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Lädt ... The Voices of Marrakesh: A Record of a Visit (Original 1980; 2001. Auflage)von Elias Canetti (Autor), J.A Underwood (Übersetzer)
Werk-InformationenDie Stimmen von Marrakesch von Elias Canetti (1980)
German Literature (283) Lädt ...
Melde dich bei LibraryThing an um herauszufinden, ob du dieses Buch mögen würdest. Keine aktuelle Diskussion zu diesem Buch. Als ich ein Kind war, lass mein Vater das Buch „Die Fackel im Ohr“ von Elias Canetti. Ich weiß noch, dass der Titel für uns Kinder gleichermaßen erheiternd wie befremdlich war. Jahrzehnte später lese ich nun mein erstes Buch von Elias Canetti, „Die Stimmen von Marrakesch“. Die Sprache, gleichermaßen melancholisch wie ernsthaft und um unbedingte Genauigkeit bemüht, erinnert mich an meinen Vater und die Literatur, die er las und die ich durch ihn kennenlernte. Bereits der erste Satz ist großartig: „Dreimal kam ich mit Kamelen in Berührung und es endete jedesmal auf tragische Weise.“ Im Grunde zeigt schon dieses Kapitel, das mir eigentlich auch am besten gefiel, die metaphorische Erzählkraft Canettis. Er erzählt von Kamelen, die gegen menschliche Willkür keine Chance haben, aber gleichzeitig erzählt er auch vom Krieg, von Sanftmut und Raserei, von Geduld und Gewalt. Auch das letzte Kapitel rundet hier ab: „Der Unsichtbare“ ist als Mensch nur noch auf ein Bündel reduziert, doch er lebt. Und ein einziger Laut überlebt alle anderen Laute. Man kann nicht umhin diesen Stolz auf das Leben sinnbildlich zu deuten für alle Unterdrückten, nicht zuletzt auch für die Juden in der Shoa. Aber natürlich ist das Buch auch ganz direkt und unverstellte Reisebeschreibung und hier geht Canetti den Weg der gewaltfreien Kommunikation, zu beobachten ohne zu bewerten. Er deutet nicht. Natürlich hat er einen europäischen, vielleicht eurozentrischen Blick, doch das würde ich nicht negativ werten, da Canetti selbst seine eigene Identität immer wieder in Frage stellt und stellen lässt, als Europäer, als Engländer, als Jude. Dieses Buch funktioniert also auf vielen Ebenen und nicht zuletzt vermag es auch ganz banal Marrakesch, seine Straßen und Stimmen selbst heute noch nach 60 Jahren zu vermitteln. Zeige 3 von 3 keine Rezensionen | Rezension hinzufügen
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Diese Aufzeichnungen einer Reise nach Nordafrika gehen über das blosse Beobachten und Beschreiben des Gesehenen hinaus und suchen seinem eigentlichen Sinn nahezukommen. Keine Bibliotheksbeschreibungen gefunden. |
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Das Werk ist kein klassischer Reisebericht sondern eine Aneinanderreihung von 14 kurzen Szenen. Auffallend ist, das Canetti sich nicht wie ein klassischer Tourist an das marokkanische Leben nähert. Im Vordergrund seiner Schilderungen stehen weder visuelle Eindrücke des Landes und seiner Sehenswürdigkeiten, noch Vergleiche mit aus Europa Gewohntem, sondern eher akustische und olfaktorische Wahrnehmungen. Genau dies macht das Buch besonders: Canetti schafft in wenigen Zeilen ein alle Sinne umfassendes Erlebnis für den Leser und versetzt ihn so ins vom eurozentrischen Standpunkt aus gesehen authentische Marrakesch vor dem Einsetzen des Massentourismus. ( )