahl): Heinrich-Böll-Preis, Friedrich-Hölderlin-Preis, Jonathan-Swift-Preis, Österreichischer Buchpreis, Mainzer Stadtschreiber-Preis und das Villa-Massimo-Stipendium in Rom. Eva Menasse betätigt sich zunehmend auch als Essayistin und erhielt dafür 2019 den Ludwig-Börne-Preis. Sie lebt seit über 20 Jahren in Berlin. Keine Bibliotheksbeschreibungen gefunden. |
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