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Lädt ... Geisterfest. (1985)von György Konrad
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Kunstvoll geknüpfter, autobiographischer Essayroman um den Leidensweg einer jüdischen Großfamilie in Ungarn, deren Angehörige und Freunde nach Auschwitz deportiert wurden Keine Bibliotheksbeschreibungen gefunden. |
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Google Books — Lädt ... GenresMelvil Decimal System (DDC)894.51133Literature Literature of other languages Altaic, Finno-Ugric, Uralic and Dravidian languages Fenno-Ugric languages Ugric languages Hungarian Hungarian fiction 1900–2000Klassifikation der Library of Congress [LCC] (USA)BewertungDurchschnitt:
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(http://www.librarything.com/work/568745/book/138375181).
Zwischen Autobiographie und Roman: Erinnerungen und Gedanken über sich und andere, über die Liebe, über das Schreiben („Ich glaube, eine Ähnlichkeit zwischen Liebe und Literatur besteht auch darin, daß beiden das Possenhafte gut zu Gesicht steht.“ 322) auch zur Geschichte, über Begegnungen und Begebenheiten damals und heute, nicht unbedingt in zeitlicher Reihenfolge: so kann man das Buch irgendwo aufschlagen, man braucht es nicht vom Anfang zum Ende zu lesen. Konrád schreibt, dass es von ihm gesagt sei, er wäre hier Autor des eigenen Lebens. Erinnerungsbilder lassen einen Anflug von Handlung entstehen. Gedankenassoziationen – man folgt oder läßt es bleiben.
Mir gefällt seine bildhafte Sprache selbst in einer Übersetzung; einige Zitate:
Über das Schreiben: „Es bedarf ständigen Trainings, damit sich die Muskulatur der Sprache strafft. ... In den Straßen der Komposition ein Strömen der Sätze, ich sehe sie räumlich. Beim Übertragen des früher Geschriebenen tritt aus den Wortanhäufungen der eigentliche Text wie Blindenschrift hervor. Langsame Destillation ...“ 298
„Jeder Mensch besitzt irgendeine Ideologie, einen Kranz von Ideen, weshalb er was tut. Ich habe noch niemanden getroffen, für den die innere Selbstrechtfertigung nicht eine Lebensnotwendigkeit wäre.“ 206
„Es gibt einige in dieser Stadt, die Freizeit höher schätzen, als Geld. Am Donauufter sehe ich betagte Männer mit einem Buch in der Hand spazieren gehen, sie setzen sich auf eine Bank, lesen ein paar Seiten, schlendern dann weiter.“ 260.
Du sollst nicht töten: „Mit dem Verbot und der Versuchung zu töten sind wir identisch ...“ 281
„Die meisten halten das, wovor sie Angst haben müssen, als schicksalhaft, daß es auf ihren Blumengarten hagelt ebenso wie den Umstand, daß sie ermordert werden.“ 295
Es ist eines der ganz wenigen Bücher, von denen ich wünschte, sie wären ohne Ende. (I-17)
Ein weiterer Kommentar (I-20): Dieses Buch begleitet mich seit langem. Mir genügt es nicht, es einmal gelesen zu haben. In Mußestunden schlage ich es irgendwo auf, lese ein paar Sätze, keine fortlaufende Handlung stört dies. Eine Welt öffnet sich: Erinnerungen, Gedanken, Bilder, die sich mit den Sätzen im Buche mischen. Lesen wird zu einem Dialog. So wie es sein sollte.
Konrád selbst nennt den Roman einen „autobiographischen Essayroman“„Tagebuch, Chronik, Schwärmerei, Querschnitte aus dem Bewußtsein.“ Ein Diskurs „eher oszillatorisch als linear.“ „Wer weiß, was wahr ist und was nicht? Was ist meine Wirklichkeit?“ so fragt er sich (S.300f der st Ausgabe). Die Geister seiner jüdischen Großfamilie, viele 1944 ermordet, suchen ihn auf im Garten bei Budapest, setzen sich ihm gegenüber an den Grabsteinschreibtisch unter den Obstbäumen, tauschen Erinnerungen, Gedanken aus. “Der Roman ist eine vollendete Form, das ganze Bewußtsein passt in ihn hinein, …
Einige Sätze, die mir auffielen:
„Ja, ich bekenne, daß ich folgendes denke: Die Geschichte ist das gemeinsame Werk von Gott und Teufel. Sie arbeiten Hand in Hand, es kann sogar sein, daß die beiden eins sind. …Was hast du gegen die Hypothese einzuwenden, daß Gott und der Teufel ein und derselbe seien? Gott macht keinen Unterschied zwischen gut und böse, nur ich tue das, denn ich bin sterblich. (26, 12)
„Ich habe die Politik immer für eine Art Zirkus gehalten. In der Arena versetzen sich die Clowns gegenseitig Fußtritte in den Hintern, sie zanken sich lustig, sie unterhalten uns , … Ich habe so lange über die Politik gelacht, bis die Bescherung da war. (310f)
Der 11-jährige Kobra 1944 in Budapest „konnte nicht begreifen, daß diese bewaffneten Männer [zum töten] einen besseren Grund haben könnten als die Dummheit. Sie brüllen, poltern, schießen wild um sich, benehmen sich wie Possenreißer. Die Sache fängt da an, daß mit dem Verstand eines Menschen, der tadellos dem Befehl Stillgestanden gehorcht, etwas nicht in Ordnung ist. So ein Mensch ist zu allem fähig. Kobra beschloß, für ihn sollte es im ganzen Leben nur ein Rührt euch geben.“
Über seine Schreibarbeit:
„Die Freiheit der Phantasie und die Freiheit des Bürgers hängen miteinander zusammen. Schreiben ist ständige Übertretung, Grenzverletzung … über das Erlaubte, über das Erträgliche hinausgehen. (27)
„Der Mensch hat Sehnsucht nach einer großzügigen und fortführbaren Arbeit, nach einer lebenslangen Anstellung, nach ineinanderwachsenden Werken, nach der Schaffung einer sich alles einverleibenden Welt, in der wir unsere Stimme wechseln können, je nachdem, in wen wir uns verbergen. … - Jedes deiner Bücher ist ein Vorhang zwischen dir und der Welt, ein Versteckspiel. - der Autor muß ein Mandarin sein; man soll meine Zeichen lesen lernen! (301, 308) ( )