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Mit seinem Roman Jugend ohne Gott, der im Oktober 1937 im Amsterdamer Exil-Verlag Allert de Lange erschienen ist, etablierte sich Horváth nicht nur als antifaschistischer Autor, sondern erlangte auch internationale Reputation. Der Roman wurde bald nach dem Erscheinen in zahlreiche Sprachen übersetzt. Der vorliegende Band zeigt die Genese des Buches aus seinen beiden Vorarbeiten. Einerseits ist dies das Schülerdrama Der Lenz ist da! von 1934, das an Wedekinds Frühlings Erwachen anknüpft und bereits ein Jungen-Zeltlager, ein Mädchen-Ferienlager und eine Diebesbande enthält. Bei der zweiten Vorarbeit, die als unmittelbare Vorstufe des Romans angesehen werden muss und auf das Jahr 1936 datiert, handelt es sich um das Romanprojekt Auf der Suche nach den Idealen der Menschheit, in dem Horváth die Lehrerfigur entwickelt. Das genetische Konvolut zu dem Werkprojekt ist aufgrund von Überlieferungsverlusten äußerst schmal. Der Band enthält die beiden einzigen überlieferten und bis dato unbekannten Blätter aus der eigentlichen Werkgenese des Romans. Mangels eines Manuskripts aus Horváths Hand basiert die Endfassung des Romans auf dem Erstdruck. So wird der heute im (Schul-)Kanon fest verankerte Roman ohne die sinnstörenden Fehler späterer Ausgaben lesbar.… (mehr)
Ein sehr faszinierendes Buch. Schnell gelesen, mit viel Stoff zum Nachdenken. Ich hatte es vor etwa 25 Jahren als Schullektüre schon einmal gelesen und hatte nur noch Bruchstücke in Erinnerung, und die Tatsache, dass es mich schon damals sehr beeindruckt hatte. Heute ist das nicht anders, auch wenn die Schwerpunkte etwas anders liegen. Damals war es die Situation im Dritten Reich, die mir zuvor nie so lebendig vor Augen geführt worden war. Heute sind es Gedanken über Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Glaubensfragen, die mich besonders zum nachdenken angeregt haben. Dazu die ziemlich kühle Sprache, fast zu exakt, die düstere Grundstimmung, beklemmend und doch voll von jugendlichem Gefühlsüberschwang: Genial. Das kostenlose eBook aus Izzys freier Bibliothek wies leider einige Satzfehler auf, aber darüber kann man – bei dem Preis – dann schon hinwegsehen. Insgesamt sehr empfehlenswert. Auch wenn Viele es aus der Schule noch kennen werden: Lest es noch einmal! Das Buch ist es wert. ( )
Alles Denken ist ihnen verhaßt. Sie pfeifen auf die Menschen! Sie wollen Maschinen sein, Schrauben, Räder, Kolben, Riemen - doch lieber als Maschinen wären sie Munition: Bomben, Schrapnells, Granaten. Wie gerne würden sie krepieren auf irgendeinem Feld! Der Name auf einem Kriegerdenkmal ist der Traum ihrer Pubertät Quelle: Amazon.de ( )
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25. März. Auf meinem Tische stehen Blumen. Lieblich. Ein Geschenk meiner braven Hausfrau, denn heute ist mein Geburtstag.
Zitate
[...] was einer im Radio redet, darf kein Lehrer im Schulheft streichen. Und während ich [die Schulaufsätze] weiterlese, höre ich immer das Radio: es lispelt, es heult, es bellt, es girrt, es droht - und die Zeitungen drucken es nach und die Kindlein, sie schreiben es ab.
[Abschnitt: "Die Neger"]
Seit es eine menschliche Gesellschaft gibt, kann sie aus Selbsterhaltungsgründen auf das Verbrechen nicht verzichten. Aber die Verbrechen wurden verschwiegen, vertuscht, man hat sich ihrer geschämt. Heute ist man stolz auf sie. Es ist eine Pest. Wir sind alle verseucht, Freund und Feind. Unsere Seelen sind voller schwarzer Beulen, bald werden sie sterben. Dann leben wir weiter und sind doch tot.
[Abschnitt: "Die Pest"]
Ich trinke, ich trinke - Meine Damen und Herren, ich liebe den Frieden nicht! Ich wünsche uns allen den Tod! Aber keinen einfachen, sondern einen komplizierten - man müßte die Folter wieder einführen, jawohl: die Folter! Man kann nicht genug Schuldgeständnisse erpressen, denn der Mensch ist schlecht!
[Abschnitt: "Das Zeitalter der Fische"]
"Die Buben lesen alles. Aber sie lesen nur, um spötteln zu können. Sie leben in einem Paradies der Dummheit und ihr Ideal ist der Hohn. Es kommen kalte Zeiten, das Zeitalter der Fische." "Der Fische?" ""Ich bin zwar nur ein Amateurastrolog, aber die Erde dreht sich in das Zeitalter der Fische hinein. Da wird die Seele des Menschen unbeweglich wie das Antlitz eines Fisches."
[Abschnitt: "Das Zeitalter der Fische"]
Die Pfade der Schuld berühren sich, kreuzen, verwickeln sich. Ein Labyrinth. Ein Irrgarten - mit Zerrspiegeln. Jahrmarkt, Jahrmarkt! Zahlt Buße und Strafe für die Schuld eures Daseins! Nur keine Angst, es ist zu spät! - -
Alle wollten den Z sehen. Besonders die Damenwelt. Vernachlässigt und elegant, waren sie geil auf Katastrophen, von denen sie kein Kind bekommen konnten. Sie lagen mit dem Unglück anderer Leute im Bett und befriedigten sich mit einem künstlichen Mitleid.
[Abschnitt: "Mordprozeß Z oder N"]
Man feierte den Geburtstag des Oberplebejers. Die Stadt hing voller Fahnen und Transparente. [...] Und wie ich so denke, konstatiere ich mit einer gewissen Befriedigung, daß auch aus meinem Fenster ein Fähnchen flattert. Ich hab es bereits gestern aben hinausgehängt. Wer mit Verbrechern und Narren zu tun hat, muß verbrecherisch und närrisch handeln, sonst hört er auf. Mit Haut und Haar. Er muß sein Heim beflaggen, auch wenn er kein Heim mehr hat. Wenn kein Charakter mehr geduldet wird, sondern nur der Gehorsam, geht die Wahrheit, und die Lüge kommt. Die Lüge, die Mutter aller Sünden. Fahnen heraus! Lieber Brot, als tot! -
[Abschnitt: "Fahnen"]
"Die Ansichten des Herrn Lehrer waren mir oft zu jung." Der Präsident staunt. "Wieso?" "Weil der Herr Lehrer immer nur sagte, wie es auf der Welt sein sollte, und nie, wie es wirklich ist." Der Präsident sieht den Z groß an. Fühlt er, daß nun ein Gebiet betreten wurde, wo das Radio regiert? Wo die Sehnsucht nach der Moral zum alten Eisen geworfen wird, während man vor der Brutalität der Wirklichkeit im Staube liegt?
[Abschnitt: "Schleier"]
"Herr Lehrer", höre ich den N, "erinnern Sie sich an eine Geschichtsstunde im vorigen Winter. Wir waren im Mittelalter und da erzählten Sie, daß der Henker, bevor er zur Hinrichtung schritt, den Verbrecher immer um Verzeihung bat, daß er ihm nun ein großes Leid antun müsse, denn eine Schuls kann nur durch Schuld getilgt werden." [...] "[...] In jener geheimnisvollen Stunde, da eine Schuld durch eine andere Schuld getilgt wird, verschmilzt der Henker mit dem Mörder zu einem Wesen, der Mörder geht gewissermaßen im Henker auf [...]"
[Abschnitt: "Das Gespenst"]
Letzte Worte
Julius Caesar hat mir einen Totenkopf geschenkt. Daß ich nur nichts verliere! Pack alles ein, vergiß nichts! Laß nur nichts da! Der Neger fährt zu den Negern.
Mit seinem Roman Jugend ohne Gott, der im Oktober 1937 im Amsterdamer Exil-Verlag Allert de Lange erschienen ist, etablierte sich Horváth nicht nur als antifaschistischer Autor, sondern erlangte auch internationale Reputation. Der Roman wurde bald nach dem Erscheinen in zahlreiche Sprachen übersetzt. Der vorliegende Band zeigt die Genese des Buches aus seinen beiden Vorarbeiten. Einerseits ist dies das Schülerdrama Der Lenz ist da! von 1934, das an Wedekinds Frühlings Erwachen anknüpft und bereits ein Jungen-Zeltlager, ein Mädchen-Ferienlager und eine Diebesbande enthält. Bei der zweiten Vorarbeit, die als unmittelbare Vorstufe des Romans angesehen werden muss und auf das Jahr 1936 datiert, handelt es sich um das Romanprojekt Auf der Suche nach den Idealen der Menschheit, in dem Horváth die Lehrerfigur entwickelt. Das genetische Konvolut zu dem Werkprojekt ist aufgrund von Überlieferungsverlusten äußerst schmal. Der Band enthält die beiden einzigen überlieferten und bis dato unbekannten Blätter aus der eigentlichen Werkgenese des Romans. Mangels eines Manuskripts aus Horváths Hand basiert die Endfassung des Romans auf dem Erstdruck. So wird der heute im (Schul-)Kanon fest verankerte Roman ohne die sinnstörenden Fehler späterer Ausgaben lesbar.
Ich hatte es vor etwa 25 Jahren als Schullektüre schon einmal gelesen und hatte nur noch Bruchstücke in Erinnerung, und die Tatsache, dass es mich schon damals sehr beeindruckt hatte.
Heute ist das nicht anders, auch wenn die Schwerpunkte etwas anders liegen. Damals war es die Situation im Dritten Reich, die mir zuvor nie so lebendig vor Augen geführt worden war. Heute sind es Gedanken über Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und Glaubensfragen, die mich besonders zum nachdenken angeregt haben.
Dazu die ziemlich kühle Sprache, fast zu exakt, die düstere Grundstimmung, beklemmend und doch voll von jugendlichem Gefühlsüberschwang: Genial.
Das kostenlose eBook aus Izzys freier Bibliothek wies leider einige Satzfehler auf, aber darüber kann man – bei dem Preis – dann schon hinwegsehen.
Insgesamt sehr empfehlenswert. Auch wenn Viele es aus der Schule noch kennen werden: Lest es noch einmal! Das Buch ist es wert. ( )